Die Preisträgerin Dr. Susanne Schreiber von der Charité Berlin erforscht die Kommunikation von Nervenzellen im Gehirn. Welche Spannung von einem Nervenzellentyp übertragen wird, ist von den unterschiedlichen Ionenkanälen der Zelleund deren räumlicher Verteilung abhängig. Ihre Forschungsergebnisse sollen zur Aufklärung neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen beitragen. Als letzter Gastbeitrag der Preisträgerinnen für „For Women in Science” berichtet Susanne Schreiber, weshalb es für deutsche Forscherinnen keine Selbstverständlichkeit ist, auch von zu Hause aus arbeiten zu können.
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Auch ich bin Mutter von zwei Kindern und gleichzeitig engagierte Forscherin und habe mich damit für ein Leben entschieden, dessen Alltag mich mitunter vor größere Herausforderungen stellt. Wie bereits in mehreren Beiträgen geschildert wurde, ist es nicht immer ganz einfach, das Familien- und das Wissenschaftlerinnenleben unter einen Hut zu bekommen. Das Hauptproblem ist und bleibt der Zeitmangel. Auch wenn man dieses Problem wohl nie ganz zufriedenstellend wird lösen können, so gibt es doch aus meiner Sicht einige wesentliche Dinge, die es Frauen erleichtern, gleichzeitig Mutter und Forscherin zu sein. Dies sind (1) eine gute Ganztagskinderbetreuung, mitunter auch über die Schließzeiten der Kita hinaus, (2) die Möglichkeit, sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren und unwichtigere Dinge zu delegieren, (3) die Flexibilität des Arbeitsplatzes und (4) ein engagierter Partner.

Während sich der letzte Punkt nur bedingt steuern lässt und es letztlich eine große Glückssache ist, ob man einen entsprechenden Partner zur Seite hat, der nicht nur ebenso wie man selbst Freude an der Erziehung der Kinder hat, sondern auch bereit ist, dafür manchmal Kompromisse einzugehen, gibt es für die anderen Punkte in zunehmenden Maße Unterstützungsmöglichkeiten. Mir persönlich wurden diese zuteil, als ich mich vor einem guten Jahr um ein Stipendium der Nüsslein-Volhard Stiftung beworben habe.

Von „For Women in Science” hatte ich zwar gehört – allerdings kannte ich nur das internationale Programm von der UNESCO und L’Oréal. Mich habe ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht als Zielgruppe für die Auszeichnung gesehen – darum war ich umso überraschter, als ich über die Nüsslein-Volhard-Stiftung für eine Förderung vorgeschlagen wurde. Durch dieses umfassende Stipendium konnte ich im vergangenen Jahr meine Kinder zusätzlich und mit gutem Gewissen individuell betreuen lassen und somit deutlich mehr Zeit für meine Arbeit aufwenden und mir andere Arbeiten, im Haushalt, abnehmen lassen.

Bei der Preisverleihung tauschte ich mich mit den beiden weiteren Preisträgerinnen Maiwen Caudron-Herger und Petra Ritter über den Verwendungszweck des Stipendiums aus und wir stellten bald fest, dass wir drei über die familiäre Unterstützung hinaus gar nicht so individuelle, sondern vielmehr dieselben Bedürfnisse für unsere Arbeit hatten: Wir alle hatten zu Hause nur „alte Krücken” stehen, uralte Laptops, die die Arbeit nicht gerade erleichtern. Gerade, wenn man zu Hause aber ein Kleinkind hat, ist es umso wichtiger, auch mal von dort aus Paper schreiben zu können.

In der deutschen Förderlandschaft ist es schwer, einen Laptop zu bekommen. Wenn man zum Beispiel an die Deutsche Forschungsgemeinschaft einen Projektantrag stellt, sind Fördermittel für die „Grundausstattung” darin nicht inbegriffen, da Grundausstattung in unserem föderalen System Ländersache ist und die Universitäten selbst für solchen “Luxus” meist kein Geld haben. Laptops müssen privat finanziert werden, leider. Dabei ist es nicht nur praktisch, sondern extrem hilfreich, auch einmal vom „Home Office” aus zu arbeiten oder via Skype Konferenzschaltungen mit den Kollegen – die ja zum Teil im “zeitverschobenen” Ausland arbeiten – abzuhalten. Auch wenn ursprünglich eher für individuelle Karriereseminare gedacht, wurde von Seiten der Stiftung und UNESCO-L’Oreal unserem Wunsch stattgegeben und ich tippe inzwischen diesen Artikel abends von zu Hause auf dem neuen Laptop – die Kinder sind bereits im Bett. Auch wenn ein Laptop nicht das Institut beziehungsweise Labor ersetzen kann: Er trägt auch wesentlich dazu bei, dass ich die vorhandene Zeit besser nutzen kann.

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Eine pauschale Lösung für die Herausforderungen, denen Wissenschaftlerinnen mit Kindern sich stellen müssen, gibt es leider nicht. Aber ich persönlich habe erfahren können, dass mit einer überschaubaren finanziellen Unterstützung auch scheinbar kleine Dinge wesentlich dazu beitragen, dass man als Forscherin seinen individuellen Weg weitergehen kann. Ich hoffe, dass die Initiative der Nüsslein-Volhard Stiftung nicht die einzige bleibt, sondern dass es langfristig politisch durchsetzbar wird, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Kindern und Partnern, die ebenfalls beruflich engagiert sind, die Vereinbarkeit von Familie und Forschung durch finanzielle Unterstützung zu erleichtern.