Deswegen ist Deutschland/ Mitteleuropa geologisch ja so spannend. Es gibt von allem etwas. Egal ob Badlands, sehr alte oder junge Gesteinsformationen, Meteoritenkrater und Vulkane oder eben Permafrost. Diesen findet man im hessischen Kreis Limburg-Weilburg, am Südhang der Bergkuppe der Dornburg. Mittlerweile ohne Burg, aber mit massiver Gerölldecke und vegetationslos. Nichtalpiner Permafrost ist in unserem Land sehr ungewöhnlich. Sehr spezielle Gegebenheiten müssen zusammenkommen, um diesen Status zu erhalten:
– Ein Hang mit einer Neigung von mindestens 25%
– fehlende Vegetation
– eine mehrere Meter mächtige Geröllschicht als Decke auf dem Gesteinsuntergrund
Auf dem Hang selbst gibt es einen Winter- und einen Sommerluftstrom: Beim Wintereinbruch ist das dunkle Gestein wärmer als die Umgebung und die so angewärmte, leichtere Luft strömt vom Berg nach oben. Wie im Wohnzimmer der Heizkörper für eine Zirkulation sorgt, so funktioniert dies auch hier. Durch den aufsteigenden warmen Luftstrom wird von der Hangsohle kalte Luft angezogen und strömt am Hang aufwärts. Ohne schützende Pflanzendecke kühlt das Gestein und der Boden natürlich wesentlich intensiver aus als vergleichbare Bereiche mit Bewuchs.
Im Sommer dann gibt die umgebende Luft ihre Wärme an die Basalte ab. Sie wird kälter und strömt am Berg hinab. Im Tal ist der Luftstrom so kalt, dass gefallener Schnee und gebildetes Eis des Winters ganzjährig nicht auftauen. In der Energiebilanz bedeutet das, dass täglich sieben Tonnen Eismasse abschmelzen.
Eine im 19. Jahrhundert bestellte wissenschaftliche Untersuchung erkundete bereits, dass in der lockeren Geröllschicht ca. 2m Eis vorhanden sei. Ausserdem sei das anschließende Erdreich bis in eine Tiefe von 8m gefroren.
Moderne Betrachtungen ergaben noch weitere Besonderheiten dieser Lokalität: eine endemische Flora und Fauna. Flügellose Käfer, die sonst nur in Gletschernähe hausen kommen hier vor. Untersuchungen des Erbgutes ergaben, dass sie hier isoliert seit dem Ende der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren überlebt haben.
Das nenne ich im wahrsten Sinne des Wortes: Cool.
(mehr Info gibts hier)
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