Ich glaube, die Geophysiker um Ross Hartley können ein Wort nicht mehr hören: ATLANTIS!
Um geowissenschaftliche Forschung für alle Welt interessant zu machen reicht es wahrscheinlich nicht, einen wirkllich spannenden Prozess zu entdecken und zu beschreiben, nein, ein hübsches Aushängeschild muss her. Und wie so oft, muss das alte, verlorengegangene Atlantis herhalten.
Doch worum geht es denn eigentlich?
Die Wissenschaftler der University of Cambridge haben 3-D-Analysen seismischer Daten verwendet, um eine känozoische Küstenlandschaft zu rekonstruieren, die im Nordosten Europas im paläozän-eozänen Klimaoptimum vor 55 Mio Jahren existierte.
Der isländische Mantelplume unterströmte eine Region von 10.000 Quadratkilometern und sorgte durch die resultierenden Temperaturschwankungen für ein intermittierendes An- und Abschwellen des Krustenbereiches, der heute Schottland darstellt.
Die Schelfregionen wurden mehrmals auf über Meeresspiegelniveau angehoben. In dem Zuge setzte natürlich sofort eine erosive Zersetzung des Materials und dessen Abtragung ein. Nach Erreichen des Maximalanstiegs kam es aufgrund von fehlendem Magmanachfluss zur Absenkung der Region und der damit verbundenen Überdeckung mit marinen Sedimenten.
Eine solche Paläomorphologie wurde nun vom Team um Ross Hartley untersucht.
Drei Anhebungsperioden konnten definiert werden, bei dem die Hebungsrate jeweils zwischen 200m und 400m lag. Hügel von 800m ü.NN entstanden so in einem Wimpernschlag, denn die Gesamtdauer der “kleinen Orogenese” betrug in etwa eine Million Jahre.
In dieser Zeit entwickelte sich ein ausgeprägtes Netzwerk von Drainagestrukturen. Acht Flüsse transportierten den groben Schutt in die zentrale Senke, entwässert wurde das Tal über einen mäandrierenden Strom hin zu einer prominenten Klippe.
Das Ganze liegt nun unter etwa 2000m Sedimentdecke im Nordatlantik.
Und, mal ganz ehrlich, mit ein bisschen Fantasie wird daraus eine idyllische Halbinsel, viel schöner als irgendein übertriebener antiker Mythos. Lassen wir die Wissenschaft für sich sprechen. Sie ist schön genug.
Quelle: Transient convective uplift of an ancient buried landscape Ross A. Hartleya, Gareth G. Roberts, Nicky White, Chris Richardson, May19, 2011
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