Im Schülervortrag „Römische Militärschiffe am Nassen Limes” von Christoph Schäfer, Professor an der Universität Trier, wurden die Nutzungsbereiche, Aufgaben und Eigenschaften, vor allem aber die verschiedenen Arten und Herstellungswege römischer Militärschiffe behandelt.
Von Thomas Geier
Als Nassen Limes bezeichnet man die als Erweiterung zum Limes genutzten Bereiche von Donau und Rhein. Je weiter sich das Römische Reich ausdehnte, desto größer wurde der Druck auf die Grenzen des Imperiums. Die Flüsse stellen eine natürliche Grenze dar, die es abzusichern galt. Auch an unpassierbaren Stellen mit schneller Strömung war dies notwendig, da die Flüsse im Winter meist komplett zugefroren waren und somit ein Überwinden dieser Grenze möglich gewesen wäre.
Die Römer setzten Schiffe als Eisbrecher ein, die auf den Flüssen patrouillierten, ihn somit kontrollierten und dafür sorgten, dass der Fluss unpassierbar blieb. Man errichtete Stützpunkte entlang der Flüsse, die Burgi. In diesen Burgi, die etwa 15-30 Kilometer voneinander entfernt standen, waren Schiffe stationiert, die dann im Abstand von 3 km patrouillierten. Es handelte sich um 200 Schiffe, die 600 Flusskilometer bedienten. So konnte ein Überschreiten der Grenzen verhindert werden.
Das Projekt Viktoria – Rudern wie ein Römer
Ein sehr wichtiger Fund in Oberstimm bei Ingolstadt legte dann den Grundstein für das Projekt „Viktoria“, das Christoph Schäfer begleitet hatte und nun vorstellte. In der Donaugemeinde Oberstimm wurden zwei sehr gut erhaltene Römerschiffe gefunden, die nur deshalb so gut erhalten waren, weil sie in der damaligen Zeit bewusst versenkt wurden, um vermutlich einen Steg oder Pier, der als Anlegestelle dienen sollte, darauf zu bauen.
Innerhalb eines Forschungsprojekts wurde ein komplettes Römerschiff mit Orginalwerkzeug und -material nachgebaut.
Anhand der aus diesem Fund erhaltenen Erkenntnisse wurde 2007 ein Projekt gestartet, in dem ein komplettes Schiff mit Werkzeugen und Materialien der damaligen Zeit nachgebaut wurde und auf Stabilität, Fahrverhalten und vor allem auf die Nutzung von Wind und Ruderkraft als Antrieb untersucht wurde.
Schäfer erklärte, dass die Schiffe damals mit Mallen, d.h. Holzreifen, die als Schablone für den Schiffsbauch dienten, gebaut wurden. Diese wurden später entfernt und durch hölzerne Riemen ersetzt. Die Mallen konnten dann für weitere Schiffe benutzt werden. Es entstand eine Serienproduktion. Das Projekt Viktoria wurde wie bei den Römern in der Antike auch mit Nadelholz in Nut-und-Feder-Bauweise umgesetzt.
Die Federn bestanden aus härterem Eichenholz. Bei antiken Schiffen, wie der Fund von Oberstimm beweist, wurden nur Bug und Heck mit Eisennägeln stabilisiert. (vgl. Foto rechts) Die anderen Planken wurden mit Holznägeln verzahnt und somit fest miteinander verbunden. Eine sehr stabile Bauweise.
Nach der Erläuterung zum Bau der Schiffe, ging Schäfer auf die Testfahrt ein, die viele neue Erkenntnisse liefern sollte. Diese musste auf strömungsfreiem Gewässer durchgeführt werden. Der Ratzeburger See erwies sich als perfekter Versuchsort. (Auf dem Foto oben sieht man die Ruderer auf der Victoria in Aktion. Bildquelle: Pressestelle Uni Trier)
Nach der Testfahrt, die von einem auch beim America’s Cup verwendeten Computer und GPS-System aufgezeichnet wurde, erkannte man, dass diese Schiffe wendiger, schneller und stabiler waren als gedacht. Außerdem konnte mit dieser Testfahrt bewiesen werden, dass das Segel einen gleichwertigen Antrieb zum Ruder darstellte. Mithilfe der GPS-Daten konnte man erkennen, dass man mit diesen einfachen Segeln schon kreuzen, also im Zickzack gegen den Wind fahren konnte. Auch gelang den Testfahrern eine Wende sowohl unter Segel als auch mit Ruder in weniger als 30 Sekunden.
Christoph Schäfer beendete seinen Vortrag mit den Worten: „Das Projekt kostete alle Beteiligten sehr viel Muskelkraft, hat jedoch sehr viel Spaß gemacht.” Auch hat das gesamte Projekt bewiesen, dass die Römer ihre Grenzen zu sichern wussten, wobei ihnen die Schiffe von großem Nutzen waren.
(Redaktion: KP/MS)
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