Kommentare (4)

  1. #1 Ulrich Berger
    Oktober 5, 2010

    Bis heute ist die von Schmalenbach vor allem seit den 1930er Jahren vorangetriebene Betriebswirtschaftslehre dem Vorwurf ausgesetzt, nicht „wissenschaftlich” zu sein: ein klarer Fall von „Ausgrenzung” einer Teildisziplin.

    Mag sein, aber zumindest teilweise zu Recht. Der BWL fehlt eine einheitliche Theorie und in großen Teilen ist sie eine Methodensammlung.

  2. #2 kamy
    Oktober 6, 2010

    Ich denke, man muss zwischen Beschreibung eines Zustandes oder eines wirtschaftlichen Prozesses und der Prognostik unterscheiden. Man kann das durchaus mit dem Wetter oder Klima vergleichen: es ist leichter einen gegenwärtigen Zustand bis in die kleinste Details zu erforschen, als Prognosen bis zur nächsten Woche zu erstellen. Das Problem ist die Generalisierbarkeit der gefundenen Modelle.
    Ich kann mich noch erinnern, dass ich mit Kollegen schon in den 90ern die hohe private Verschuldung in den USA diskutiert habe. Es war absehbar, dass es irgendwann “knallt”, aber wann und vor allem, was dann am Ende der auslösende Moment ist, kann ähnlich schwer prognostiziert werden, wie das Entstehen eines Tornados – die Großwetterlage kann auf ein Unwetter hindeuten, nur wann und wo die Katastrophe zuschlägt kann man auch in der Wirtschaftswissenschaft noch nicht wirklich gut beschreiben. … ist aber in Arbeit 😉
    Es ist vielleicht auch oft ein wenig unfair, den Leuten schlechte Prognosen vorzuwerfen. Stellt euch mal vor, ihr hättet in den Achtzigern eine Bevölkerungsprognose erstellen müssen – tja, und dann kam die Wiedervereinigung. Seid ihr dann ein schlechter Prognostiker gewesen, weil ihr mit eurer Prognose so weit daneben gelegen habt? (Sorry, für das simple Beispiel). Oder: eure Prognose verändert den Lauf der Entwicklung, wenn ihr zum Bsp. Berater seid.
    Ich glaube, an die Güte von Prognosen werden zu hohe Erwartungen gestellt. Auch wirtschaftliche Entwicklungen sind chaotisch, aber die Wiwi’s müssen immer das “Weihnachtswetter” korrekt vorhersagen. Seufz.

  3. #3 Christian Jung
    Oktober 6, 2010

    @kamy
    An Deinen Ausführungen zeigt Du, weshalb Historiker nicht unbedingt versuchen sollten, die Zukunft vorauszusagen. Auch wenn die Geschichte immer den sog. “Wellenbewegungen” folgt, können die wenigsten Ereignisse vorausgesagt werden.

  4. #4 miesepeter3
    Oktober 7, 2010

    Die Wirtschaftswissenschaften kann man auch als Komprimat aller Wissenschaften bezeichnen. Man untersucht etwas, stellt eine gewisse Regelmäßigkeit fest und erhebt diese zum Naturgesetz. Das geht immer so lange gut, bis ein nicht regelkonformes Ereignis stattfindet. Dann wird das “Naturgesetz” zur widerlegten Theorie. Nur geht das bei den Wirtschaftswissenschaften um einiges schneller als in den Naturwissenschaften.
    Wie heißt es so schön? “Irre sind menschlich”.