Auf eine Forschungsfrage von Christiane Blumberg antwortet ScienceBloggerin Ludmila Carone:
Mit Uhren den Raum zu vermessen, das mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen. Das Konzept begegnet uns aber sogar manchmal im Alltag. Gerade während des derzeit unsteten Sommerwetters kann man damit die Entfernung eines Blitzeinschlages abschätzen: Der Blitz ist aufgrund der großen Geschwindigkeit des Lichtes beinahe instantan zu sehen, der Donner braucht aber eine gewisse Zeit für seine Ankunft. Genauer gesagt braucht er für 340 Meter eine Sekunde. Wenn ich also nach einem Blitz leise die Sekunden mitzähle und weiß, dass drei “Schallsekunden” etwa einem Kilometer entsprechen, kann ich nur mit Hilfe einer groben Zeitangabe die Entfernung zwischen mir und dem Blitz ungefähr bestimmen.
Nicht viel anderes steckt hinter dem Konzept des Lichtjahres. Hier wird aber Licht und nicht Schall als Basis für die Entfernungsvermessung verwendet. Ein Lichtjahr ist demnach einfach nur die Strecke, die das Licht innerhalb eines Jahres zurücklegt: Etwa 9,5 Billionen Kilometer.
Es gibt verschiedene sehr gute Gründe ausgerechnet Licht als Maß für kosmische Entfernungen zu verwenden.
Licht bzw. elektromagnetische Wellen sind sowieso meist das einzige, was wir von Sternen, Galaxien oder extrasolaren Planeten bei diesen unvorstellbar großen Entfernungen jemals zu sehen bekommen werden. Sie sind also die primäre Informationsquellen über die Natur ferner Objekte im Weltall.
Außerdem wissen wir dank Einsteins spezieller Relativitätstheorie, dass Licht eine Art kosmisches Metronom ist. Egal wie sich was in Bezug zueinander wie schnell bewegt, Licht bewegt sich im Vakuum immer mit der Lichtgeschwindigkeit c. Die Lichtgeschwindigkeit ist sogar die oberste Geschwindigkeit, mit der Information übermittelt werden kann. Zusammen mit dem Konzept des Vermessens des Raumes mit Uhren führt das zur Einsicht, dass Raum und Zeit untrennbar zusammengehören. Sie bilden eine Raumzeit, in der sich Information mit maximal Lichtgeschwindigkeit verbreitet.
Wenn also ein Stern hundert Millionen Lichtjahre weit weg ist, dann sehen wir den Stern heute hier auf der Erde so wie er war, als das Licht ausgesandt wurde – vor hundert Millionen Jahren. Vor hundert Millionen Jahren war die Erde mitten in der Kreidezeit. Die Dinosaurier dominierten die Erde, selbst die Kontinente waren anders angeordnet und der Mensch mit seinen Fragen sollte erst in vielen, vielen Millionen Jahren auf der Bildfläche erscheinen.
Daher erinnert uns die Einheit Lichtjahre daran, dass unser Blick zu den Sternen immer auch ein Blick in die Vergangenheit ist. Je tiefer wir in den Weltraum blicken, desto tiefer geht der Blick rückwärts in der Zeit. Er reicht inzwischen bis hin zu den Anfängen des Universums.
» Ludmila Carone ist Planetologin und bloggt Hinterm Mond gleich links |
Kommentare (4)