Auf eine aktuelle Forschungsfrage von beate F. antwortet Marc Scheloske:
Die kleinen, lästigen Fliegen, die in der Küche das Obst umschwirren sind, das vorweg, strenggenommen gar keine Fruchtfliegen, sondern Taufliegen (Drosophiliden). Sie werden umgangssprachlich häufig auch Obst-, Essig- oder Gärfliegen genannt.
In der Küche sind Taufliegen jedenfalls der Alptraum. Doch was die Hausfrau und den Hausmann fluchen lässt, das sorgt bei Forschern für glänzende Augen: Denn Taufliegen haben eine sehr hohe Reproduktionsrate und lassen sich leicht züchten.
Die schnelle Vermehrung der Fliegen ist jedenfalls der Grund dafür, dass sie urplötzlich (und dann gleich in Schwärmen) auftauchen. Zur Nahrungsaufnahme und zur Eiablage suchen die Taufliegen bevorzugt gärende Stoffe, das können Früchte, Säfte, Wein, Bier oder Küchenabfälle sein. Einer weiblichen Taufliege genügt schon eine kleine Schadstelle an einem Apfel, um dort ihre Eier abzulegen. Und das sind bis zu 400! Bereits einen Tag später schlüpfen die Larven, im günstigsten Fall sind diese (nach dem Durchlaufen der Verpuppungsstadien und der weiteren Entwicklung) schon nach gut einer Woche voll entwickelt.
Wenn eine einzige Taufliege nach einer Woche schon für vierhundert Nachkommen sorgen kann, dann wird klar, weshalb die kleinen Fliegen so massenhaft auftreten. Für die Wissenschaft ist das natürlich sehr spannend. Deshalb wurde Drosophila schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum bevorzugten Untersuchungsobjekt der genetiker.
Drosophila melanogaster (die “schwarzbäuchige” Taufliege) ist ein Star unter den Modellorganismen. Die kurze Reproduktionsrate (8-14 Tage), die leichte Züchtbarkeit und die Tatsache, dass sie nur vier Chromosomenpaare besitzt und sich sehr gut für Kreuzungsversuche eignet, sind die Hauptgründe dafür.
» Marc Scheloske ist Wissenschaftssoziologe und Redakteur von ScienceBlogs |
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