Als ich 1994 an meiner Diplomarbeit über Spieltheorie schrieb, hatte auch unter den wissenschaftlich interessierten Zeitgenossen kaum jemand das Wort “Spieltheorie” jemals gehört. Dann kam der Herbst 1994 und der Wirtschafts-Nobelpreis ging an drei Spieltheoretiker. Einer davon war der amerikanische Mathematiker John F. Nash, nach dem das Herzstück der Spieltheorie, das Nash-Gleichgewicht, benannt ist. (Das Bild links habe ich beim Spieltheorie-Weltkongress 2004 aufgenommen.) Was dabei für mich genauso wie für viele Kollegen am überraschendsten war, war zu erfahren, dass Nash noch lebt. Seit den 1950er Jahren hatte er nichts mehr veröffentlicht und viele gingen davon aus, dass er schon lange verstorben war.
Das war glücklicherweise nicht der Fall, aber Nash hatte sich drei
Jahrzehnte lang quasi von dieser Welt zurückgezogen. Ende der 1950er
Jahre erkrankte er 30jährig an Schizophrenie und erst seine
schleichende Genesung Anfang der 1990er brachte ihn und seine
Geschichte zurück ans Tageslicht. Die tragische Lebensgeschichte des
zwischen “Genie und Wahnsinn” schwankenden Mathematikers wurde durch
die packende Biographie von Sylvia Nasar
einem breiteren Publikum bekannt gemacht und erreichte die Massen durch
die einigermaßen hollywoodeske und mehrfach Oscar-gekrönte Verfilmung unter dem gleichnamigen Titel “A beautiful mind” mit Russell Crowe als John Nash.
Und weil auf den ScienceBlogs kürzlich heftig über die Zulässigkeit von
Religionskritik diskutiert wurde, lasse ich jetzt einfach John Nash
sprechen, der im Interview mit dem Tagesspiegel über den Unterschied zwischen normal und verrückt gestern folgendes verriet:
Allerdings hängt es auch immer von gesellschaftlichen Übereinkünften
ab, was als verrückt gilt und was nicht. Schauen Sie sich doch nur die
katholische Kirche und ihre Wunder an. Man kann offen sagen, dass man
daran glaubt, und dennoch ernst genommen werden. Was ich sagen will,
ist, dass allgemein akzeptiertes Denken nicht unbedingt etwas mit
Rationalität zu tun haben muss. Die Realität ist immer eine Art von
Fiktion, der alle zustimmen.
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