Die MedUni Wien braucht offenbar Geld.
Das Problem mit der TCM ist, dass es nichts gibt, was man lehren könnte.
Sicher, die MedUni kann den Medizinern, die in ihrer Praxis aufgrund der
gestiegenen Nachfrage von Patientenseite auch TCM anbieten wollen,
zweifelsohne etwas bieten: Sie kann sie darin unterrichten, wo bei der
Akupunktur bei welchen Beschwerden üblicherweise gestochen wird. Sie
kann ihnen beibringen, wie die Moxibustion traditionell gehandhabt wird.
Wo die Meridiane verlaufen sollen, in denen das Qi fließen soll. Welche
Kräutlein bei welchen Bagatellkrankheiten laut TCM angeblich helfen
sollen, etc.
Im besten Fall kann die MedUni ihren neuen Lehrgangs-Studierenden
erklären, wie man beim “Moxeln” das Abfackeln des Patienten verhindert,
dass man beim Ausrotten von
Pflanzen möglichst auf TCM-Kräuter mit
Aristolochiasäure verzichten sollte, dass der Schwarzbären-Gallensaft
nicht mehr unverzichtbar ist und dass man die paar Tiger, die es noch
gibt, vielleicht in Ruhe lassen könnte.
Günstig wäre auch der allgemeine Hinweis, dass die Therapie mit
TCM-Kräutern meist darin besteht, dass man dem Patienten
eine unbekannte Dosis eines unbekannten Wirkstoffs mit
unbekannter Wirkung und unbekannten Nebenwirkungen verabreicht. Und dass
für die Meridiane der TCM trotz intensiver Suche keine
physiologischen Korrelate gefunden wurden, wie der Wissenschaftler
sich vornehm auszudrücken pflegt (auf Deutsch: es gibt keine Meridiane).
Aber für all das braucht es keine Universität, auch wenn manche sich
das einbilden. Dafür gibt es Wochenendkurse, wie für Feng Shui und
Angewandte Kinesiologie. Die Lehre an einer Universität sollte – gerade
in der Medizin – eine wissenschaftliche Grundlage haben. Die TCM hat
keine.
Die medizinische Forschung zur TCM ist hiervon übrigens unberührt, und
es ist nicht auszuschließen, dass es in ferner Zukunft zumindest ein paar
wissenschaftlich abgesicherte Teilbereiche der TCM gibt, die dann in die
Lehrbücher einfließen könnten. Doch die MedUni will TCM nicht lang
und breit erforschen, sondern gleich einmal drauf los lehren. Gewiss,
normalerweise ist die Reihenfolge umgekehrt, aber die Forschung kostet
nun leider einmal Geld, wohingegen so ein Unilehrgang günstigenfalls
Geld einbringt.
Geld korrumpiert, auch Universitäten.
Nachtrag vom 24.03.2010: Wer sich näher für die Lehrinhalte interessiert, kann diese dem offiziellen Curriculum entnehmen. (Dort findet man u.a. z.B. 30 Stunden Vorlesung über “Meridians and Acupoints“.) Selbstverständlich ist zwecks “Qualitätssicherung” auch eine Evaluation geplant. Wer wird die durchführen?
“TCM-Experten” werden also evaluieren. Schön, dann kann ja nichts mehr schief gehen…
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