Überraschung ist das freilich keine, aber als ich vor ziemlich genau einem Jahr über eine “besonders perfide Marketingstrategie” der Granderwasser-Firma IPF berichtete, war es noch nicht 100%ig sicher.
Wovon ist die Rede? Die Strategie der Granderwasserfirma, speziell ihres “Forschungsleiters” Johannes Larch ist die folgende: Man finanziert für ein Taschengeld eine Diplomarbeit an der TU Graz. Dabei wird mit allen möglichen Methoden, die Naturwissenschaft und Technik zu bieten haben, fieberhaft versucht, einen Unterschied zwischen Granderwasser und normalem Leitungswasser zu finden. Findet man einen solchen Unterschied, so wird das Resultat sofort als “wissenschaftlicher Beweis” für die Wasserbelebung a la Grander verkündet, und unkritische Medien erledigen den Rest. So lief es etwa bei der inzwischen längst widerlegten Geschichte mit der durch Grandertechnologie angeblich reduzierten Oberflächenspannung.
Sind hingegen – und das ist der Normalfall – sämtliche Resultate negativ, so lässt man die fertige Diplomarbeit für die maximale Dauer von fünf Jahren sperren. Wie und warum das funktioniert, habe ich letztes Jahr anhand des Falles der Diplomarbeit von Margit Hölbling dargelegt. Sie hatte mit sieben verschiedenen Methoden nach Unterschieden von Wasser und Granderwasser gesucht und genau gar nichts gefunden. Ihre 2004 fertiggestellte Diplomarbeit musste daraufhin bis 2009 auf die Freigabe für die Öffentlichkeit warten.
Diese Form der Unterdrückung von unliebsamen wissenschaftlichen Ergebnissen hat bei der Granderwasserfirma offenbar System. Am Ende meines Beitrags hatte ich damals rhetorisch gefragt:
Und jetzt das Sommerrätsel zum Mitraten: Was wird wohl die seit 2006 gesperrte Diplomarbeit von Herrn Maier ergeben, wenn sie 2011 freigegeben werden wird?
Tatsächlich geht aus dem Titel der Diplomarbeit von Herrn Maier, Solvatisierungseigenschaften unterschiedlich behandelter Wässer, nicht einmal hervor, dass es Granderwasser war, das untersucht wurde. Naheliegend war dies allerdings, und wie sich jetzt herausstellte auch richtig. Und wie gesagt: auch die Ergebnisse waren naheliegend.
Herr Maier hat sich sechs verschiedener physikalisch-chemischer Methoden bedient. Gefunden hat er nada, nix, niente.
Die Frustration auf Grander-Seite dürfte groß gewesen sein. Vielleicht ist das der Grund für den späteren Strategiewechsel, der ein wenig jenem in der Homöopathieforschung ähnelt. Seit 2007 gibt es nämlich eine an der Uni Graz entstandene BWL-Diplomarbeit in Gestalt einer Anwender-Befragung über die Zufriedenheit von Grander-Kunden aus der Industrie. Eine simple Fragebogenstudie, die mit pseudowissenschaftlichem Quatsch angereichert ist:
Aus der Homöopathie weiß man, dass das Wasser aufgrund der Clusterbildung Informationen speichern und abgeben kann
Die Antworten der Grander-Kunden, die die inzwischen völlig ins Esoterik-Metier gewechselte Autorin erhoben hatte, waren zur Zufriedenheit der Granderwasserfirma ausgefallen, weswegen diese Arbeit jetzt der einschlägigen PR dient.
Im neuen Bachelor-Master System eröffnen sich da ungeahnte Möglichkeiten für die Grander-PR. Tausende Bachelor-Kandidaten warten bereits auf geeignete Themen für Bachelorarbeiten. Die sind gewiss noch billiger zu haben.
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