Als der Genom-Forscher Craig Venter unlängst in München weilte, wollte ich wissen, warum seine aktuelle Autobiografie „A Life decoded“ sich in den USA ganz gut verkauft, in viele Sprachen übersetzt wird, aber er bislang keinen deutschen Verleger gefunden hat.
„Sogar auf chinesisch und portugiesisch wird das Buch erscheinen, aber ich glaube, die Deutschen möchten so wenig wie möglich mit Gentechnik zu tun haben“, sagte Venter im persönlichen Gespräch. Die Suche nach einem Verlag sei bisher nicht erfolgreich gewesen. Als weiteren Beleg für das geringe Interesse an seinem Forschungsgebiet wertete Venter die erstaunliche Leere im Auditorium Maximum der TU München, wo er sich am 23. November einer öffentlichen Diskussion stellte. „Die Leute hier wollen am liebsten genfreies Essen“, witzelte der 60-jährige, der die Präsentation seiner Biografie mehr fürchtete als die Offenlegung seines Genoms. Es störe ihn gar nicht, dass seit diesem Sommer jeder Forscher in seinen Erbanlagen herumstöbern kann. Man sollte seine Erbinformationen nicht mehr fürchten, so das Credo der US-Forschers, „als einen Blick in den Spiegel“. Die Autobiografie sei dagegen eine „sehr persönliche und private Sicht“ auf sein Leben. Wer also die Biografie vom Einstein des Biotech-Zeitalters in Deutsch lesen will, muss noch warten – vielleicht findet sich ein Verleger in Österreich oder der Schweiz.
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