Das Klonen von Menschen ist verboten. Sie vor der Geburt genetisch zu verändern auch. Gut so? Sicher. Und trotzdem machen die Menschen es zumindest im Geiste längst.

„Deutschland sucht den Superstar“ läuft mittlerweile zum fünften Mal. Wer auf das Ergebnis gespannt ist, kann sich auch die vier vorherigen Sieger anschauen. Irgendwie gewinnen am Ende immer die gleichen Typen. Zumindest weibliche Popgrößen scheinen inzwischen vom Fließband zu laufen: Sie sind südländisch angehaucht mit einer Nuance ins afrikanische, sie besitzen einen überbordenden Vorbau, gebleichte Zähne, die Stupsnase himmelwärts gerichtet. Was nicht so ist, wird so gemacht.

Die Gleichmacherei ist zum Kulturgut geworden. Gut 200.000 Deutsche lassen sich jedes Jahr schönheitsoperieren. 15.000 Nasen hat der Münchner Werner Mang zurechtgebogen und damit weltweit 15.000 Menschen mit verblüffend ähnlichem Profil erschaffen. Busenimplantate haben Einheitsform, Hautstraffungen ein festgelegtes Schnittmuster. Da mögen Ethiker noch so sehr über den Angriff der Forscher auf die menschliche Würde klagen. Die meisten Menschen sind schon weiter. Sie wären gern Klone. Oder zumindest genetisch ihren Idolen in irgendeiner Form angeglichen. Sie würden viel dafür geben, hätten ihre Eltern sie optimiert.

Und hätten diese Eltern schon damals über die entsprechenden Möglichkeiten verfügt, sie hätten es wohl liebend gerne getan. Der Einwand, dass sie dabei über ein ungeborenes Leben bestimmen, zählt nicht wirklich. Supermütter und Überväter optimieren schon jetzt Unmündige – sie nennen es nur anders. Sie schicken Zweijährige zur musikalischen Frühförderung und beten, dass Konzertpianisten aus ihnen werden. Sie lassen sie im Vorschulalter Englisch lernen, die globale Managerkarriere bereits im Hinterkopf. Sie stecken sie auf Sportinternate und hoffen auf Olympiamedaillen. Supereltern fördern nicht mehr nur, sie fordern. Sie wollen, dass ihre Nachkommen die Träume ausleben, an denen sie selbst gescheitert sind. Wenn ihnen künftig auch noch das Klonen oder der genetische Eingriff zur Verfügung stehen sollte, finden sie das umso besser. Denn im Geiste wenden sie die Methoden schon heute an.

Bei diesem Thema bringt nicht der Wissenschaftler den Menschen um seine Würde, sondern jeder Mensch sich selbst. Der Forscher zieht nur die Konsequenzen.

Kommentare (3)

  1. #1 Arnd
    Februar 11, 2008

    Ich weiss, das klingt jetzt vielleicht zynisch: aber ist das menschliche Genom wirklich heilig? Ich persönlich bin Atheist.

    Natürlich werden die Möglichkeiten der Gentechnik auch viele negative Dinge bringen… aber wir Deutschen sind immer so 100% auf das Negative fixiert, dass eventuelle positive Auswirkungen gar nicht erst diskutiert werden.

  2. #2 Peter Artmann
    Februar 11, 2008

    Den neuen Menschen wollten doch schon viele erfinden:
    In der französischen Revolution den homme nouveau (für alle anderen die Guillotine)
    Bei den Kommunisten den Kommunist (sonst Genozid oder Kulturrevolution)
    Bei den Nazis den Herrenmenschen (mit Ausrottung und Zuchtversuchen)

    doch letztlich sind diese Ideen viel älter. Im Kern beruht jede Religion auf einer Transformation des Menschen. Im Christentum soll die Taufe die Umformung einleiten, im Islam und Judentum die Beschneidung …

    Jetzt kommt die Wissenschaft mit möglichen Eingriffen ins Erbgut. Tatsächlich geht das ja auch. Aber was weiß man schon über Sachen, die wirklich interessieren?

    Letzten Endes wird es ja doch so ausgehen wie jede DSDS-Staffel: Es gibt eine riesige Freude über das entdeckte Potenzial und nur wenig später erfüllen sich die Erwartungen nicht und der vermeintliche Superstar ist am Ende doch keiner gewesen …

  3. #3 Jesus
    September 5, 2009

    Ich fänd´s nicht verkehrt wenn man mich nachklonen würde. Dann hätte ich wenigstens mal einen vernünftigen Gesprächspartner und nicht immer so dilettantische Mitläufer…