Anlässlich der laufenden Verhandlungen auf Bali fünf Gründe, warum hierzulande jeder über Klimaschutz redet:
1. Weil er wichtig ist. Würde aber das alleine ausreichen, es wäre eine Premiere.
2. Der Klimawandel ist so herrlich berechenbar. Die Weltbevölkerung verbrennt derzeit jährlich 7,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff aus Erdöl, Kohle und Gas. Daraus entstehen 26,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Diese Menge und die Emissionen aus vorherigen Jahrzehnten speichern in jedem Quadratmeter Erdoberfläche 1,66 Watt in Form von Wärme. Entsprechend stieg die Temperatur bis heute um 0,74 Grad Celsius. In der Bilanz lauern ein paar Unischerheiten, und um welchen Wert sie weiterhin steigen wird, ist noch unklar. Trotzdem gilt: Umweltschutz ist plötzlich eine erstaunlich einfache Gleichung.
3. CO2 ist das Symbol, das der Naturschutzbewegung jahrzehntelang gefehlt hat. Es ist ein simples Molekül – einmal Kohlenstoff, zweimal Sauerstoff – und bringt doch sämtliche Umweltprobleme auf einen Nenner: aussterbende Arten, Abholzung, Wasserknappheit, Wüstenbildung, Energieverschwendung, Ölkatastrophen, Flächenversiegelung.
4. Klimaschutz gibt Politikern ihre Macht zurück. Den Einfluss auf die Wirtschaft haben sie mit der Globalisierung und den multinationalen Konzernen verloren. Frieden ist zumindest in Europa Wirklichkeit geworden und in der Sozialpolitik ist die Zeit der Revolutionen vorerst vorüber. Die Debatten gehen nur noch darum, welche Gesellschaftsgruppe wie viel Geld bekommt. Ganz anders beim Klima. Seit der UN-Klimabericht den Menschen ganz offiziell mit “90-prozentiger Wahrscheinlichkeit” schuldig erklärte, können Parteikader endlich wieder am ganz großen Rad drehen: an der Rettung der Welt.
5. Sich zum Klimaschutz zu bekennen, ist einfach: Man gehört immer zu den Guten.
Leider garantieren diese fünf Gründe nicht, dass das Geschacher um jede Tonne Kohlendioxid ein gutes Ende nimmt. Sie bedeuten jedoch, dass die Verhandlungen weitergehen. Und das ist schließlich auch schon was.
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