Ich kann gut verstehen, dass der LHC-Beschleuniger Teilchenphysiker und Wissenschaftsjournalisten gleichermaßen fasziniert: Aufregend ist der Vorstoß in den Aufbau der Materie, faszinierend die Technik, großartig schon die doppelseitigen Fotos der gigantischen Experimentiermaschine: Endlich mal wieder richtige Grundlagenforschung! Ich möchte dennoch eine ketzerische Frage stellen: Was sind eigentlich die Opportunitätskosten dieses Experiments?
Über drei Milliarden Euro verschlingt dieses teuerste Messinstrument in der Geschichte der Menschheit, womit sich die ursprünglich erwarteten Kosten – wie üblich bei solchen Großprojekten – in etwa verdoppelt haben. Das ist eine ganze Menge Geld. Zum Vergleich: Der letzte DFG-Förderbericht weist für den Zeitraum von 2002 bis 2004 nur 351 Millionen Euro Fördermittel für die gesamte deutsche Physik aus. Liege ich falsch in der Annahme, dass unzählige andere interessante Forschungsvorhaben in der Physik derzeit scheitern, weil das Geld an den LHC abfließt? Deutschland ist immerhin mit etwa 20 % an den Kosten von CERN beteiligt.
Schon eher nachvollziehbar ist es, wenn solche Summen etwa an Projekte wie den Fusionsreaktor ITER gehen. Wird er zum Erfolg, dann ist immerhin ein großes Problem der Menschheit gelöst. Aber Milliarden für den Nachweis des Higgs-Teilchens?
Komisch, dass solche Fragen auch unter Wissenschaftsjournalisten so wenig diskutiert werden. Die Feuilletons haben mittlerweile mitbekommen, dass Opernhäuser auch finanziert werden müssen.
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