Eine kleine Beobachtung am Rande der Debatte um die Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln: Wie eine Branche Ängste schürt und gleichzeitig fürchtet, Opfer dieser Ängste zu werden.
Zum Beispiel Michael Grolm. Er ist einer der Protagonisten der Genfood-Gegner, Organisator zahlreicher Feldbefreiungen und außerdem Bienenzüchter. Fragt man ihn nach seinen Vorbehalten gegen die grüne Gentechnik, sagte er einmal: „Finden sich in meinem Honig Spuren gentechnisch veränderter Pollen, will ihn keiner mehr kaufen.“
Das erstaunliche Argument taucht in der gesamten Biobranche auf: Sie fordert 100 Prozent gentechnikfreie Produkte, weil – siehe oben – Verbraucher nicht bereit sind, kleinste Kontaminationen zu akzeptieren.
Noch freut sich die Branche, weil wir ihr die Ängste abkaufen, die sie selbst schürt. Gleichzeitig aber wird sie nervös, weil der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen auch hierzulande an Boden gewinnt.
Vielleicht würde es der Biobranche daher gut tun, künftig etwas weniger Furcht zu verbreiten. Denn beim Thema Verunreinigung geht es gar nicht um das wichtigste Argument für ökologisch erzeugte Produkte: den Umweltschutz. Im Supermarkt richtet Reis schließlich keinen Schaden mehr an, und sei er noch so kontaminiert. Wer trotzdem warnt, warnt vor Gesundheitsschäden. Doch selbst die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht bei den international gehandelten und zugelassenen Sorten kein Risiko.
Natürlich können Ökolandwirte die Gentechnik ablehnen. Ihre Gründe mögen auch durchaus nachvollziehbar sein. Dürfen sie aber auch konventionellen Landwirten den Anbau unmöglich machen? Ich glaube nicht.
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