Ganz Deutschland scheint auf der Suche nach einer Jugendkultur zu sein. Welches Medium hat in den vergangenen Monaten nicht schon mindestens einmal gefragt: Ist es Hip-Hop? Und wo ist der Punk geblieben? Eine Antwort.
Jugendkultur ist schlicht: eine neue Form der Kommunikation. Sie ist überall dort, wo sich Freunde per SMS unterhalten, über en Internet-Dienst Lokalisten verabreden oder bei StudiVZ über Professoren, Lehrer und Nachbarn lästern. Wenn sie Videos bei Youtube einstellen und Urlaubsbilder hochladen. Wenn sie sich online verabreden, um den Kaufrekord von 3617 Burgern zu knacken. Partys organisieren, die erst 24 Stunden vor dem Termin Ort und Gästeliste verschicken. Jugendkultur ist, neue Technologien so zu nutzen, dass man überall sein kann – aber nirgends sein muss. Sie ist eine ständige Wanderung zwischen zwei Welten. Sie macht die Wirklichkeit virtuell und das Virtuelle wirklich.
Ein sicheres Zeichen dafür, dass die These stimmt, ist die hysterische Antwort der Erwachsenen auf die Entwicklung. Für so manchen Feuilletonisten und Erziehungsberechtigten steht nichts Geringeres als der Mensch als menschliches Wesen zur Debatte. Wo soll das hinführen, wenn unsere Kinder nur noch mit Maschinen kommunizieren? Wohin also? Ganz einfach: in eine Rebellion im Virtuellen. Sie ist nicht ganz geheim, aber doch irgendwie Untergrund. Jugend ist auch heute noch, was sie schon immer sein wollte: nicht greifbar. Und wenn doch, dann am liebsten erst im letzten Moment. Guerilla sein. Diesmal sammeln sich die Truppen eben im Netz. Allen ratlosen Rufen zum trotz: Die Gegenwart hat eine Jugendkultur – und sie ist sogar lebendiger als jede vor ihr. Eben weil niemand bisher ihre Existenz bemerkt hat.
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