Das Internet ist prall gefüllt mit Wissen und, man hat allumfassend Zugriff und kann damit alles jederzeit an jedem Ort nachschlagen. Muss man also selbst zukünftig nichts mehr wissen, das heisst bestimmte Fakten und Umstände im Kopf autonom parat haben? So einfach wird es uns unser Gehirn nicht machen und der Grund liegt in den Verschaltungseigenschaften von Nervenzellen im menschlichen Gehirn.
Treten zwei Ereignisse gleichzeitig auf, oder assoziieren wir einen Begriff mit einem anderen, so werden die Kontaktstellen, Synapsen genannt, zwischen Nervenzellen verändert. Ein solches Netzwerk bezeichnen Hirnforscher als assoziativ, d.h. die Verbindungen von Nervenzellen untereinander sind in ihrer Stärke (Durchlässigkeit für Signale) verstellbar.
Eine der wichtigen Eigenschaften dieser assoziativen neuronalen Netze besteht darin, dass neue Informationen immer in bestehende Netzwerke eingebaut werden. Und hierin begründet sich die Macht des Wissens: Wer viel weiß, kann leicht Neues mit altem Wissen in vielfältiger Art und Weise verknüpfen. Wer umgekehrt wenig weiß und neues Wissen erwerben soll, muss jedes mal wieder ganze Netzwerke zusammenschalten, anstatt nur neue Verstrebungen in bestehende einzuziehen. Dies zeigt sich auch daran, dass selbst ein hoher IQ und eine schnelle Auffassungsgabe nicht notwendig ausreichen, um in Schule und Beruf erfolgreich zu sein. Ein gutes Vorwissen zahlt sich dagegen immer aus, wie Studien gezeigt haben. Auch wer etwas nachschlagen will braucht für eine intelligente Suchstrategie viel Vorwissen und Allgemeinbildung.
Man muss sich dabei übrigens keine Sorgen machen, dass der Speicherplatz in unserem Kopf für den enormen Wissenszuwachs in der Welt nicht gerüstet ist. Berechnungen zufolge, können wir die äquivalente Speichermenge von 100 Millionen Daten CDs abspeichern. Unser Problem wird dann eher sein, aus diesen Daten die richtigen auszuwählen und dass uns zur richtigen Zeit das richtige auch einfällt. Man braucht also nicht nur Strategien, wie man effektiv lernt, sondern auch was man lernen sollte und wissen „muss“ und daher braucht man auch zukünftigen Zeiten Werte und Normen an denen sich die Speichermaschinerie des Gehirnes orientieren kann.
Klar ist in jedem Fall, dass was wir lernen können und was wir als Personen sind, wie wir denken, entscheiden und handeln, in unseren Gehirn individuell abgespeichert ist. Man kann zwar ein Herz oder eine Niere eingepflanzt bekommen und immer noch dieselbe Persönlichkeit haben wie vor der Transplantation. Würde man uns dagegen ein anders Gehirn einpflanzen, so wären wir auch eine andere Person, mit einem anderen Wissensschatz, anderen autobiografischen Erinnerungen und anderen Emotionen – wir wären nicht mehr was wir waren, sondern wir wären die andere Person, dessen Gehirn uns eingepflanzt wurde. Die Komplexität des menschlichen Gehirns und seine enge Verquickung mit dem Blutkreislaufsystem, lässt es vom momentanen Wissensstand her, allerdings als unmöglich erscheinen, ein solches Gedankenexperiment in die Tat umzusetzen.
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