Kürzlich haben mich die Artikel zum Thema „Elite” und der Diskurs zu Julia Friedrichs Buch aufmerksam gemacht.
Unter „Elite” habe ich aus der historischen Brille betrachtet, immer Militärelite-Einheiten und ihre Angehörigen verstanden.


Ein Mitglied des deutschen Adels sagte mir mal, Eliten gäbe es nicht mehr, da der Adel nicht mehr das Sagen hat und der eben die Elite sei.
Dann konnten wir die Tage lesen, das die tollen Beratungsgesellschaften, die sonst nur die Besten, ergo die „Elite” eines Jahrgangs rekrutierten, jetzt vor lauter „Elite-Bewerbern” gar nicht mehr wissen, wen sie nehmen sollen.
Und dann gibt es ja schon eine Weile eine Anzahl von Büchern die sich mit den „Nieten in Nadelstreifen” auseinandersetzen.
Also haben wir hier ein komplexes Problem. Wer gehört dazu? Warum brauchen wir Eliten? Ist Elite vielleicht eine genauso treffende Beschreibung wie Golfer? Sind Eliten immer Gewinner? Wenn ja von was? Ist Elite vorne? Wenn ja wo ist das?

Julia Friedrich hat sich eine Weile in den Institutionen umgesehen, die gerne diesen Zusatz „Elite”- vor ihrer eigentlichen Bezeichnung tragen.
Was ist bei der Recherche herausgekommen? Beim Lesen lag mir jedenfalls der Schluss nahe, dass die vorgestellten Elite-Ausbilder, Rekrutierer und der Elite-Nachwuchskräfte unbedingt dazugehören wollen, wo oben, reich, wichtig, Gewinner, alles richtig gemacht, dran steht. Dass neben den Wörtern vielleicht auch noch Inhalt wie Aufgabe, Verantwortung, Menschlichkeit, Lebenssinn oder Unabhängigkeit drin sein sollte, kam irgendwie nicht vor. Die Autorin hat für sich diese Leere im System „Elite” ja auch gefunden und sicher nicht nur medienwirksam auf eine Karriere in diesem System verzichtet. Verständlich und nachvollziehbar.

Erschreckend ist für jemanden außerhalb dieses Systems, dass es ja genug Teilnehmer gibt und dass unser Land anscheinend ja auch von diesen habgierigen, machtzerfressenen Zombies regiert wird.
„Minderleister” kannte ich bisher nur als Theaterstück, aber Menschen abzuqualifizieren, die mit einer normalen Arbeitswoche und einem „normalen” Leben zufrieden sind, ist schon beeindruckend. Hauptsachen 70 Stunden, egal wie sinnhaft das Ganze ist. Prima! Tolle Leistung!

Dass es anders geht, liegt in der Natur des Menschen begründet, der sich in seiner Geschichte immer wieder verstand anzupassen. Vielleicht sind die individuellen Stellschrauben; egal ob die Triebfeder Kinder, Wunsch nach Freizeit, Verzicht auf Geld für Lebensqualität oder Alterung ist ja nachhaltiger als dieses von außen betrachtet kranke System.