Eine dezentrale und vor allem auf dem Land stattfindende Kunstausstellung mit dem Titel COLOSSAL – Kunst Fakt Fiktion hat sich der Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V. (LVO), begleitend zur Jubiläumsausstellung “Imperium-Konflikt-Mythos, 2000 Jahre Varusschlacht” im Osnabrücker Land ausgedacht. Für die Durchführung wurde der ehemalige künstlerische Leiter des MARTa Herford Jan Hoet gewonnen.


i-4072bfb7f035bd3d0580d09ef5d711b3-colossal.jpg

Bildquelle: Screenshot Colossal – Kunst – Fakt- Fiktion

Hoet geht seinem Credo nach, “ohne Bauernhöfe kein Krieg” und hat deshalb viele Kunstprojekte, die von insgesamt 20 Künstlerinnen und Künstlern realisiert wurden, auf Bauernhöfe der Region gebracht. Viele Hofbesitzer wurden angesprochen und haben erst zögerlich und dann begeistert mitgemacht.

Das es sich dabei wirklich um verstörende, aufrüttelnde Kunst handelt zeigt die Arbeit der Künstlerin Fabrice Gygi. Ihre Arbeit “Multipotence” kommt wie so oft bei der Künstlerin als “der Wolf im Schafspelz” daher.

Es handelt sich um einen zylindrischen Betonsockel, der die Basis eines mit Nieten befestigten Metallturmes ist. Der Turm besteht aus einem vierseitigen, metallischen Strukturgitter, in je zwei Bahnen in einem Quadrat angelegt.

Am oberen Ende sind Holzbalken eingefügt die zu Eindrittel/Zweidrittel aus dem Metallturm herausragen. Das ganze wirkt auf den ersten Blick wie ein Klettergerüst oder eine nicht fertig gebaute Schaukel und wenn der Betrachter auf diesem Wege ist, kann auch die Assoziation des Galgenbaumes von Jaques Callot aufkommen.

i-8606e228e8a863fcb97d832c39c34de8-Gygiweb.jpg

Bildquelle: N. Vandre, Osnabrück 2009

Ästhetisch, ein bisschen unpraktisch und mal eben eine öffentliche Hinrichtung, das sind die gewollten Formen der Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk. Nicht in der Vergangenheit, nicht in der scheinbar unzivilisierten Gesellschaft, sondern plötzlich mitten unter uns, im hier und jetzt und das in Belm auf dem Meyerhof Belm.

Die grauenhaften Bilder finden im Kopf statt und lassen einen die Skulptur nur schwer ertragen, auch wenn das erst der innere Dialog freilegt. Gygi hat sich mit ihrer Arbeit mit dem Thema, ausgehend von der historischen Varusschlacht, eben dem massenhaften Sterben der 3 Legionen (15.000 römische Soldaten) beschäftigt, auch wenn das historische Ereignis und die Jubiläumsfeierlichkeiten, oft mehr spielerisch und lustig aufgezogen sind.

Colossal eignet sich als Rundreise durch den Landkreis Osnabrück und hat noch mehr solch überraschender Kunstwerke an unüblichen Orten auf Lager.