Das erste, was einem Journalisten wie mir auffällt, der seine Artikel seit Jahren auf einem Apple Laptop schreibt, ist die Dichte der Apple-Computer in den Labors und Büros hier im MPI. Hier arbeitet offenbar jeder mit Apple Computern. Auf den Arbeitsplätzen steht die (noch) aktuelle Generation der Alu-iMacs. Die weißen iMacs sind schon ausrangiert (hier stehen zwei auf der Fensterbank). Ansonsten: Wo man hinsieht, schreiben die Leute auf MacBooks, weiß und alufarben.

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Haben Biologen ein Faible für schöne Computer? Sind Macs die besseren Biologencomputer? Eine Freundin, Biologin an der Uni-Köln, arbeitet an einem Apple iMac. Der Stammzellforscher, den ich vor Jahren an der Uni Bonn besuchte, hat sein ganzes Labor mit Macs ausgestattet. Am MPI in Jena, wo ich einen Geruchsforscher besuchte: alles voller Macs. Allerdings mit Windows-Software.

Nicola Maghelli, Postdoc in Ivas Labor, ist Physiker. Er meint an meiner Beobachtung könnte was dran sein. Vielleicht gibt es so etwas wie verschiedene Computerkulturen in der Wissenschaft (wir wollen es nicht ganz so hoch hängen, Vorlieben, Vorlieben ist vielleicht das besser Wort.) Physiker verwenden eher PCs, sagt Nicola, wenn auch mit Linux oder anderen Betriebssystemen. Zumindest hat er in seinen vorherigen Labors mit PCs gearbeitet. Das deckt sich mit meiner Beobachtung: Zwei befreundete Physiker nutzen ebenfalls PCs.

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Einer der Vorteile der PCs ist für Nicola (der zumindest auf einem MacBook schreibt): Er kann ganz individuelle Lösungen entwickeln, den Computer und die Programme seinen Bedürfnissen viel besser anpassen als einen Mac. Die Möglichkeiten gibt es beim Mac nicht in der Form, weil es ein geschlosseneres System ist. Doch die Vielfalt der PC-Welt hat auch ihre Nachteile: es treten Probleme auf, weil es so viele Hersteller gibt.

Abgesehen von der darüber hinaus bekannten Virenanfälligkeit der Windowswelt hörte ich auch, dass einer der Vorteile der Macs die Bild- und Filmbearbeitungsprogramme seien. Das ergibt in diesem Labor Sinn, da hier Bewegung in der Zelle anhand kleiner Filmchen analysiert wird.

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Daher mal eine Frage, falls hier Biologen und Physiker mitlesen? Wie sind Eure Erfahrungen? Nutzen Biologen vor allem Macs und Physiker PCs? Oder ist die Welt natürlich nicht so einfach, wie ich mir das mit meiner journalistischen schwarz-weiß-Denke zurecht male? Oder hat das mehr mit Max-Planck-Vorlieben und Uni-Finanzzwängen zu tun? (Wenn selbst in Büros und Bibliothek Macs stehen, ist das ja eine generelle Entscheidung der Direktoren, was mir Iva bestätigt).

Das erinnert mich an eine vermeintliche Meldung vor Jahren, dass in Krimis die Guten immer einen Mac nutzen, während die Bösen nur den PC bekommen.

Also: Echtes Muster oder Cherry picking? Wie siehts bei Euch aus?

(Meine Frau ist übrigens Physikerin, ich bin gelernter Biologe: Sie hat einen PC, ich einen Mac).

Bilder: Apple, Microsoft, Wikipedia

Kommentare (17)

  1. #1 Martin
    Oktober 9, 2009

    Also ich dachte immer, dass Physiker Linux benutzen. Ansonsten haben sich die Unterschiede zwischen MacOS und WinXP/Vista/7 inzwischen nivelliert – man nimmt also was man kennt/vorgesetzt bekommt. Ein Muster würde ich in solchen “Daten” nicht suchen wollen, lieber Marcus.

  2. #2 Lenn
    Oktober 9, 2009

    Die Physiker und Chemiker in meinem Bekanntenkreis nutzen alle PCs, allerdings vorzugsweise nicht mit dem abstürzenden Fenster sondern mit dem zuverlässigen Pinguin. Insofern ist deine Beobachtung gar nicht so verkehrt, nur die Icons im Beitrag sind missverständlich. PC != Windows 😉
    Ich bin ebenfalls PC-Nutzer, bin aber aus diversen Gründen (Datensicherheit, Ideologie und nicht zuletzt Kosten) vor längerem von Win auf Linux gewechselt. Ach ja, ich bin übrigens am ehesten der Kategorie Journalist/Medienarbeiter zuzuordnen. Also fiele ich aus dem Raster raus, sorry…

  3. #3 Marcus Anhäuser
    Oktober 9, 2009

    @Lenn
    ” nur die Icons im Beitrag sind missverständlich. PC != Windows”
    stimmt natürlich, ich denke eben normalerweise bei PC an Windows, weil die meisten Leute diese Kombi nutzen.

    Mal sehen, vielleicht baue ich noch einen Pinguin ein.

  4. #4 Marcus Anhäuser
    Oktober 9, 2009

    @Martin
    “Also ich dachte immer, dass Physiker Linux benutzen.” Na, passt doch, sie nutzen einen PC und keinen Mac, zumindest was die Hardware angeht.

  5. #5 Filzo
    Oktober 9, 2009

    Aber Linux läuft auch auf Macs 😉

  6. #6 Marcus Anhäuser
    Oktober 9, 2009

    @Filzo
    inzwischen läuft ja alles auf Macs, braucht man eigentlich keine PCs mehr 😉

  7. #7 Chris
    Oktober 9, 2009

    Also die FACS von BD wurden damals automatisch mit Macs zur Bedienung und Auswertung ausgeliefert. Vermutlich historisch bedingt, weil (damals) Macs einfach stabiler laufen ohne Abstürze.

    FACS = Zellsortierer

  8. #8 Karl Mistelberger
    Oktober 9, 2009

    Bei richtigen Physikern kommt die Rechenleistung aus der Steckdose: https://en.wikipedia.org/wiki/LHC_Computing_Grid, letztendlich aber von Scientific Linux

  9. #9 Mark
    Oktober 9, 2009

    Bin Physikstudent und nutze selber einen PC mit ArchLinux drauf. In meinem Physikerkollegenkreis siehts nicht viel anders aus. Ein, zwei benutzen einen Mac, der Rest ein stinknormales Notebook und manche mit Linux drauf.

  10. #10 Marcus Anhäuser
    Oktober 9, 2009

    @Mark
    na, sag ich doch, passt gut. Nur weiter. Die Frage wäre, ob es denn ein paar mehr Biologen mit Macs gäbe (oder ein paar mehr Max-Planck-Biologen)?

  11. #11 Stefan
    Oktober 9, 2009

    Ich bin Physiker und ganz begeistert von meinem ibook. Aber das hat immerhin ja auch eine Unix-Shell 😉

  12. #12 Patrick
    Oktober 12, 2009

    Also ich bin auch Physiker und benutze privat Linux und habe bisher auch an den Instituten nur Linux gesehen, außer vielleicht mal bei der Sekretärin. 😉

    Auch bei meinen Kommilitonen benutzen doch stark überdurchschnittlich viele Linux, wobei man auch recht viele Macs sieht. Allgemein kann man denke ich sagen, dass Naturwissenschaftler technikaffiner sind als die meisten anderen Menschen und deswegen eben gerne ein “ordentliches” Betriebssystem nutzen. Und die Leute die eben auch etwas Lernaufwand nicht scheuen landen dann eben meist bei Linux. 😉

  13. #13 Marcus Anhäuser
    Oktober 12, 2009

    Linux scheint ein guter Kompromiss zu sein zwischen Sicherheit, Stabilität, Preis und Modifizierbarkeit, wenn man sich denn darauf einlässt.

  14. #14 Kaukomieli
    Oktober 12, 2009

    Hm, vielleicht haben Biologen auch einfach nur mehr Geld? Warum sonst sollte man einen Mac kaufen und dann Windows drauf laufen lassen?

    PS: Sind Juristen Wissenschaftler? Wenn ja benutzen die zum Großteil Computer, die unmittelbar vor Abgabe von Hausarbeiten ausfallen – ganz herstellerunabhängig ;o)

  15. #15 Martin Dressler
    Oktober 14, 2009

    Als ich noch Physik studiert habe habe ich auch viel unter Linux gearbeitet. Mittlerweile bin ich Biotechnologe und irgendwann zum Mac gewechselt, in der Biologie gibt es sehr viel mehr Software für den Mac als für den PC. Es ist irgendwann auch praktischer das zu nehmen was die anderen benutzen, wenn nicht sogar nötig.
    Mittlerweile habe ich mich (ging eigentlich ganz schnell) so sehr an mein schickes graues MacBook gewöhnt dass ich keinen PC mehr haben möchte – auch nicht mit Pinguinen. Den frisst mein Leopard ohnehin auf, wenn er ihm zu nahe kommt 😉 .

  16. #16 Robert F
    Oktober 15, 2009

    Erzielt man mit Mac’s andere Resultate als mit PC’s ????

  17. #17 ToniM
    Februar 12, 2010

    Als Physiker kann ich bestätigen: In der (Uni-)Physikwelt um mich herum wird der Pinguin bevorzugt, wohl schon aus Kostengründen. Außerdem sind die meisten Rechner zu lahm für die aktuellen Fensterversionen. Deshalb gibt’s letztere vor allem an Messgeräten, für die sie dann samt Messprogramm maßgeschneidert sind, dann auch mal als 95 oder 98. (Einer unsrer Recher läuft auf DOS, weil das betagte Messprogramm nix andres kann…) Allerdings weiß ich von vielen an besser ausgestatteten (das heißt im Osten auf jeden Fall nicht-universitären) Forschungseinrichtungen, dass das Fenster auch auf Bürorechnern läuft, damit die Forscher nicht soviel umlernen müssen…