Was steht da eigentlich alles so herum auf einem Laborplatz? Davide, der mir schon erklärte, wie er Zellen zerstört, um die DNS zu extrahieren, erklärt mir die wichtigsten Utensilien auf seiner “bench”. Hier sein Laborplatz im Überblick.
(Wer ein bisschen Im Bild stöbern will, kann es vergrößern, indem er es anklickt).
Lasst uns oben anfangen. Dort steht, in Tüten verpackt, eine ganze Batterie an Schälchen mit Deckeln, die bekannten Petrischalen. Darin befindet sich der Nährboden für die Hefezellen, der Agar. Darauf werden die Hefezellen gezüchtet.
Eine Etage tiefer steht eine ganze Armada an Flaschen, in denen sich verschiedene Chemikalien befinden. Die bernsteinfarbenen Flüssigkeiten sind das Pendant zum Agar: Nährboden oder in dem Fall Nährflüssigkeit, um darin Hefezellen zu vermehren. Links daneben die Flaschen mit den roten Banderolen enthalten Flüssigkeiten, in denen die Hefezellen beim Mikroskopieren schwimmen. Die Linke enthält keinen Stickstoff, das heißt, die Zellen hungern in dieser Flüssigkeit. Weil die Lebensbedingungen also schlecht sind, verhalten sie sich mehr oder weniger ruhig. Vor allem suchen sie sich keine anderen Zellen um mit ihnen zu fusionieren.
Rechts neben den bernsteinfarbenen Flaschen stehen zwei Flaschen mit Ethanol. Die braucht man, um DNS auszufällen, sie in einem Prozess aus einer Flüssigkeit heraus zu konzentrieren. Daneben stehen erneut zwei Flaschen mit roten Banderolen: Mit diesen Flüssigkeiten macht man die Zellmembran auf chemischem Wege durchlässig für Genmaterial, dass man in die Zelle einbauen will.
Die Flasche links im Bild enthält 70 Prozent Ethanol, Alkohol zum Reinigen der Arbeitsfläsche.
Rechts, unter der Küchenpapierrolle steht eine Kiste mit Einmal- handschuhen (Modell: “Touch N Tuff“) aus Nitril (es gibt auch Handschuhe aus Naturlatex und aus Neopren). Das gummiartige, recht stichfeste Material schützt die Hände vor Chemikalien.
Daneben in der weißen Kiste gibt es ein Endlosband mit Parafilm. Wikipedia schreibt dazu: “Es ist eines der einfachsten und gleichzeitig gebräuchlichsten Hilfsmittel im Laboralltag und kommt seit etwa 1980 in Rollenform mit Trennpapier.” Das Band ist wachsartig, man kann es ziehen und es behält die Form. Mit dem Band werden z. B. die Deckel auf den Petrischalen flüssigkeitsdicht verschlossen. Man wickelt einfach einen dünnen Streifen um Schale und Deckel. Er haftet selbständig am Material.
Auf der linken Seite des Laborplatzes steht der Pipettenhalter. Pipetten sind eines der meist genutzten Werkzeuge in einem solchen Labor. Mit Ihnen werden Flüssigkeiten (in denen z.B. Zellen, Proteine oder DNS enthalten sind) aufgesogen und von einem Behälter in einen anderen befördert.
Das entscheidende ist, dass man damit Flüssigkeiten auf den Mikroliter genau abmessen kann. Jeder Pipettenhalter bietet Platz für einen ganzen Satz Pipetten. Die feinste Pipette lädt Flüssigkeitsmengen im Bereich von 0,2 Mikroliter bis 2 Mikroliter. Die größte zwischen 1000 und 5000 Mikroliter.
Die passenden Spitzen für die Pipetten stehen in den Boxen daneben. Wegwerfspitzen aus Plastik, um Verunreinigungen zu vermeiden. Zwei Größen: In der braunen Box, feine Spitzen für die kleinen Mengen, in der weißen Box, große Pipettenspitzen für die großen Flüssigkeitsmengen. Die weiße Box fehlt auf dem Übersichtsbild.
Eine etwas überraschende Funktion hat der blaue “Campingbrenner” in der Mitte. Einerseits kann man in seiner recht breiten Flamme Werkzeug sterilisieren. Die Hitze beseitigt aber auch Sporen und andere Verunreinigungen in der Luft. Vor allem aber sorgt die Konvektion dafür, das Sporen nicht herabfallen, sondern durch den aufsteigenden Luftstrom aus dem Luftraum über dem Brenner weggetragen werden sollen. Damit senkt die Wahrscheinlichkeit für eine Kontamination der offenen Petrischalen, die direkt neben dem Brenner stehen.
Im Übersichtsbild ganz rechts sind zwei Dinge zu sehen, die beide etwas mit Bewegung zu tun haben. Im Hintergrund an der Wand steht ein Kästchen mit einer schwarzen Scheibe darüber. Diese ist aus Gummi und mit Noppen besetzt. Funktion: Rütteln und Schütteln. Dort setzt man z.B. das Ende eines Reagenzglases oder eines Eppis auf. Durch den Druck setzt sich die Gummischeibe in Bewegung und rüttelt in kurzen schnellen Schüttelbewegungen den Inhalt durch. Davor, die beiden eigenartig überdimensionierten, transparenten Computermäuse sind natürlich keine Computermäuse, sondern kleine Tischzentrifugen. Zentrifugen gibt es hier offenbar in allen Größen: Vom kleinen Tischgerät bis zum Waschtisch großen Aufstellgerät, das dann aber natürlich im Zentrifugenraum steht.
Und der Müll? Der wird natürlich getrennt. Der so genannte S1-Müll (z.B. benutzte Pipettenspitzen oder Laborhandschuhe), landet im kleinen Müllbehälter hinten rechts auf dem Laborplatz. Die langen Stöckchen haben am Ende einen kleinen Ring. Damit verteilt überträgt man Hefezellen z.B. von einem Nährboden in ein Eppi. Sie sind steril verpackt und landen nach dem Einsatz in diesem Müllsäckchen.
Der “normale” Restmüll (z.B.Verpackungen) kommt in die Tonne. Die steht unter dem Arbeitstisch.
Alles hat hier eine Funktion, wird für irgend etwas gebraucht. So wie man sich das so vorstellt an einem Arbeitsplatz. Nur eines kommt hier nicht zum Einsatz: Der Hahn an der Wand. Druckluft braucht hier niemand.
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