… das ist ab sofort ihr Forschungsobjekt. Petrina Delivani (33) ist die Neue hier im Labor. Seit Montag arbeitet sie als dritter Postdoc im Tolic-Lab. Vor ihrer Babypause hatte sie bis zum September 2007 in Dublin an Apoptose, dem programmierten Zelltod, gearbeitet; nicht an Hefezellen, sondern an menschlichen und anderen Säugerzellen. Hefezellen haben da eher gestört.

Ich wollte von ihr wissen, wie sie sich in das neue Gebiet einarbeitet und welche Unterschiede es zu ihrem alten Labor gibt.

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Petrina, Du hast in deinem alten Labor auch schon an Zellen gearbeitet. Was hast Du da erforscht und was gehst Du hier an?
Ich habe innerhalb eines molekularen Ablaufs, der auf dem Weg zum Zelltod angestoßen wird, ein wichtiges Molekül unter die Lupe genommen. Das war Thema meiner Doktorarbeit.

Hier im Labor geht es jetzt um Zellteilung. Da schaue ich mir die ersten Schritte an, wenn sich die Chromosomen im Zellkern aneinander lagern. Wir wollen wissen, was da genau passiert, wie das abläuft.

Wie arbeitest Du dich an das neue Thema ran?
Ich hatte mir schon die Homepage angesehen, die sehr detailliert ist. Da gibt es eine schöne Einleitung ins Thema. Dort habe ich mir die aktuellsten Fachartikel angesehen, die die Gruppe produziert hat, um einen Eindruck der Arbeit hier zu bekommen. Als klar war, dass ich hier anfange, habe ich erst noch mal meinen Alberts (ein dickes, tolles Lehrbuch der Molekularbiologie der Zelle, Anm. von mir) und andere Unilehrbücher rausgesucht und mir die Basics der Hefegenetik angesehen. Das habe ich ja zuletzt während des Studiums gesehen.

Ich habe mir jetzt noch mal genauer angeschaut wie der Lebenszyklus bei Hefen abläuft, einfach um zu wissen, was wann passiert, wie sich die Zelle teilt usw.? Wie sieht das mit der Meiose aus? Die unterscheidet sich aber nicht so stark zwischen Hefezellen und Säugerzellen wie man vermuten könnte. Dieser grundlegende Schritt hat sich in der Evolution nicht so sehr verändert.

Das ist aber alles noch eher allgemein, oder?
Ja, dann taste ich mich an den Organismus speziell heran. Das mache ich mit Reviews, also den Übersichtsartikeln, die sich mit der Spalthefe befassen. Es wird immer spezieller. Dann lese ich Paper zum Projekt. Da geht es dann z.B. um Klonierung, also das Einführen neuer Genen, die den Zellen neue Eigenschaften verleihen.
Ich muss ja zum Beispiel den grünen Fluoreszenzfarbstoff GFP an bestimmte Stellen ins Genom einbauen. Jetzt schau ich erstmal, ob das schon jemand gemacht hat, gibt es die irgendwo in der weltweiten Community? Oder muss ich das alles selbst machen? In dem Fall suche ich mir die DNA-Sequenzen raus und bestelle dann Primer für eine PCR. Wenn die schon jemand hat, dann versuch ich die Kollegen anzuschreiben, ob sie mir die Zelllinie schicken.

Also erstmal viel lesen. Wie sieht es mit neuen Labortechniken aus?
Das muss ich im Detail noch mal sehen, aber es ist recht ähnlich. Die Hefezellen wachsen genau wie die Säugerzellen in Petri-bzw. Plastikschalen mit einem Nährmedium. Da das alles bei mir aber schon ein bisschen her ist, seit ich im Labor war, muss ich einfach ein paar Dinge auffrischen. Die ganze Handhabung und so. Ich schau mir noch mal Sachen an wie: Wie kultiviere ich Hefezellen? Wie schnell wachsen sie? Wie schnell teilen die sich? Ich habe so was lange nicht mehr in der Hand gehabt. Und in den Humanzellkulturen waren Hefezellen Kontaminationen, die haben da nur gestört. Da wollten wir die natürlich nicht haben.

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Wie sieht’s mit dem Mikroskopieren aus?
Von der Herangehensweise ist es dasselbe, nur dass die Spalthefezellen natürlich viel kleiner sind. Ansonsten wird das ähnlich sein wie bei den Humanzellen. In Dublin habe ich auch mit einem konfokalen Fluoreszenzmikroskop gearbeitet. Allerdings sind die hier noch besser ausgestattet, um Fotos und Filme aufzunehmen. Man kann die Proben über Nacht völlig automatisiert laufen lassen, über Stunden, ohne dass die Zellen kaputt gehen, weil es dafür spezielle Vorrichtungen für die Lebensbedingungen der Zellen unter dem Mikroskop gibt. In Dublin ging das zwanzig Minuten lang, dann waren die Zellen kaputt.

Wie willst Du da vorgehen?
Ich werde mir die Zellen einfach mal eine Zeit lang unter dem Mikroskop anschauen. Beobachten, was sie so tun. Ich möchte auch eine Zeitrafferaufnahme machen über ein paar Stunden und mir den Film in Ruhe ansehen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, was da so passiert.

Was schätzt Du: Wie lange brauchst Du für das Einarbeiten?
So etwa ein halbes Jahr bis ich so wirklich drinstecke, bis ich wirklich weiß, wo alles steht, wie die Arbeitsroutinen sind, wie morgens meine ersten Handgriffe sind. Bis ich alle Leute kenne, bis sich mein Tagesablauf eingespielt hat; ob ich morgens erstmal ein Paper lesen und mich an die Bench (der Laborplatz, Anm. von mir) setze.
Es gibt aber einen großen Unterschied zu meiner Zeit in Dublin: Ich habe jetzt Kinder. Das heißt mein Zeitsprektrum ist begrenzter. Ich muss früher fertig werden als in der Zeit meiner Doktorarbeit, das ging regelmäßig bis zehn Uhr. Aber da helfen mir vielleicht die Hefen, die wachsen schneller als die Humanzellen, da kommt man schneller zu Ergebnissen.

Welche Unterschiede gibt es noch zu deiner alten Arbeitsgruppe?
Wir hatten auch Labmeetings jede Woche, aber man selbst hat im Abstand von etwa drei Monaten seine Arbeit präsentiert. Das ging dann über zwei Stunden, und man war der einzige der in diesem Meeting seine Arbeit gezeigt hat.

Da hatte man dann natürlich eine größere Menge an Material, die man vorstellen konnte, als hier, wo man alle zwei Wochen berichtet. In Dublin hatten wir allerdings auch viele persönliche Meetings mit dem Laborleiter, einmal oder sogar mehrmals pro Woche. Er hielt sich also durch die persönlichen Meetings auf dem Laufenden. Die Gruppentreffen waren dann mehr das Vorstellen für die anderen Gruppenmitglieder. Hier sieht es wohl eher so aus, dass das Groupmeeting auch der Hauptort ist, an dem man mit Iva über das Projekt spricht. Wenn man sonst keinen Termin bekommt, weiß man, dass man da spätestens dran kommt.

Wart ihr dort auch so frei bei den Arbeitszeiten wie hier?
Nein, das war anders. Der Chef dort wollte, dass alle bis 10:00 Uhr im Labor sind. Wenn man später kommen wollte, musste man anrufen, „Ich komme heute fünf Minuten später” oder so. Da war so ein bisschen der Daumen drauf. Aber nach hinten raus war das natürlich offen (sie lacht). Er wollte einfach, dass immer jemand im Labor ist. Er selbst war immer erst gegen Mittag da. Bei mir war das kein Thema, weil ich sowieso morgens früh komme. Abends wurde es trotzdem spät. Regelmäßig 10:00 Uhr.

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Wissenschaftler in den Max-Planck-Instituten können sich voll auf ihre Forschung konzentrieren, weil sie sehr viel andere Arbeit von Servicepersonal abgenommen bekommen. Wie war das bei Euch in Dublin?

Ganz anders. Wir haben alles selbst gemacht, aus Spargründen, aber auch als pädagogische Maßnahme. Es gab keine Technischen Assistenten (TA). Wir haben alle Bestellungen selbst gemacht, haben uns mit Preisen und Vertretern herumgeschlagen. Dabei hat man aber wahnsinnig viel gelernt.

Musstet ihr auch die Laborgläser reinigen?
Ja, natürlich. Es gab ein Rotationsprinzip, jeder hat sein Zeug selbst gereinigt, dann hat es einer eingesammelt, und ab in den Keller zum Autoklavieren (eine Form der Sterilisation, Anm. von mir). Hier gibst du es einfach in den Sammelkorb. Hier ist alles sehr durchstrukturiert und für alles ist jemand da. Wenn man etwas braucht, Zettel hinlegen, Hannes bestellt es. (der TA, Anm. von mir)

Praktisch, oder?
Es ist toll, weil der Wissenschaftler die Zeit für die Wissenschaft hat und sich auch gedanklich sich nur dem Projekt widmen muss. Man verschwendet keine Zeit. Aber ich bin auch froh, dass ich weiß wie man einen Puffer zusammenmischt, welche Rolle einzelne Bestandteile haben oder was ein Minimalmedium ausmacht. Hier kriegst du alles auf Bestellung. „Ich brauche das und das”, das mischt dir jemand zusammen. Für einen Postdoc ist das toll. Für einen Studenten finde ich es gut, wenn man solche Sachen auch mal selbst macht, da lernt man auch noch was.

Fotos: MPI, Tolic-Lab

Kommentare (2)

  1. #1 Alexa
    Dezember 10, 2009

    Hallo! Bin heute zum ersten mal auf diese Webseite gestoßen. Gefällt mir sehr! Vielen Dank für das interessante Interview! Herzliche Grüße! Alexa

  2. #2 Xenia
    März 4, 2010

    Vielen Dank für das Interview! Ich finde diesen Einblick in das Laborleben (vor allem nach der Schwangerschaft) super interessant. Im Studium steht man zwar im Labor, muss da aber immer “alles nach Rezept” machen. Hier wirkt das alles sehr menschlich. Man muss sich halt erstmal selbstständig in ein Thema einarbeiten und selbst herausfinden wie das alles geht. Ich habe jetzt richtig Lust auf das kommende Semester, obwohl Ich den Mirkobio-Schein schrecklich fand 🙂