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Für einen Moment hat die Lindauer Nobelpreisträgertagung ihren gemütlichen Klassentreffencharakter verloren. Als Professor Ivar Giaever während des Climate Panels am Dienstag Solarzellen unproduktiv nannte, zeigte sich Solarzellenbefürworter Harmut Michel erbost.

„Ich bin skeptisch”, sagte Porfessor Giaever auf die Frage wie die Welt dem Klimawandel begegnen soll. Vieles ist schließlich im Nachhinein immer nur halb so schlimm. Ozonloch oder Waldsterben – schon immer haben Horrorszenarien die Menschheit bedroht, bislang hat sie aber bekanntermaßen überlebt. Zudem wüssten wir bislang nicht sicher welche Auswirkungen eine durchschnittlich steigende Temperatur auf unseren Planeten wirklich haben wird. „Es gibt bessere Arten Geld auszugeben”, sagte Giaever und verwies auf den Vortrag von Professor Hans Rosling.

Anderer Meinung war Hartmut Michel. Der deutsche Chemie-Nobelpreisträger und Solarzellenbefürworter hatte damals die Biokraftsstoffdebatte angestoßen: „In Biomasse steckt nur 0,1 Prozent der Energie der Sonne.” Würde die Fläche von Maisfeldern und Biogas-Anlagen für Solartechnik genutzt werden, könnte der Energiegewinn weitaus höher liegen. Sein erneuter Apell gegen Biokraftstoff daher: „Wir sollten das augenblicklich stoppen!”

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Biokraftstoffe haben oft eine negative Ökobilanz – Palmölanbau (Wikimedia Commons/Oscark)

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Eine mögliche Lösung der Energieprobleme der Zukunft – Solarzellen in Spanien (Flickr/Fernando Tomás)

Neben Solarzellen sahen die Forscher noch eine Option: Atomkraft. Von radioaktivem Müll war dann leider kaum die Rede. Dafür von der Gefahr von der Gewinnung und Verwendung von angereichertem Uran für Atomwaffen. Das wird ja auch nicht bei allen Ländern gern gesehen. Laut Professor Carlo Rubbia die beste Lösung deshalb das Uran in den Reaktoren durch Thorium zu ersetzen. Seine Idee ist hier noch einmal schön zusammengefasst.

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Eines der Hauptprobleme der herkömmlichen Kernkraft, der entstehende Atommüll. (Wikimedia Commons/United States Department of Energy)

In Einem waren sich die Teilnehmer scheinbar einig: Der Klimawandel ist nicht das Problem, sondern das Ergebnis der steigenden Weltbevölkerung, so formulierte es Proessor Carlo Rubbia. Die einfache Gleichung: Immer mehr Menschen verbrauchen immer mehr Energie, was zu einem höheren CO2-Ausstoß führt – und damit kaum zu vermeiden ist.
Im Gegensatz zu ihrem norwegischen Kollege Giaever glauben die anderen Nobelpreisträger jedoch das ein schnellstmögliches Handeln nötig ist – und zwar gemeinsam mit Politik und Wirtschaft. Nur im Dialog könne der Klimawandel gestoppt werden. Den einen oder anderen Klimaexperten an den Tisch zu holen – auch wenn er keinen Nobelpreis gewonnen hat – wäre daher vielleicht sinnvoll gewesen. So gaben einige der Laureaten während des Panels offen zu: „Ich bin kein Experte.”

Unter Moderation von Professor Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, diskutierten insgesamt sieben Nobelpreisträger zur Klimadebatte. Darunter Carlo Rubbia, Ivar Giaever, Hartmut Michel, Johann Deisenhofer, Klaus von Klitzing, Douglas Osheroff und Jack Steinberger.

Einige von ihnen (Prof. Dr. Johann Deisenhofer, Prof. Dr. Ivar Giaever und Prof. Dr. Klaus von Klitzing) unterzeichneten den Heidelberger Apell.

Kommentare (6)

  1. Als Professor Ivar Giaever während des Climate Panels am Dienstag Solarzellen unproduktiv nannte, zeigte sich Solarzellenbefürworter Harmut Michel erbost.

    Wie darf man sich das vorstellen? Lediglich kleine verbale Scharmützel? Wurde hartmut Michel als Dummkopf gescholten? Haben sich die Kontrahenten danach wieder versöhnt?

    Insgesamt hat man – deinem bericht zufolge – ja ziemlich viele verschiedene Aspekte des Klimaproblems angesprochen. Und wie es aussieht gibt es für alle “Lösungsansätze” (Sonne, Biomasse, Atomkraft…) gewichtige Gegenstimmen. Es bleibt also spannend…

  2. #2 Tobias
    Juli 1, 2008

    Zudem wüssten wir bislang nicht sicher welche Auswirkungen eine durchschnittlich steigende Temperatur auf unseren Planeten wirklich haben wird. „Es gibt bessere Arten Geld auszugeben”, sagte Giaever…

    hört, hört…

    Ich verweise dazu hier gerne auf den Blogeintrag auf dem Geograffitico Blog: 20 Jahre Treibhauseffekt” Mit 20 Kommentaren, die meisten davon recht intelligent.
    http://www.scienceblogs.de/geograffitico/2008/06/20-jahre-treibhauseffekt.php

  3. #3 Laura Höflinger
    Juli 1, 2008

    @ marc
    Nein, ganz so schlimm wurde es dann doch nicht. Kraftausdrücke sind nicht gefallen und den Raum verlassen hat auch keiner. Hartmut Michel hat es bei Zwischenrufen belassen und währenddessen doch lieber hitzig mit Jack Steinberger diskutiert. Aber leider nicht ins Mikro.

    Insgesamt war das Panel wirklich vielfältig. So ziemlich jeder Nobelpreisträger hatte seine eigene Sicht auf das Thema. Auch bei den klügsten Köpfen herrscht also keine Einigkeit über den Klimawandel.

  4. #4 Mo
    Juli 2, 2008

    Finde ich interessant zu wissen, das man sich auch in Lindau bei 35° über den Klimawandel gedanken macht. Ich bin der Meinung das gerade beim Thema Klimawandel, der öffentlichen Meinung ein wenig fundiertes Fachwissen ganz gut stünde.

  5. #5 Heidlinde Weiß
    Juli 15, 2008

    Es gibt bereits eine Lösung: die mechanische Umsetzung eines Inertial-Systems, ist schon patentiert und schafft alle Energieprobleme ab. Wie es funktioniert? Aus wenig wird viel, wie aus einem Apfelkern ein Baum entsteht. Eine Kraft wird reingesteckt, teilt sich und vermehrt sich unabhängig, steckt den Weg und trifft zusammen, wie in der Kernenergie, nur diesmal ganz mechanisch und umweltfreundlich – super Lösung! Ein lineares System wird mit einem nichtlinearen System kombiniert. Das ist der ganze Trick – jetzt denkt blos nicht an ein Perpetuum – das gibt es wirlich nicht – in diese Kiste soll ein Intertialsystem auch nicht gesteckt werden, das wäre grundsätzlich falsch.

  6. #6 La Maison Dieu
    Juli 20, 2008

    Darf ich zur Überschrift anmerken, dass es KERNkraft und nicht Atomkraft heißt?

    Im Artikel ist es ja dann richtig geschrieben, aber in der Überschrift wird der politische Kampfbegriff (der wissenschaftlich betrachtet Unfug ist) verwendet.

    Atomenergie ist die Bindungsenergie der Elektronen in der Atomhülle. DIe Anwendung der Atomenergie erfolgt in Systemen, wie Lasern oder auch Rasterkraft-Elektronenmikroskopen (”AFM”=”Atomic Force Microscope”).

    Kernenergie ist die Bindungsenergie von Protonen und Neutronen im Atomkern. Diese wird bei Kernspaltung (und Kernfusion) freigesetzt. Dies ist eben jene Energie, die in Kraftwerken genutzt werden kann. (Atomenergie kann man in keinem Kraftwerk nutzen. Übrigens ist auch die “Atombombe” eigentlich eine Kernwaffe – der korrekte engl. Begriff ist “nuclear”)

    Journalisten, Politiker, Aktivisten verwenden diese Begriffe immer wieder mal synonym und demonstrieren damit bestenfalls ihre mangelnde Fachkenntnis.