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Das Wetter ist perfekt, das Essen delikat und die Gesellschaft hochkarätig. Dieser Einschätzung würden wohl alle Teilnehmer hier in Lindau grundsätzlich zustimmen.
Wir haben junge Forscher aus Deutschland, Kasachstan und Indien nach ihrer ganz persönlichen Meinung gefragt.

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Nicole Killat

Die 23-jährige Nicole studiert Technische Physik an der TU Ilmenau. Das Nobelpreisträgertreffen findet sie einfach toll. Lindau sei sehr schön und die Stimmung fantastisch. Deshalb kann sie eine Bewerbung auch nur jedem Studenten wärmstens empfehlen. „Das ist eine einmalige Erfahrung im Leben, das kommt nicht wieder.” Von einigen Vorträgen habe sie sich allerdings mehr erhofft. Gerade beim schon lange ausführlich diskutierten Thema Klimawandel habe sie sich mehr neue Impulse versprochen. Sicher sei es wichtig darüber zu debattieren, jedoch sei eine Physikertagung dafür einfach der falsche Platz. Nach ihrer Diplomarbeit möchte sie gerne promovieren, wenn es klappt auch gerne im Ausland. Sie hat schon in England gearbeitet und würde deshalb gerne wieder dort hin. Für ihre Zukunft hat sie noch keine festen Pläne, gerne würde sie aber langfristig doch in Deutschland bleiben. Gezielt strebt sie keine Professur an, das käme schließlich meistens eh unverhofft. Auch der Nobelpreis ist kein Thema für sie: „Ich glaube es ist fast besser keinen zu bekommen, das sorgt doch für eine Menge Stress und Ärger!.” Sie lacht und fügt noch hinzu, dass sie sich aber für die Veranstaltung intensivere Kontakte zwischen den Teilnehmern wünschen würde. Die Tanzveranstaltung sei schon ein erster „Icebreaker” gewesen, zum Glück seien auch soviel Frauen hier, das sorge für mehr Lockerheit.

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Siva Theja Maguluri

Mit Nobelpreisträger Ivar Giaever hat Siva Theja Maguluri schon mal eins gemeinsam: beide kommen aus dem Ingenieurswesen. Der Inder ist ein großer Fan des norwegischen Professors. Ähnlich wie dem sympathischen Preisträger damals beim seinem ersten Kontakt mit der Quantenmechanik, geht es auch Siva auf der Tagung. Viele der Vorträge seien für ihn nur schwer zu verstehen. Umso besser findet er es deshalb wenn die Laureaten aus dem Nähkästchen plaudern. „Was uns die Laureaten vor allem lehren können, ist ihre Erfahrung, weniger die technischen Sachen”, meint der 21-Jährige. Die Tagung ist für ihn das erste Mal, dass er nach Deutschland kommt. Der ganze Lebenstil, die Entwicklung, die das Land durchgemacht habe, beeindruckt Siva, denn. „auch wenn sich vieles in Indien ändert, noch leben dort viele arme Menschen.”

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Jan B.

Ursprünglich kommt Jan aus Schwaben, arbeitet jetzt aber an der Universität Insbruck in Österreich an seiner Doktorarbeit. Schon nächste Woche gibt der 23 Jahre alte Physiker seine Arbeit ab, die sich mit Ionenfallen und Quantencomputern beschäftigt. Er sei begeistert von der sensationell guten Lebensqualität in Österreich. Auch die Berge seien schöner, er lächelt, doch was ihn an Deutschland wirklich störe, sei die Forschungspolitik. Die Atmosphäre hier in Lindau findet er hervorragend, für ihn sei es die bisher schönste Konferenz. Gerade auch weil hier die Leute in sehr unterschiedlichen Teilgebieten der Physik arbeiteten. Das sei super um den eigenen Horizont zu erweitern. Mit den Teilnehmern habe er bis jetzt auch ausnahmslos positive Erfahrungen gemacht. „Kein elitäres Gehabe, kein Konkurrenzdenken, niemand nimmt sich hier selbst zu ernst. Obwohl sehr viele Leute aus Elitenetzwerken hier sind!” erzählt Jan. Das die Nobelpreisträger nur wenig Zeit für persönliche Gespräche haben, finde er persönlich weniger schlimm, da er das Glück hatte schon einige vorher kennengelernt zu haben.

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Zhanna Santybayeva

„Am liebsten nach dem Studium in die Forschung”, eine Professur wäre für Zhanna Santybayeva allerdings nicht das Richtige. Vor einem Jahr ist die 23-Jährige für ihren Master nach Deutschland gekommen. Ihr Diplom hat sie in ihrem Heimatland Kasachstan gemacht, heute studiert sie an der Uni Siegen. Insgesamt sechs Sprachen spricht die junge Physikerin: Russisch, Kasachisch, Deutsch, Englisch, Französisch und auch ein wenig Japanisch. Viele Vorträge der Nobelpreisträger gehören allerdings nicht direkt zu ihrem Fachgebiet. Ein Thema hat es ihr dennoch angetan: der Large Hadron Collider des europäischen Kernforschungszentrums Cern. Die Vorträge über Teilchenphysik gehörten deshalb für sie zu den Besten. Bislang zögert Zhanna allerdings den Preisträgern in den Nachmittagsdiskussionen eine Frage zu stellen, dabei würde sie gerne wissen was die Laureaten persönlich über den LHC denken. „Trotzdem ist es nicht nur interessant die Nobelpreisträger zu treffen, sondern eben auch anderer junge Forscher”. Eins würde sie sich jedoch wünschen: Noch mehr Kennenlern-Abende, damit noch mehr Studenten die Chance bekommen mit den Nobelpreisträgern zu sprechen.

Die Interviews führten Wolfgang Denzler und Laura Höflinger.

Kommentare (1)

  1. #1 Spengler
    Juli 3, 2008

    Es ist schön zu sehen, dass Wissenschaft und Forschung nicht mehr alltäglich das Klischee des alten, greisen Bartträgers erfüllt. Junge Forscher aus aller Welt treffen sich im provienziellen Lindau, um sich auszutauschen und Netzwerke zu knüpfen. Da kommen die Bartträger wieder ins Spiel – aber im positiven Kontext. Denn hier hat man die Chance “Brücken zu schlagen”, zwischen Alt und Jung – das ist ein absoluter Mehrwert für beide Seiten. Synergien nutzen – Erfahrungen gepaart mit frischen Denkansätzen.