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Seitdem das Controlling in die Marketingabteilungen Einzug gehalten hat, stehen Kommunikations- und hierbei insbesondere Werbemaßnahmen zunehmend auf dem Prüfstand. Im Mediaplanungs- und -schaltprozess hat dies in den letzten Jahren zu einer Reihe von Veränderungen geführt, die zumeist im Zusammenhang mit dem Schlagwort „Effizienzsteigerung” stehen


Dem wachsenden Kostendruck vieler Werbungtreibender gehorchend, wird dabei leider nicht selten – zu Unrecht – Effizienzsteigerung mit ´Quantität pro Geldeinheit` gleichgesetzt und häufig übersehen, dass nicht die Leistung jeder werblichen Maß-nahme beziehungsweise jedes Werbeträgers im komplexen Kommunikationsprozess mit denselben Maßstäben gemessen werden kann. Eine rein monetäre Optimierung im Mediaeinkauf ist eben nicht gleichbedeutend mit einer Optimierung in der Wirkung. Der viel beschworene Kommunikations-Mix in Zeiten integrierter Markenführung steht vielmehr für komplementäre Wirkungsleistungen sowohl der Werbeträger als auch – zu Zwecken ihrer Gestaltung – der Werbemittel. Die Konvergenz der Medien, also das Berücksichtigen medienspezifischer Stärken, ermöglicht dabei den kommunikativen Mehrwert.

Strategische Mediaplanung in der Umsetzung: wirksame Lösung einer Kom-munikationsaufgabe

Die Aufgaben der Kommunikationsplanung richten sich in erster Linie auf das eigent-liche Kommunikationsziel. Dieses „Targeting” gilt es im Vorfeld klar festzulegen, wobei hierzu den Medien in ihrer Rolle als Werbeträger – primär aufgrund der Wir-kungsqualitäten sowie der Zielgruppen der Nutzer – jeweils wieder unterschiedliche Teilaufgaben zukommen (Bekanntheit, Imageveränderung, Abverkauf etc.).

Sich Klarheit über Kommunikationsziele zu verschaffen heißt auch, seine Zielgruppe(n) gut zu kennen. Denn die eigene Marketing-Zielgruppe sollte – um über Medien optimal angesprochen werden zu können – in eine passende Media-Zielgruppe übersetzt werden. Das heißt, die eigene Zielgruppe muss im Hinblick auf ihre Mediennutzung (zum Beispiel über Rezeptionstypen, das heißt Personengruppen gleicher Empfänglichkeit für Kommunikationsangebote) qualifiziert werden.

Insbesondere soziodemografische, aber auch teilweise soziologisch inspirierte Ziel-gruppenmodelle müssen zu Zwecken strategischer Planung kritisch hinterfragt wer-den. Gerade unter dem Gesichtspunkt, eine Kommunikationsaufgabe lösen zu wollen, empfiehlt sich eine eigens darauf abgestimmte Kommunikations- beziehungs-weise Rezeptionstypologie (auch Mediennutzungs-Typologie) unter Verwendung von Variablen wie Mediennutzung nach Mediengattungen oder interpersoneller Kommu-nikationskompetenz (zum Beispiel Meinungsbildner: „Ich werde oft von anderen um einen Rat gefragt”).

Die Nutzung verschiedener Medienangebote in der Zielgruppe ist das eine. Das andere ist das Wissen um die Funktionen von Medien im Kommunikationsmix (je nach Höhe des individuellen Interesses: High vs. Low Involvement). Dabei weisen die Me-diengattungen jeweils eigene Leistungsstärken aus, die sich ergänzen, teilweise aber auch gegeneinander aufheben können.

Aber immer gilt: Nur bei Kenntnis des Kommunikationsziels und genauer Ausrichtung der Kommunikationsinstrumente genau auf diese(s) Ziel(e) kann der Erfolg eintreten. Die Mittel müssen darauf abgestellt werden, genauso wie sich die abschließende Bewertung des Werbeerfolges (Evaluation) eben hierauf konzentrieren sollte.

Wie sieht das aber nun konkret im – anschließenden – Marketing-Controlling aus, wird diesen Besonderheiten angemessen Rechnung getragen? Häufig nicht, denn meist werden die Wirkungsbeiträge der verschiedenen Mediengattungen im Kommunikations-Mix nur auf derselben Betrachtungsebene verglichen (Reichweite, Kontakte), ohne deren Wirkungsspezifika angemessen zu berücksichtigen und individuell zu bewerten.

Zur Bewertung der Kommunikationslösung ist die Kenntnis der unterschiedlichen Funktionen von Medien für den Nutzer daher hilfreich. Der Marketingentscheider soll-te die verschiedenen Instrumente und Wege der strategischen Mediaplanung kennen, um eine differenzierte Bewertung ihrer Leistung vornehmen zu können.

Vor der eigentlichen Mediafeinplanung gilt es nun, diese qualitativen Aspekte zur Auswahl geeigneter Medien näher zu betrachten.

Kommentare (8)

  1. #1 Stephan
    Dezember 3, 2008

    Ich halte hier die Unterscheidung zwischen “awareness” und “persuasion” für wichtig.

    Awareness bekommt man meistens durch broadcasting.

    Eine wirkliche Überzeugung erreicht man meist dadurch, dass so genannte “change agents” gezielt “opinion leader” ansprechen. Diese verhelfen zu einer weiteren Diffusion in ihrem Netzwerk. Hier sind andere Medien zu wählen…

    Vgl. hierzu Everett M. Rogers – Diffusion of Innovations

    Des Weiteren sollten man auch das angesprochene Publikum nicht unterschätzen. Oft sind deren Ideen von großem Wert und sollten deswegen “eingefangen” werden. Vgl. hierzu die “Lead User Method” von Eric von Hippel

  2. #2 Michael
    Dezember 3, 2008

    Danke für die guten Ergänzungen, die ich überwiegend teile (in wie weit opinion leader andere Medien nutzen hängt m. E. von der konkreten Zielstellung ab und muss im Einzelfall geprüft werden; grundsätzlich sind diese aber mit anderen Botschaften anzusprechen) und auf die ich in einem zweiten Teil auch Bezug nehmen möchte.

  3. #3 Stephan
    Dezember 3, 2008

    Mir geht es nicht um die Kommunikation der Opion Leader mit ihren sozialen Systemen, sondern die Ansprache der Opinion Leader durch Change Agents – also noch den Schritt davor. Da Change Agents vor allem die Aufgabe haben die Meinung der Opinion Leader zu beeinflussen denke ich, dass rückkanalfähige Kommunikationsmittel zu bevorzugen sind. Ob Rogers bezüglich des Kommunikationsmittels in seinem Standardwerk eine Aussage macht weiss ich leider nicht mehr.

  4. #4 Stephan
    Dezember 12, 2008

    Rogers schreibt:

    Opinion leaders have greater exposure to mass media than their followers

    und

    Opinion leaders have greater contact with change agents than their followers

    D.h. evtl. läuft doch einiges über Massenmedien, Broadcasting usw. Awareness schafft man dadurch sicher. Ich frage mich nur wie eine wirkliche Überzeugung ohne rückkanalfähiges Medium stattfinden soll.

  5. #5 michael
    Dezember 13, 2008

    Meinungsführer haben häufig auch eine höhere Affinität zu rückkanalfähigen Medien wie dem Internet. Gerade bei Konsumentenportalen bzw. für das Thema Affiliate spielt der Rückkanal – über das Internet – eine ganz zentrale Rolle. Darauf werde ich bei der Fortsetzung dieses Themas noch eingehen. Dort ist dann auch der Ort, an dem wirkliche Kundenbindung stattfinden kann bzw. deren Erfolg dokumentiert werden kann.

  6. #6 Stephan
    Dezember 15, 2008

    Gibt es zum Thema “Mediennutzung von Meinungsführern” eine wissenschaftliche Quelle?

    Sind also Meinungsführer in Web 2.0 Portalen überdurchschnittlich aktiv? Gibt es dazu einen Beleg?

  7. #7 Michael
    Dezember 19, 2008

    In der betrieblichen Forschungspraxis der Medienforschung definieren wir Meinungsführer z. B. über hohe Zustimmungswerte auf Fragen wie “Ich werde von Freunden, Bekannten häufig um Rat gefragt” oder einer Selbsteinstufung, was Expertise anbelangt (z. B. Fähigkeiten im Umgang mit dem PC). Solche Meinungsführer sind immer dann in Web2.0-Portalen übermäßig vertreten bzw. aktiv, wenn sich die Meinungsführerschaft (auch) auf Aspekte bezieht, die den Umgang mit modernen digitalen Kommunikationsmitteln betreffen (insb. Internet). D. h., ein Meinungsführer in politischen oder weltanschaulichen Fragen ist nicht per se überdurchschnittlich in Web2.0 Portaklen aktiv, lediglich dann, wenn er eine hohe Internet-Affinität aufweist.

  8. #8 mike
    Dezember 31, 2008

    in wieweit Meinungsführer, oder sollte man besser sagen, Meinungsbildner zugleich auch “Change agents” sind, also Andere zu Verhaltensänderungen bewegen können, lässt sich leider oft nur schwerlich beantworten. Sicher scheint, daß sie oft einen wichtigen Anstoß hierzu geben. Ob sich das Verhalten der “Angestoßenen” dann aber tatsächlich ändert, hängt noch von einer Vielzahl anderer – zumeist situativer – Aspekte ab.