Vor einigen Wochen berichtete Marc über den interessanten Beitrag des Wirtschaftspsychologen Dan Ariely beim DLD. Der Wissenschaftler beschäftigte sich bereits in zahllosen Studien mit irrationalem Verhalten.
Seiner Meinung nach müssen wir unseren oftmals schwachen Willen und irrationale Verhaltensweisen als menschliche Gegebenheit zwar akzeptieren – das sollte uns jedoch nicht davon abhalten, dennoch möglichst vernunftgesteuerte Wege zu gehen. Nicht zuletzt gäbe es so vielleicht eine Bankenkrise weniger…
In vielen Fällen wird unser blödsinniges Verhalten ja auch gelenkt: Weil das Placebo, wenn es ein bisschen mehr kostet, einfach besser wirkt, Ähnliches gilt für Biere, die einen guten Leumund besitzen. Da drängt sich doch die Frage auf…
Gucken Sie überhaupt noch Werbung, Herr Ariely?
Nein, nicht wenn ich es vermeiden kann.
Wissen Sie, wie der deutsche Titel von „Predictibally Irrational” lautet?
Irgendwas wie „Thinking helps but not very much” oder so…
Ja, genau [Denke hilft zwar, nützt aber nichts]. Das ist doch eine sehr deprimierende Aussage. Wenn Sie sich den ganzen Tag mit irrationalem Verhalten und dessen Unausweichlichkeit beschäftigen, beeinflusst das Ihr Verhalten im Privaten?
Da muss ich weiter ausholen. Natürlich zeichnen meine Studien ein sehr schwarzmalerisches Bild von menschlichem Verhalten. Aber sie geben auch Hoffnung, wenn ich die Ergebnisse zum Beispiel auf Politik anwende oder die momentane Finanzkrise. Im Grunde war es ja ein fabelhaftes Plädoyer für die Anerkennung von intuitivem Verhalten in der Wirtschaft, als Alan Greenspan vor den Kongress ging und sagte: „Es tut mir leid. Ich dachte, rationales Verhalten in der Wirtschaft hätte uns geholfen. Dem ist aber nicht so.”
Durch Fälle wie diesen sollten wir lernen, unsere Schwächen anzuerkennen und um sie herum zu designen. Ich finde es besonders interessant, dass uns das im Physischen auch überhaupt nicht schwerfällt: Wir bauen Schuhe, weil wir nicht überall barfuß gehen können. Wir bauen Autos, weil wir nicht so schnell laufen können. Wir entwickeln diese Technologien ja, um Abkürzungen für unsere Unfähigkeiten zu bauen – das sollten wir nur eben auch in Bezug auf unsere Psyche.
Warum akzeptieren wir nicht einfach, dass unser Verstand ebenso fehlbar ist wie unser Körper? Es ist schließlich okay, dass wir nicht aus dem Stand zwei Meter hoch springen können – aber es soll nicht in Ordnung sein, wenn wir den Wert einer Aktie nicht für die nächsten Jahrzehnte vorherhsagen können?
Das tun Leute?
Ich glaube schon.
Sind Ihnen denn im Rahmen ihrer Studien Unterschiede zwischen Versuchsgruppen aufgefallen? Dass vielleicht manche meinetwegen solche Vorhersagen eben doch genauer treffen können als andere, zum Beispiel in verschiedenen Kulturen, unterschiedlichem sozialen Status, Männer und Frauen…
[Lacht erstmal.]
Was??
Diese Frage fragen mich immer nur Frauen.
Ach ja? Ich soll das im Namen meines fotografierenden Kollegens fragen…
Also wir haben lange nach Geschlechterunterschieden gesucht aber nur bei einer einzigen Studie welche gefunden – es ging dort um Dating, in Bezug auf das Thema Betrügen verhielten Männer und Frauen sich aber beispielsweise gleich.
Wir hatten unseren Probanden für Letzteres mal die Möglichkeit gegeben, uns scheinbar unbeobachtet in einem Warteraum Geld zu stehlen – und beide Geschlechter verhielten sich gleichermaßen schlecht.
Wie unterschieden Männer und Frauen sich denn dann beim Dating?
Kennen sie Speeddating?
Leider Gottes, ja.
Das kann man in kleinen Gruppen machen, also sagen wir 10 Frauen und 10 Männer oder in großen, 20 Frauen und 20 Männer. Männer entscheiden dort eher nach einer Verhältnisregel, sie sagen meistens ja zu 50 Prozent der Frauen – wird die Gruppe größer, können sie sich auch für mehr Frauen begeistern.
Bei Frauen ist das anders. Sie sagen unabhängig von der Größe der Gruppe meist nur zu drei bis fünf Männern “ja” – sie wählen kritischer aus.
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