Am nächsten Morgen stand ich erst kurz vor dem Frühstück auf und verplauderte die verbleibende Stunde im Speiseraum der Pension mit der Kollegin und zwei weiteren Workshopleitern, die erst spät am Vorabend eingetroffen waren; es hätte unprofessionell gewirkt, jetzt noch aufzuspringen, um letzte Vorbereitungen zu treffen. Erst auf dem kurzen Fußweg zur Tagungsstätte legte ich mich gedanklich auf einen groben Ablaufplan zumindest für den Vormittag fest: erstens ein Einführungsgespräch über Philosophie, Ethik, Nachhaltigkeit, zweitens ein Rollenspiel, in dem die Teilnehmer die Verhandlung zwischen heutigen und zukünftigen Menschen simulieren würden, vor dem Hintergrund von Fragen wie: Was hättet ihr besser planen können? Eine Viertelstunde später eröffnete ich den Workshop und improvisierte anschließend drei Stunden lang von Minute zu Minute.
Was unsere Enkel fragen werden
In der Mittagspause überkommt mich plötzlich große Müdigkeit, aber noch bleibt zu entscheiden, wie ich am Nachmittag weitermachen will. Statt mit Stipendiaten und Stiftungsleuten zu plaudern, treibe ich mich also im Parkgelände herum, um gleichzeitig auszuruhen und zu planen. So gelingt mir keines von beidem. Fünf Minuten vor der Nachmittagssitzung beschließe ich, die Programmentscheidung den Teilnehmern zu überlassen, und denke nur schnell den zeitlichen Rahmen durch. Irgendetwas werden wir tun, und selbst wenn der Tag mißlingt, werde ich stets behaupten können, mein didaktisches Vorgehen habe sich durch Teilnehmerorientierung und Situationsgespür ausgezeichnet. Doch selbst falls der Tag tatsächlich glückt, wird er niemals das gewesen sein, was er hätte sein können, wenn ich besser vorbereitet wäre. Diese Gelegenheit ist schon lange vorbei. Jetzt kann ich es nicht mehr ändern.
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