Ernst-Georg Beck ist Biologielehrer in Freiburg und hat ein Hobby, die Klimaforschung. Es wurde eine unglückliche Leidenschaft. Becks Hauptthese ist nichtmals, dass es gar keine menschgemachte Erwärmung gäbe (das wäre ja noch “Skeptiker Mainstream”), nein, es gäbe nichtmals relevante von Menschen verantwortete CO2 Emissionen, denn alles, was wir an CO2 Schwankungen in der Luft an hunderten von Messpunkten messen, sind in Wirklichkeit nur natürliche Variationen.
Bild 1: Ernst Georg Beck erklärt der Uni Bayreuth rapide Zacken im CO2 Verlauf des letzten Jahrhunderts:”Now this end is called the thagomizer, after the late Thag Simmons.”
Ich habe bereits einmal hier diesen epochalen Unsinn diskutiert und will das jetzt nicht nochmal tun. Wissenschaftler (Harold Meijer, Groningen, und Ralph Keeling, La Jolla), die weit qualifizierter als ich in Sachen Kohlenstoffkreislauf sind, haben vernichtende Kommentare zu dieser “Hypothese” abgegeben (dankenswerterweise von Beck selber ins Web gestellt, hier und hier).
Ralph Keeling fasste seinen Eindruck des Beckschen Oeuvres folgendermassen zusammen:
There is clearly no basis for assuming that meaningful background trends can be extracted by averaging the early data over 11-year intervals, as Beck has done.
In effect, Beck has turned back the clock to before 1957, rejecting the notion of an atmospheric background, a concept which has stood the test of 50 years of scientific scrutiny.
Warum also noch weitere Nägel in diesen Sarg reinschlagen? Es gibt im Grunde kaum Neues zu diskutieren. Beck hatte aus alten Messbüchern CO2 Messungen herausgesucht, deren messtechnische Probleme einfach mal vergessen, unterschlagen, dass die Messungen im 19ten und frühen 20ten Jahrhundert nicht im mindesten mit dem Ziel unternommen wurden, den CO2 Background Wert zu bestimmen, und dann den mit riesigen Streuungen versehenen Mittelwert flugs zum “nordhemisphärischen Mittelwert” erklärt. Sensation, der CO2 Wert springt aus unerfindlichen Gründen in völlig unglaublichen Grössenordnungen von mehr als 100ppm (zur Erinnerung, alle industrielle Aktivität des Menschen bringt es zur Zeit auf gerade mal 8 GT Kohlenstoff oder ca. 4ppm CO2 pro Jahr von denen ja dann auch noch ca. die Hälfte natürlicherweise wegabsorbiert wird) herum.
Die “skeptischen” Klimaamateure sind so gar nicht skeptisch bereit alles zu glauben, wenn sie auch nur das Gefühl haben, es ginge gegen den IPCC, und so wird dieser Irrsinn eifrig im Internet zirkuliert. Die neusten Updates zu dieser Geschichte finden sich hier, hier und hier und ich komme nicht umhin, meine Verwunderung darüber zu bekunden, dass Beck von der Universität Bayreuth zum Kolloquium eingeladen wurde. Natürlich kann man alles diskutieren, aber eine Einladung in ein Universitätskolloquium ist auch eine “Auszeichnung” oder zumindest ein Stempel, der dem Vortragenden und dessen Inhalt aufgedrückt wird und auf dem steht: “Das ist ein Wissenschaftler und was jetzt kommt ist Wissenschaft”. Für mich besteht nicht der geringste Zweifel, dass die Uni Bayreuth sich dramatisch im Adressaten getäuscht hat.
Kurz noch zum “neuen” Inhalt von Becks Erzählungen. Er meint die wahre Ursache der sagenhaften CO2 Variationen gefunden zu haben. Periodische Oszillation in der Umwälzungstärke des Atlantiks und die damit einhergehenden Temperaturschwankungen im Nordatlantik seien der Grund für das Aufstauen und Absaugen von ein paar 100 Giga-Tonnen CO2 in ein paar Jährchen. Es ist in unzähligen Arbeiten (siehe hier und Referenzen darin) diskutiert worden, dass selbst die Temperaturschwankungen zum letzten glazialen Maximum, was ja immerhin 5-6K global kälter war als unser heutiges Klima, gerade einmal für vielleicht eine Senkung von 30ppm zum letzten Glazial hin verantwortlich war. Die Beckschen Phantasieschwankungen des CO2 würden, wenn man sie ernsthaft mit dem temperaturabhängigen Löslichkeitverhalten des CO2 erklären will, einen mindestens 10K kälteren globalen Ozean erfordern. Absurd. Ich warte noch auf eine Erklärung seitens der Uni Bayreuth, warum sie soetwas für Kolloquiums-würdig hielten. Man kann nicht alles verstehen.
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