Irgendwer hat den Klimaskeptikern gesagt, sie sollten immer und immer wieder wiederholen, dass der jetzige Konsens in der Wissenschaft zu Treibhausgasen und globaler Erwärmung genauso in den 70er Jahren bestanden hätte, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Mal abgesehen, dass die Klimaforschung heute nicht mehr viel mit der der 70er Jahre zu tun hat, soll das natürlich bedeuten: Gestern so und heute so.Lügen doch alle und das Klima ist unergründbar.
Wenn auch diese Philippika gegen das Schlechte im Menschen und im Klimaforscher insbesondere häufig zu hören ist (ältere Klimaskeptiker [und die meisten sind älter] behaupten dann gerne, sie könnten sich sogar persönlich ganz genau an den vermeintlichen Konsens der Klimaforschung in den 70er erinnern, was erstaunlich ist, denn ich kann mich nicht mal daran erinnern, wie der Sänger von Barclay James Harvest eigentlich hiess), ist sie FALSCH.
William Connolley (Stoat) und Tom Peterson und John Fleck haben mal genauer hingeschaut. Hier das Resultat ihrer Literaturstudie mit den heute schwer zu findenden Paper aus den 70er, welches gerade im Bulletin der American Meteorological Society veröffentlicht wurde.

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Konsens sieht irgendwie anders aus.

Kommentare (6)

  1. #1 Shin
    September 19, 2008

    Naja, man muss aber auch sagen, dass das Ergebnis dieser Studie nicht gerade sehr verlässlich ist. Die Forscher geben ja selbst zu, dass die Recherche schwierig war. Wer weiß also, wie viele Paper zu dem Thema übersehen wurden? Und 73 Paper sind über einen Zeitraum von 15 Jahren auch nicht gerade viel, da können sich leicht signifikante Abweichungen einschleichen.

    P.S. bevor ich hier verteufelt werde, ich glaube durchaus dass es einen Klimawandel gibt und dass die Menschen eine mehr oder weniger große Rolle dabei spielen. Aber das ändert nichts daran, dass mich diese Studie hier nicht wirklich überzeugt.

  2. #2 Georg Hoffmann
    September 19, 2008

    Sagen wir mal so, Shin, bei dieser Literaturstudie gilt wie bei jeder anderen Studie, dass, wer das Gegenteil behauptet, entsprechende Belege auftreiben muss. Dazu muss man wissen, dass in den 70er sich WEITAUS weniger wissenschaftliche Journals mit dem Klima beschaeftigt haben. Ein Bruchteil von heute. Die Moeglichkeit, dass irgendwo ein Berg Paper verborgen liegt, die einen Konsens dokumentieren an den sich heute niemand mehr erinnern kann, scheint mir sehr gering. Aber man weiss ja nie so genau. So oder so, ich denke der Ball liegt im Feld von demjenigen, der heute noch behauptet, “damals haette ALLE genau das Gegenteil gesagt , von dem was sie heute sagen wuerden” (siehe Zitate von Michaels und Crichton im Paper).

  3. #3 Nils Simon
    September 22, 2008

    Zumal auch die zusammenfassenden Berichte aus der damaligen Zeit ziemlich eindeutig auf eine Erwärmung hinweisen. Dazu gehört bspw. der Report der National Academy of Sciences von 1979: “Carbon Dioxide and Climate: A Scientific Assessment”, der bei einer Verdoppelung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre von einer Erwärmung um 2-3,5°C ausgeht (IPCC 2007: 2-4,5°C). In lang kann man die Geschichte der Klimaforschung gerade der letzten 50 Jahre im exzellenten Buch “The Discovery of Global Warming” von Spencer Weart nachlesen. Peterson et al. haben also lediglich das, was schon lange bekannt ist, jetzt nur noch einmal quantitativ untermauert.

  4. #4 LH
    Dezember 2, 2008

    Es mag sein, dass die wissenschaftlichen Prognosen mehrheitlich eine Erwärmung prognostiziert haben.
    15 Jahre nach dem beobachteten Zeitraum stand allerdings in meinem Schulbuch: “Wir befinden uns in der Warmphase einer Eiszeit”.
    Daneben war ein schönes Diagramm gedruckt, dass in den nächsten ein- bis zweihundert Jahren einen drastischen Temperaturabfall prognostizierte.

    Die (staatlich verordnete) Lehrmeinung, wich also stark von der Mehrheit, der wissenschaftlichen Publikationen ab.

    Aber ist das etwas neues?

    lg. euer Luzi

  5. #5 Savoyen
    Dezember 2, 2008

    Werter Herr Hoffmann,

    das zu Ihrer ergänzenden Information. Findet man aber vermutlich nur, wenn man es auch finden will.

    “According to the Academy [the NAS] report on climate, we may be approaching the the end of a major interglacial cycle, with the approach of a full-blown 100-year long ice age a real possibility…with ice packs building up relatively quickly from local snowfall that fails to melt form winter to winter”

    From Science Magazine, Mar 1, 1975:

    Das ist übrigens das Magazinen, das von Ihnen und den anderen ‘Katastrophenbeseelten’ so gerne als unantastbar bezeichnet wird, wenn darin die nächsten AGW-basierenden Katastrophen veröffentlicht werden.
    Ich bin gespannt, wenn Sie dieses Mal der Unfähigkeit, Fehlinterpretation oder der Altersdemenz bezichtigen…

  6. #6 Georg Hoffmann
    Dezember 2, 2008

    @Luzi
    “Daneben war ein schönes Diagramm gedruckt, dass in den nächsten ein- bis zweihundert Jahren einen drastischen Temperaturabfall prognostizierte.”
    In jedem Fall mein Respekt. Ich kann mich nur bei wenigen Ausnahmen noch an meine Schulbuecher erinnern (und das sind ja in ihrem Fall sogar ueber 30 Jahre alte Lehrbuecher).
    In jedem Fall bin ich ein Sammler von historischer Klimaforschung und alten Papern etc. Wenn sie noch einen genaueren Hinweis auf das Buch haben, waere ich Ihnen dankbar. Im Antiquariat bekommt man ja noch so einiges.

    @Savoyen
    Nicht nur das “may be” deutet an, dass der Text keinen gefestigten Konsens der Klimaforschung andeutet, es ist vor allem wie jedes Zitat aus einem der bereits oben ausgewerteten Papern ein Beleg dafuer, dass es Meinungen gab, die auf eine naechste Eiszeit tippten, die Mehrheit tat es eben nicht.
    Der erste Report, der ueberhaupt die existierende Literatur sichtete stammte aus dem Jahr 1980 und war von William Nierenberg.
    https://en.wikipedia.org/wiki/William_Nierenberg
    Er kommt bereits zu den allseits bekannten Schluessen.
    Es hab niemals einen nur annaeherndvergleichbaren Konsensus in den 70er wie es ihn heute gibt? Hier nochmal die Schluesse des Nierenberg Reports:

    * the most probable date of CO2 “doubling” (to 600 ppm) was 2065 (page 21)
    * global warming due to doubling CO2 is is likely to be between 1-5-4.5 °C, as suggested by the Charney report. Careful review of dissenting inferences suggesting negligible CO2-induced climate change shows these to be based on misleading analysis (page 28)
    * warming at equilibrium would be 2-3 times as great over the polar regions as over the tropics; and probably greater over the arctic (page 30)
    * sea level might rise 70 cm over a century from thermal expansion, and melting of alpine glaciers. There was great uncertainty of the fate of the West Antarctic Ice Sheet; disintegration could lead to sea-level rise of 5 to 6m over several hundred years (page 42)
    * CO2 is a cause for concern but not panic; a program of action without a program for learning would be costly and ineffective (page 61)
    * a careful, well-designed program of monitoring and analysis is needed to detect the CO2 signal on climate (page 76)