Als Paleo-Klimatologe bin ich vielleicht nicht 100% in der Literatur, aber ich glaube, es ist das erste Mal, dass der sogenannte Wasserdampf-Feedback so vollständig vermessen werden konnte wie in einem jüngst in GRL erschienen Arbeit von Andrew Dessler und Kollegen. Eine Erwärmung durch die ansteigenden Treibhausgas-Konzentrationen (CO2,CH4, etc) ist unter praktisch allen Experten völlig unstrittig. Diese Treibhausgas-Erwärmung ohne irgendwelche Feedbacks, d.h. ohne irgendeine Reaktion des Klimasystems auf diese ursprüngliche Erwärmung, beträgt bei Verdoppelung des prä-industriellen CO2 Niveaus ca. 1°C.
Unglücklicherweise wird es dabei nicht bleiben, vor allem weil eine wärmere Atmosphäre mehr Wasserdampf speichern kann und ,da dieses ebenfalls ein Treibhausgas ist, eine weitere Erwärmung erzeugen. Quantitativ klar, qualitativ nicht einfach zu bestimmen. Die ersten theoretischen Rechnungen haben (da es anders nicht ging) die relative Feuchte der Atmosphäre konstant gelassen und so einen Wasserdampf-Feedback von ca. 1-2W/m2/K erhalten, anders gesagt die ursprüngliche Erwärmung wird durch den Wasserdampf ungefähr verdoppelt. Moderne GCMs kommen zu ganz ähnlichen Ergebnissen und in ihnen wird natürlich die relative Feuchte nicht künstlich festgehalten sondern berechnet.
Bild 1: Feedback Parameter für eine Reihe von Reaktionen, insbesondere der Wasserdampf + Lapse Rate-Feedback beträgt in den verschiedenen IPCC Modellen irgendetwas zwischen 1-2W/m2/K. Soden und Held 2006.
Andrew Dessler kam nun in einer Analyse von AIRS (Atmospheric Infrared Sounder) Daten von 2003-2008 zu einer empirischen Bestätigung dieser Modell-resultate. In bislang einmaligen Details wurde der Strahlungstransport der Treibhausgase und des Wasserdampfs in den verschiedenen Atmosphärenschichten berechnet und so der Wasserdampffeedback direkt berechnet/gemessen (ein Teil ist berechnet, ein Teil ist gemessen). Dessler bestätigen in der Tat die Annahme, dass der Feedback mit der Annahme konstanter relativer Feuchte (gerade wie in den ersten Rechnungen zum Treibhauseffekt) sehr nahe an der Wirklichkeit ist. Der Feedback-Faktor variiert in den Jahren 03-08 zwischen 1-2W/m2/K mit einem Mittelwert recht nahe an 2W/m2/K.
Desslers Schlussfolgerung ist nach dieser direkten Bestätigung der GCMs eindeutig:
The existence of a strong and positive water-vapor feedback means that projected business-as-usual greenhousegas emissions over the next century are virtually guaranteed to produce warming of several degrees Celsius. The only way that will not happen is if a strong, negative, and currently unknown feedback is discovered somewhere in our climate system.
Ich denke, der letzte Satz ist die wissenschaftliche Beschreibung für ein Wunder.
Literatur
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