Die freie Welt ist eine Internet-Zeitschrift, die politisch der FDP nahesteht, “liberal” als Lieblingsadjektiv 2009 gewählt hat (genau wie 2008, 2007 etc.) und für marktwirtschaftliche Lösungen wirtschaftlicher,umweltpolitischer, sozialpolitischer, ach einfach aller Probleme wirbt. Sie erinnert mich im Layout ein wenig ans Handelsblatt (ein blasses orange) und das ist auch fast alles, was ich dazu sagen kann. Alles ist sicher ganz ehrenhaft und von meiner Seite gibt’s nichts zu monieren. Die Freie Welt wird unterhalten vom Institut für Strategische Studien (ISS), Berlin, und wie das sich nun finanziert, habe ich durch oberflächliches googeln nicht mehr herausbekommen können. Das ISS ist wohl das, was man einen Think Tank (Gedankenpanzer, hoehoe), nennt und auch daran ist nicht das geringste auszusetzten. Die Sache ist mit Sicherheit professionell aufgezogen und die Webseite schmückt das Gesicht des einen oder anderen MDBs.
Einer ihrer Redakteure, Dr. Klaus Peter Krause, war nun auf einer Konferenz organisiert von der deutschen Abteilung des Klimawandelleugnens EIKE und des Instituts für Unternehmerische Freiheit. Letzteres ist wohl auch ein Think Tank und ich habe wieder keine Ahnung, wer das halbe dutzend Festangestelte bezahlt. Spenden kann man jedenfalls hier. Dr. Klaus Peter Krause, Jahrgang 36, Volkswirt, Politologe, ehemaliger FAZ Wirtschaftsteil-Mitarbeiter und somit wie kein anderer qualifiziert das naturwissenschaftliche Fundament der Klimaforschung zu hinterfragen , war also bei der “EIKE Klimakonferenz” und er war vor allem von den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen überrascht und erschüttert. Was hat also Dr. Krause dort alles gelernt:
Es mag sein, dass es den Staaten mit ihren Politikern allmählich dämmert. Sie mögen es nur nicht offen aussprechen, auf was für einen Wahnsinn sie sich mit ihrer „Klimaschutzpolitik” eingelassen haben. Wahnsinn ist sie allein schon wegen ihrer gewaltigen finanziellen Folgen..
Der Wahnsinn der Klimaschutzpolitik lässt sich allein aus ihren gewaltigen finanziellen Folgen ablesen? Die Frage mag angemessen sein, wie es sich um das Kosten/Nutzen Verhältnis beim sogennanten Klimaschutz handelt. Aber aus den Finanzen alleine lässt sich gar nichts ablesen. Es ist immer die Frage, was man für all das schöne Geld bekommt.
Sei’s drum. Dr. Krause meint also, es sei höchste Zeit die bislang ungehörte Wissenschaft zum Klimawandel endlich endlich einmal anzuhören. Zur dieser Wissenschaft gab es dann auf der besagten Konferenz des Instituts für unternehmerische Freiheit zwei Vorträge, einen von Professor Jan Veizer, einem Geo-Isotopisten und daher direktem Kollegen von mir, und Professor Horst-Joachim Lüdecke, Dipl.Phys. und Professor am Institut für Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken (ich konnte keine wissenschaftliche Homepage von ihm finden). Beide sind seit einigen Jahren emiritiert.
Was hat also hat Dr. Krause alles so gelernt bei den Vorträgen:
CO2 ist ein Naturgas, auf das die Pflanzen zum Leben unabdingbar angewiesen sind.
Sicher ein Umstand, der bislang von der internationalen Klimaverschwörung geheim gehalten wurde.
Allerdings ist CO2 nur ein Spurengas und in der Erdatmosphäre bloß mit einem Anteil von 0,038 Prozent vertreten. Außerdem liefert das meiste dieses Spurengases die Natur selbst, denn es gehört zum natürlichen CO2-Kreislauf der Erde. Der menschlich verursachte („anthropogene”) Anteil am gesamten CO2 beträgt nur etwa 5 Prozent.
Den Trick mit den 0.038% kennen wir glaube ich schon. Ich vermute 385ppm klingt irgendwie zu gross für die “Freie Welt”. Woher die 5% für den anthropogenen Anteil des CO2 kommen, weiss aber keiner. In diesem Satz im Artikel von Herrn Krause bezieht sich das auf die 0.038% und wie wir wissen war der präindiutrielle Wert des CO2 0.028% (oder eben 280ppm für Normalbürger). (380-280)ppm/380ppm=26% Anthropogener Anteil.
So oder so, sei das CO2 nicht so wichtig, denn der Wasserdampf sei sooo viel wichtiger.
So sieht es auch der Paleogeologe Jan Veizer, Professor der University of Ottawa: „Wasserdampf ist das Treibhausgas Nummer 1, 2, 3 und wahrscheinlich auch Nummer 4. Dann erst kommen andere Gase, darunter CO2.
Begründung? Fehlanzeige. Kiehl und Trenberth geben den Wasserdampf mit 60% Anteil am gesamten Treibhauseffekt an, das CO2 mit 20%. Hier kann man auch nochmal im Detail sehen, wie man so etwas nachrechnet:
Wie Lüdecke belegte, gibt es einen CO2-Anstieg seit etwa 1750, also schon vor der industriellen Revolution.
Jo, und das war auch der Mensch. Stichwort Land Use Change:
Erst im 19ten Jahrhundert gingen die CO2 Werte über den prä-industriellen Mittelwert hinaus. 1750 lag, möglicherweise auf Grund der leicht kühleren Bedingungen während der kleinen Eiszeit, einige ppm unter diesem Mittelwert.
Veizer allerdings führte in Berlin vor, dass der CO2-Antieg einer Erwärmung folgt, nicht umgekehrt eine Erwärmung dem CO2-Anstieg. Danach also ist ein CO2-Antieg nicht die Ursache, sondern die Folge eines wärmeren Klimas. Hierbei spielt die große Wasserfläche der Erde eine Rolle. Erwärmen sich die Ozeane, setzen sie mehr von dem im Wasser gebundenen CO2 frei.
So und ohne weiteren Kontext angegeben. Es ist ganz klar, dass ein Leser hier denken muss, dass Krause sich hier auf den aktuellen CO2 Verlauf bezieht. Einen Satz zuvor fiel die Bemerkung zum Anstieg seit 1750. Wahrscheinlich bezog sich Veizer aber auf die glazial-interglazial Zyklen, während denen das CO2 natürlich der Temperatur folgt und nicht umgekehrt. Das kann man so nicht nur in allen IPCC Berichten lessen, sondern z.B. auch in Veröffentlichungen unseres Labors. Es ist seit vielen Jahren die Standardtheorie der Eiszeiten, dass eine ursprünglich von den Bahnparametern der Erde getriggerte Temperaturänderung, Rückkoppelungen unter anderem des Kohlenstoffzyklus auslöste, die dann zu einer Änderung der CO2 Konzentration führte und somit zu weiteren Temperaturänderungen. Die Klimaforschung übernahm dafür einen Begriff aus der Regeltechnig, nämlich den des Feedback-Loops.
Veizer hat nie zu dem Thema gearbeitet und so zeigte er natürlich IPCC Ergebnisse. Dr. Krause wiederum präsentierte diese IPCC Ergebnisse, die sich auf den 100.000 Jahreszyklus der Eiszeiten beziehen, in einem Zusammenhang der klar nahelegt, es handele sich hier um den Anstieg der CO2 Konzentrationen der letzten 200 Jahre. Das darf man wohl als bewusste Irreführung bezeichnen.
Noch mehr Krauses Zeug:
Während der mittelalterlichen Klima-Optima und der Holozän-Zeit seien die Temperatur-Maxima weit höher gewesen als heute
Das gibt keine einzige Rekonstruktion der Temperaturen vom Mittelalter bis heute her. Keine, inklusive der Fehlergrenzen.
Das Arktiseis habe wieder zugenommen.
Von 2007, der niedrigsten je gemessenen Eisausdehnung zu 2008, der zweitniedrigsten je gemessenen Eisausdehnung. Unglaublich. Einfach unglaublich.
„Global Player” sei die Sonne, der Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und dem Klima, untersucht zwischen 1860 und 1980, sei überwältigend.
Die in IPCC und einer Reihe Papern mit ca. max 50% Klimaeinfluss bis 1940 angegeben ist und seitdem mit vielleicht 10% oder eher weniger. Etwa hier
Schädlich, so Lüdecke, ist eine Klimaerwärmung ohnehin nicht: Die Artenvielfalt nehme zu, die Pflanzen wüchsen besser, die Ernten fielen reicher aus. Gärtner in ihren Gewächshäusern führten die Ertragssteigerung durch Begasung mit CO2 sogar künstlich herbei. Auch habe sich die Völkerwanderung stets in Richtung wärmeres Klima bewegt. Außerdem finde die Erwärmung vorwiegend im Norden und nicht am Äquator statt.
Drei Sätze, die nichts miteinander zu tun haben (lernt man das so im Journalismus?) und deren Aneinanderreihung ein Gefühl völliger Absurdität hinterlassen.
Nach anfänglichen Zugewinnen bei CO2 Begasung zeigen natürliche (also wasser- und anderweitig limitierte) Biome eine rasche Stabilisierung.
Die Völkerwanderung von Kalt nach Warm, was auch immer sonst das noch alles sagen will, war aber auch und vor allem eine von Arm nach Reich. Oder ist der jetzige Exodus von Abertausenden aus Afrika/Mexiko hin nach Europa/Nordamerika etwa ein Zeichen, dass die Menschen beginnen, die Kälte zu lieben? Darüberhinau teile ich die Meinung, David Archers, dass auch jetzt schon, praktisch ganz zu Beginn der Klimaerwärmung, nähme man irgendeine repräsentativ Umfrage unter der Menschheit, die Mehrheit der Menschen eher ein Grad weniger als eines mehr auf Erden hätten, einfach weil die Mehrheit der Menscheit in den Tropen/Subtropen lebt.
Ja, und schliesslich der völlig überraschende Satz, dass die Erwärmung im Norden und nicht am Äquator stattfinden würde. Nachdem Dr.Krause mehrere Zeilen erläutert hat, warum es keinen Effekt des CO2 auf die Erdtemperaturen geben könnte, kommt plötzlich: Und sowieso gibt es nur eine Erwärmung ausserhalb der Tropen. Mal abgesehen, dass das nicht stimmt, liegt es an mir, oder haben hier andere auch das Gefühl, dass hier der Dr.Krause völlig in einem argumentativen Nebel verschwindet?
Ich lasse es mal dabei. Auch ein Wirtschaftsjournalist, dem das ökonomische Konzept von Klimaschutzmassnahmen nicht gefällt, sollte schonmal etwas von journalistischer Sorgfalt gehört haben. All die hier von mir angefügten wissenschaftlichen Informationen, kann man in weniger als 5 Minuten im Internet finden. “Freie Welt”? Na klar, aber frei wovon?
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