Es gab hier auf den scienceblogs, insbesondere auch hinter den Kulissen, eine recht animierte Diskussion zum Thema Weltanschauung, Wissenschaft und letztlich Gott. Ich möchte aus meiner Sicht nur rein paar Punkte klarstellen. Der Text beschreibt wie ich das Projekt Scienceblogs sehe und ich weiss nicht, ob diese Meinung von den anderen Autoren oder den Betreibern geteilt wird.
Soziologisch betrachtet eine Peergroup: Richard Dawkins und Papst Benedikt XVI
1) Scienceblogs Autoren beschäftigen sich in der Mehrzahl mit Naturwissenschaft, einige auch (vielleicht ein bisschen zu wenige) mit Geistes- und Sozialwissenschaften. Man könnte in diesem Rahmen Religion/Weltanschauungen aus vielerlei Blickwinkeln betrachten, das ist bisher hier leider nicht geschehen. Es sei also nochmal an das Offensichtliche erinnert, eine Aussage zu “Gott oder nicht” kann keine dieser Wissenschaften treffen und scienceblogs selbstverständlich auch nicht.
2) Naturwissenschaftler sind wahrscheinlich in ihrer Mehrheit Atheisten und inwieweit das mit ihrer evidenz-basierten Arbeit zu tun hat, ist sicher ein interessantes Thema. Ich persönlich glaube nicht, dass es, entgegen dem, was die meisten Wissenschaftler glauben, besonders viel damit zu tun. Wir leben in einer sich differenzierenden Gesellschaft mit (ausser den materiellen) verflachenden Hierarchien, da hat Religion und Gott, immer schlechte Karten, ob nun DNA einerseits oder Relativitätstheorie andererseits. Eine Umfrage in irgendeiner anderen sozialen Gruppe mit ähnlichem soziologischem Profil (hoher Ausbildungsstand, meist staatliche Festanstellung, meist männlich, meist gesicherte Altersversorgung, etc. etc.) kommt wahrscheinlich zu einem ähnlichen Anteil an Atheisten.
3) In dem Moment, in dem Atheisten sich als solche deklarieren, überzeugen wollen, organisieren, begeben sie sich auf den Markt der Weltanschauungen. Sie sind dort Gleiche unter Gleichen und, ob sie nun dort als Naturwissenschaftler auftreten oder nicht, konkurrieren dort mit dem Papst oder dem Dalai Lama. All diese alten Religionen/Weltanschauungen haben den Atheisten meistens zumindest eine Sache vorraus, nämlich die Erkenntnis, dass es zu nichts führt, die eigene Superiorität (die, machen wir uns nichts vor, jede dieser Religionen wahrscheinlich irgendwo für sich vermutet) allzu laut vor sich herzutröten. Scienceblogs in seiner Gesamtheit hat ohnehin (siehe Punkt 1) nicht wirklich etwas zum Thema Gott (und wenn ja welcher) oder nicht beizutragen. Es verhält sich, wie heisst es doch so schön: “weltanschaulich neutral”.
4) Scienceblogs besteht aus den Blogs einzelner Wissenschaftler, die in keiner Weise politisch, weltanschaulich oder sonstwie assoziiert oder kordiniert sind. Selbst wenn der eine oder andere seine Sicht der Welt hier etwas lauter vertreten mag, handelt es sich um Privatmeinungen. Ich persönlich würde mich hier zurückziehen, wenn die Werbung für Weltanschauungen auf Scienceblogs in den Vordergrund gegenüber den wissenschaftlichen Themen treten würde. Das ist aber bislang nicht der Fall und auch gut so.
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