Die kommerzielle Nutzung der Arktis steht erst an ihrem Anfang und der Klimawandel spielt eine wichtige Rolle dabei. Spiegel Reporter Christoph Seidler schrieb bereits eine Serie von Artikeln zum Thema “Der Run auf die Arktis” und Primaklima berichtete bereits mehrmals darüber (hier und hier). Sein jüngst erschienenes Buch “Arktisches Monopoly” wird ebenfalls hier in Kürze besprochen. Daher jetzt nur ein Aspekt dieses “Monopoly”.
Bild 1: Die Beluga Foresight vor Wladiwostok. MS „Beluga Foresight”:48.27N 150.09E (heute, 24.08.2009 @ 08.00 Uhr deutscher Zeit, voraussichtliche Ankunft in Novyy Port / Yamburg: 06.09.2009)
Das Arktische Sommer-Meereis schrumpft und das zeitliche Fenster, das eine Passage entweder durch die Nord-West oder durch die Nord-Ost Passage für kommerzielle Schiffe möglich macht, wird immer weiter aufgestossen. Ich bin bei Rabett Run auf eine Notiz gestossen, die wohl zuerst auch bei Reuters (hier und hier) und DPA diskutiert wurde: Erste “rein” kommerzielle Nutzung der sich öffnenden Passagen durch die Arktis. Das Bemerkenswerte ist nicht, dass irgendein Abenteurer den Weg durch die Arktis sucht oder dass es nicht etwa schon vor langer Zeit jemandem wie Amundsen bereits einmal gelungen sei, durch eine der Nord Passagen durchzukommen, das Bemerkenswerte ist, dass eine hanseatisch-stocknüchtern und rational kalkulierende Reederei wie die Beluga-Group aus Bremen es an der Zeit findet, die veränderten Eisbedingungen nun auch wirklich zu nutzen.
Bild 2: Die “Beluga Family” fährt von Murmansk zum Ob und zurück. MS „Beluga Family”: 7202N 06317E (heute, 24.08.2009 @ 10.00 Uhr deutscher Zeit, voraussichtliche Ankunft in Murmansk: 26.08.2009)
Ich rief also mal bei der Beluga Reederei an und bekam ein paar interessante Informationen. So hatte die Reederei bereits 2008 einen Antrag zur Durchfahrt der Nord-Ost Passage gestellt, allerdings zu spät von russischer Seite Antwort erhalten. Jetzt ist es also soweit, zwei Schiffe (“Beluga Fraternity” und die “Beluga Foresight”, siehe Fotos) haben sich von Wladiwostok Richtung Beringstrasse begeben und nehmen dann Kurs auf die Mündung des Ob. Dort in einem Ort namen Novyy Port soll unter anderem Material zum Anlagenbau, welches dann den Ob hinauftransportiert wird, gelöscht und dann weiter Fahrt auf Murmansk genommen werden. Ein drittes Schiff vollendet nicht die ganze Nordost Passage (“Beluga Family”) und fährt von Murmansk zur Ob Mündung und zurück. Zur Sicherheit sind russische Eisbrecher über den beabsichtigten Fahrtverlauf informiert.
Bild 3: Nordost Passage und ungefähre Route der Beluga Schiffe.
Die Beluga Reederei schlägt die Nord-Ost Passage zum ersten Mal ein und kennt auch keine andere Reederei, die die Durchfahrt mit Handelsschiffen bis jetzt gewagt hätte. Die Schiffe sind in keiner Weise für diese Fahrt speziell packeistüchtig gemacht worden, sind aber immerhin Schiffe der Eisklasse E3 (bis 80cm Eis). Es handelt sich, wie mir versichert wurde, auch nicht um eine PR- oder gar Öko-Aktion zum Thema Klimawandel. Alles was zählt, ist, dass von einem Startgebiet zwischen Nord-China und Japan bis nach Europa die Route durch den Suez-Kanal von 11.000 Seemeilen auf 8700 See-Meilen verkürzt werden kann. Weitere Fahrten sind zwar nicht für sofort geplant, sind aber durchaus wahrscheinlich.
Bild 4: Die Beluga Fraternity vor Wladiwostok. MS „Beluga Fraternity”: 43°2’N 131°56’E (heute, 24.08.2009 @ 09.00 Uhr deutscher Zeit, voraussichtliche Ankunft in Novyy Port / Yamburg: 06.09.2009)
Die geschätzte Ersparnis der Nord-Ost Passage betrüge, so sagte mir Verena Beckhusen von der Beluga Reederei, bei 6 Schiffen, die im Konvoi oberhalb Russlands statt durch den indischen Ozean den Weg zwischen Ost-Asien und Europa suchten, satte 3 Millionen Euro.
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