Ich hatte ja bereits mehrmals das Vergnügen über Claude Allegre zu berichten. In einem Aprilscherz erklärte ich ihn zum zukünftigen Umweltminister Frankreichs, was von der Klimaskeptikerschar gläubig und ohne es weiter zu hinterfragen (ja, sooo skeptisch sind sie) aufgesaugt wurde. Benny Peiser hat es wohl bei mir gelesen und seinem Kumpel Marc Morano gegeben, der dann daraus einen von A bis Z auf Nichts beruhenden Artikel bastelte. Haben die Beiden es für notig gehalten, den Aprilscherz vielleicht mal zu korrigieren? I wo. Da sie ohnehin nur über Aprilscherze berichten, macht einer mehr oder weniger keinen Unterschied.
Bild 1: Claude Allegre schrieb ein Buch mit dem Titel “L’imposture climatique”, das uns hier auf Primaklima noch lange begleiten wird.
Nun ist Claude Allegre also einer der beiden offiziellen und lautesten französischen Hardcore-Klimaskeptiker. Er hat noch nie etwas zum Thema Klima in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht, war in seiner aktiven Zeit Experte für die Geochemie des Erdmantels und hat es dort zu Ruhm und Ehre gebracht. Er ist unter anderem Träger der Goldmedaille der CNRS und Mitglied der Academie de Sciences. Klimaforscher sind für ihn summarisch Mitglieder einer Maffia (wörtlich!), die mit totalitären Methoden (wörtlich!) jedwede Meinung, die nicht dem IPCC entspricht, ersticken. Nicolas Hulot (eine Art Gallionsfigur der frz. Grünen) ist für Allegre natürlich ein “Imbecile”, ein Idiot also. Und so weiter, und so fort. Wie originell! Und doch habe ich den Eindruck, so Zeug schonmal gehört zu haben.
Bild 2: “L’imposture climatique” von Claude Allegre, ein Fehler absurder als der nächste.
Nun hat also Ex-Minister Allegre ein Buch mit dem schönen Titel “L’imposture climatique” (Der Klimabetrug) geschrieben, was in allen Details darlegt, was ihm zu dem Thema so eingefallen ist. Bevor es losgeht sei noch gesagt, dass ich lange überlegt habe, ob ich (1) dem Allegre mit zusätzlichen 19.80 € für die “L’imposture” seine Alterspension noch vergolden soll und (2) am Fällen eines unschuldigen Baumes, dessen Cellulose brutal zu diesem Machwerk vergewaltigt wird, schuldig werden soll. Aber egal, ich hab’s getan, ich habe das Buch mit tief übers Gesicht gezogenen Schal in einer Bahnhofsbuchhandlung am Gare de Lyon gekauft. Ich habe erst etwa die Hälfte gelesen und ich kann jetzt schon sagen: Es hat sich gelohnt! Jede Seite eine Absurdität, praktisch jede Seite ein gravierender Fehler, eine Fundgrube für Monate von Beiträgen auf Primaklima. Danke, Claude, danke.
Ich bin nicht der einzige der das enorme Potential dieses Werks erkannt hat und auf dem Blog des Liberation Journalisten Sylvestre Huet gibt es bereits reichlich Material. Er hat bereits drei Postings geschrieben, randvoll mit Fehlern, Fehlern, Fehlern aus Claudes Chef d’Oeuvre. Wer Französisch versteht, kann ja dort schonmal reinschaun.
Ich aber fange hier erst einmal ganz sanft, aber doch mit einem Kleinod, welches in seiner funkelnden Eleganz die weiten Hallen dieses Werks ausleuchtet, an. Also, das Spiel beginnt.
Auf Seite 78 schreibt Claude Allegre über Hurrikane und ihren möglichen Zusammenhang mit dem Klimawandel:
L’augmentation des cyclones ou de leur puissance est un sujet débattu. Certains spécialistes comme Wester, Tech ou Kerry Emmanuel pensent que c’est vrai
Was soviel bedeutet wie
Das vermehrte Auftreten von Zyklonen (gemeint sind tropische Zyklonen, GH) oder ihrer intensivierten Stärke ist ein umstrittenes Thema. Einige Spezialisten wie Wester, Tech oder Kerry Emmanuel denken, dass das wahr ist.
Als ich das gelesen habe, dachte ich sofort: Klar. Wester muss ein Druckfehler sein. Das ist natürlich Peter Webster. Und Kerry Emmanuel vom MIT ist natürlich auch bekannt als führender Hurrikan Experte. Aber wer ist Tech? Ein slowakischer Meteorologe, den ich nicht kenne? Ich habe nicht weiter drüber nachgedacht und las dann heute bei Stephane Foucart in der Online Ausgabe der “Le Monde” die Auflösung: Peter Webster ist ja Professor an der Universität “Georgia Institute of Technology” oder kurz “Georgia Tech“. Klar, und beim Rumgooglen (hätte er wissenschaftliche Paper gelesen, wäre das nicht möglich gewesen) ist er über “Peter Webster, Georgia Tech” gestolpert. Wenn es nicht wahr wäre, müsste man es einfach erfinden.
PS. Leser “just me” konnte die lange vermisste Hurrikanexpertin Georgia Tech schliesslich ausfindig machen. Hier ein Foto von Georgia Tech, welches zeigt, wie Sie sich nach einem harten Tag voller Vorlesungen, Examenskorrekturen und dem Verfassen einer Arbeit zum Thema “Potential vorticity deviations in the upper troposphere due to Level 3-4 tropical cyclones” ein wenig entspannt.
Hier ein aktuelles Foto von Professor Tech.
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