Während an und um die Weichsel herum “Land unter” zu melden ist, werden logischerweise Fragen nach den Verantwortlichen laut. Gott-sei-Dank ist diesmal der Klimawandel nicht im Kreuzfeuer, da jeder inzwischen gemerkt hat, dass Überschwemmungen schon mal vorkommen und nicht jede Überschwemmung eine Änderung der dekadischen Statistik belegt.

  • Bild: Nicht etwa mangelnde Investitionen in den Unterhalt der Dämme sind schuld, sondern der Biber und die Wasserratte, meint das polnische Innenministerium.

    Dafür ist aber ein anderer Schuldiger in Kreuzfeuer geraten: der Biber (castor fiber). Nicht etwa mangelnde Pflege und Wartung der Deichanlagen oder ein schlecht funktionierendes Warnsystem haben in Polen zu Deichbrüchen mit mehr als einem Dutzend Opfern geführt, nein es war der Biber. Der polnische Innenminister Jerzy Miller hat den putzigen Nager als die treibende Kraft bei den Deichbrüchen ausgemacht (“bauen lange Tunnel”). Doch nicht nur der Biber ist schuld, auch die Wasserratte (Arvicola amphibius) ruiniert die polnischen Deiche, so Miller.

    Offene Fragen:

    Ich dachte immer, Biber bauten Deiche. Jetzt machen sie anscheinend auch die Deiche der Konkurrenz (i.e. homo sapiens) kaputt. Vielleicht sollte man sie dann die Deiche von vornherein alleine bauen lassen?

    Lehren für Politiker:

    1) Wenn’s schlecht läuft muss schon mal ‘ne Ausrede her. Niedliche Tiere sollten darin nicht vorkommen, das kauft einem, selbst wenn’s wahr ist, keiner ab. Besser: äussere Feinde!

    2) Ganz allgemein, Politiker und Pelztiere geht grundsätzlich nicht, es zerstört die Reputation des einen, wie des anderen. Ich sag nur, der Problembär.

    PS Liest das polnische Innenministerium hier auf Primaklima etwa mit?

  • Kommentare (32)

    1. #1 Jörg
      Mai 25, 2010

      Biber bauen Dämme, keine Deiche. Aber Tiergänge in Deichen sind übrigens wirklich ein ordentliches Problem für die Standsicherheit. Das ist aber bekannt und heißt natürlich nur, dass es ebenso unter die Aufgaben ordentlichen Deichmanagements fällt. In Vietnam sind die Termiten ein gewaltiges Problem (PDF)

    2. #2 Georg Hoffmann
      Mai 25, 2010

      @Joerg
      Na ja, aber ein Damm links und ein Damm rechts, dann haette man einen Deich. Kann man die Biber nicht vielleicht genetisch manipulieren?

    3. #3 axel
      Mai 25, 2010

      Hallo Georg,
      dein Blog wird langsam etwas biberlastig. Sind wir schon im Sommerloch?

    4. #4 Jörg
      Mai 25, 2010

      🙂 Ein Damm ist ein Bauwerk das ständig unter Wasser steht, ein Deich nur bei Hochwasser. Ja, ich hab mal eine Dammbauvorlesung gehört.

    5. #5 Georg Hoffmann
      Mai 25, 2010

      @Axel
      Wohl wahr. Das Klima und seine Skeptiker gehen mir zunehmend auf den Geist.
      Hingegen die Biber! Oder gibts Biberskeptiker?

      @Joerg
      Wie muss man sich das denn vorstellen?

      Damm I, Damm II, Vordiplom Dammbau, Praktikum Kleine Daemme I, Diplomarbeit: Der Einfluss der Wasserratte auf die Daemme in Unterschlesien. Ein Leben aus einem Damm?

    6. #6 Jörg
      Mai 25, 2010

      In der Tat ja, noch etwas Erdbau und Bodenmeachanik dazu. Ist Vertiefungsrichtung Boden- und Felsmechanik für Bauingenieure, oder wie auch immer das heißt. Hab aber nur Damm I gehört, weil ich ja auf Deichen experimentiert habe in der Diss.

    7. #7 Georg Hoffmann
      Mai 25, 2010

      @Joerg
      Also wenn es deine Absicht war, mich zu beeindrucken,
      na dann ist dir das gelungen.

    8. #8 Lars Fischer
      Mai 25, 2010

      Es könnte sich auch um einen Übersetzungsfehler handeln. Habe heute nämlich gelernt, dass die Bisamratte für europäische Deiche tatsächlich ein Problem sein kann.

    9. #9 Benjamin Blümchen
      Mai 25, 2010

      Wieso nicht die Biber?
      Übrigens hat Rahmstorf solche Überschwemmungen dem menschengemachten Klimawandel in die Schuhe geschoben. Wieso nicht diese Überschwemmung? Was ist jetzt anders? Oder war das eine der dutzenden Behauptungen der AGW-Front, die sich als Mumpitz herausgestellt hat?
      Ich finde es fairer, die Biber zu beschuldigen, denn die Biber kann man als Bestrafung nicht höher besteuern oder sonstwie belästigen.

    10. #10 Jörg
      Mai 25, 2010

      He, da hast du grad die dünne Ecke erwischt in der ich Halbwissen statt Achtelwissen hab 🙂

    11. #11 Franz Nörgel
      Mai 25, 2010

      Oje Hoffmann

      jetzt wollen sie von ihrem peinlichsten Treath des Jahres:

      Warum noch reinschauen, wenn ich doch schon ne Meinung habe?

      ablenken und fallen in den nächsten Fauxpas.

      Was wissen sie schon über Biber? Wenig, obwohl sie schon einmal auf einen gigantischen Biberbau gezeigt haben. Haben sie sich vielleicht kurz überlegt, woher den die Biber ihr Materiel bekommen, wie sie sich verhalten, wenn sie da od. dort leben? Wohl kaum.
      So setzten sie wieder einmal ihre Meinung in die Welt, sei es auch nur ein bescheidenes Forum (der Größe nach!) und behaupten weiter von sich selbst, sie wären ein Wissenschafter, naja, sagen wir, wissenschaftlich tätig
      Ich sage ihnen was, sie haben ein gewaltiges Geltungsbedürfnis, sie sind in Klimafragen hoffmannslos überfordert und verhalten sich wie jemand, der die Bezeichnung wissenschaftlich nicht mal im Ansatz lebt.

    12. #12 just me
      Mai 25, 2010

      wir an der Elbe haben ja extra Elbbiber… deswegen klappt das auch mit den Hochwassern… zumindestens hier in der Gegend.

      https://kupczak.de/biber%20mit%20pech%20Kopie.gif <-- Standardinternet-Biber-Bild.

    13. #13 Georg Hoffmann
      Mai 25, 2010

      @Noergel
      “jetzt wollen sie von ihrem peinlichsten Treath des Jahres:”

      und den peinlichsten thread obendrein!

      Andererseits vergessen Sie nicht, dass ich ein Diplom in Biberologie habe (Zweitfach Bisamratte). Die Doktorarbeit habe ich dann natuerlich der Wasserratte gewidmet.

    14. #14 Nils
      Mai 26, 2010

      Goerg, die polnischen Politiker sollten die Putzigkeit der Pelztiere einfach durch robusten Nationalismus ausgleichen: Die Schädlinge waren natürlich eingewanderte russische Biber! Eignet sich auch prima für Verschwörungstheorien: Erst mit dichtem Nebel am Flughafen den Präsidenten erledigen, dann mit Biowaffen (sprich KGB-Bibern, meinetwegen auch Bisamratten) die Integrität polnischer Deiche unterminieren. Und schon muss man sich nicht mehr mit Vorwürfen wegen mangelnder Hochwasservorsorge herumärgern.

    15. #15 JV
      Mai 26, 2010

      Vielleicht verhalten sich die polnischen Biber ja auch anders als die deutschen Biber? Unsere Biber = toll. Deren Biber = Vandalisten!

    16. #16 Evil Dude
      Mai 26, 2010

      Unsere Biber = toll. Deren Biber = Vandalisten!

      Ganz so ist es ja nicht. Auch in D wird der Biber inzwischen wieder “bekämpft”. Bestimmte Kreise fordern sogar inzwischen schon wieder das abschießen.

    17. #17 JV
      Mai 26, 2010

      Halte ich für richtig. Man sieht ja in Polen, wozu diese Biester in der Lage sind.

      😉

    18. #18 Georg Hoffmann
      Mai 26, 2010

      @Evil Dude, JV

      Beaver shots sind verboten und sollten es auch bleiben.

    19. #19 JV
      Mai 26, 2010

      Den Begriff musste ich googeln – ist ja eklig!!! 😉

    20. #20 Evil Dude
      Mai 26, 2010

      Den Begriff musste ich googeln

      So ging es mir auch!

    21. #21 Wolfgang Flamme
      Mai 26, 2010

      Biber bauen ja nicht nur Dämme, sondern legen zwischen aufgestauten Gewässern auch Kanalsysteme an, damit sie’s niemals weit zum schützenden Wasser haben.
      Wenn so ein Damm dann mal bricht, dann rauscht über diese Wasserstraßen gleich ein komplettes Feuchtgebiet bergab …

      https://www.mcelroy.ca/bushlog/20080718.shtml

    22. #22 Wolfgang Flamme
      Mai 26, 2010

      Ganz so neu scheint das Problem auch nicht zu sein:

      “Beavers Cause Growing Damage
      12.08.2004
      Beavers have caused damage estimated at over 30,000 zlotys or about 7.500 dollars in the south-eastern Podkarpacie region of Poland this year. This is about four times more than in 2003. Beavers are destroying trees to build their dams and lodges. They also damage fish pond banks and river embankments. This year beavers caused the flooding of some 23 ha of land, destroyed almost 800 trees, 400 m of dykes and parts of public roads.
      About 2,800 beavers live in south-eastern Poland. They are a protected species. ”
      _www.thenews.pl/news/?id=13570

      “Beavers threaten Gdynia!
      27.12.2007 14:54
      The port of Gdynia is having problems with beavers, which have built a network of dams on wetlands in one of the city’s suburbs. Local residents worry that in the spring, the rising water will flood the basements of their houses. Beavers are a protected species in Poland but Gdynia residents hope that with the help of local forestry officials, who could remove some of the dams, it will be possible to persuade the beavers to find other places to settle. (…)”
      _www.thenews.pl/news/?id=72477

      Probleme auch in Tschechien:

      “Beavers destroy anti-flood wall
      04-11-2009 15:27 | Sarah Borufka

      A flood-wall that protects some 4000 residents of the South Moravian town of Břeclav is in a hazardous condition, after beavers damaged an important part of the city’s flood protection system. The town is now faced with repairs that will cost more than 30 million Czech crowns.”
      _www.radio.cz/en/article/121882

    23. #23 Eddy
      Mai 27, 2010

      Biberphobie – Wie deutsche Politiker die Schuld dem Biber zuschieben.

    24. #24 Anhalter
      Mai 27, 2010

      RETTET DIE AUENWÄLDER! Esst mehr Biber!

      Aber Spaß beiseite. Die meisten Probleme unmittelbar an oder besser in Deichen entstehen durch Wühlmäuse und -ratten, Maulwürfe, ab und zu ein Dachsbau und Wildschweinsuhlen am Deichfuß.

      Im Grunde alles vermeidbar, es sei denn, Naturschutz kollidiert mit Hochwasserschutz.

    25. #25 Georg Hoffmann
      Mai 27, 2010

      @Anhalter
      Wie schmeckt eigentlich Biber? Und wie wuerde man ihn zubereiten? Mit einem Apfel im Maul? Oder eher einem Stueck Holz?

    26. #26 Jörg
      Mai 27, 2010

      Wie schmeckt eigentlich Biber? Und wie wuerde man ihn zubereiten?

      https://www.weberberg.de/abc/texte/biberrezept.html

      Würzen würde ich mit Pul Biber.

      Mit einem Apfel im Maul? Oder eher einem Stueck Holz?

      Holzäpfel!

    27. #27 Georg Hoffmann
      Mai 27, 2010

      @Joerg

      “Wash beaver thoroughly with saltwater.”

      Hmmm.

      Ok, ich lass es.

    28. #28 Anhalter
      Mai 27, 2010

      Keine Ahnung, wie Biber schmeckt. Hängt wahrscheinlich von der Todesursache ab. Bei Altersschwäche würde ich vom Verzehr abraten.

      Wäre eine Diskussion zu der These im letzen Satz meines ersten post off topic?

    29. #29 Georg Hoffmann
      Mai 27, 2010

      @Anhalter
      Ich hatte schonmal Meerschweinchen:https://www.scienceblogs.de/primaklima/2009/09/wenn-sie-doch-nur-mal-sitzen-bleiben-wurden-eindrucke-von-einer-klimakonferenz-in-lima.php

      Nein, ist nicht off topic.
      Man muss ja vielleicht trotz Hochwasserschutz nicht gleich einen Bibergenocid veranstalten.

    30. #30 Anhalter
      Mai 27, 2010

      @Georg Hoffmann

      Wie ich eingangs schrieb, sind die Biber kaum ein Problem für den Deich, ggf. aber für die Bäume davor und dahinter. Oder für die Landwirte, deren Felder in Folge von Biberdämmen vernässen.

      Es geht mir auch nicht um die Tötung der genannten Tierarten. Sie sollten nur von Hochwasserschutzanlagen ferngehalten werden (können).

      Ich weiß zwar nicht wie es in Polen mit dem Naturschutz steht, aber hier in meiner Region gab es z. B. beim Elbehochwasser 2002 erhebliches Konfliktpotential.

      Darin begründet, dass exessiver Naturschutz nachweislich zu ansonsten unnötigen Gefahren und Risiken führte. Und zwar dort, wo die Unterhaltung und dann im Ernstfall die Deichverteidigung erschwert und teilweise fast unmöglich wurde.

      Denn Naturschutz wird von einer gewissen Klientel gleichgesetzt mit der Ausgrenzung des Menschen aus den betreffenden Gebieten. Und wo der Mensch nicht mehr hin kommt, macht sich halt die Natur in allen ihren Facetten breit. Dann hast schon Schweißperlen wie Taubeneier auf der Stirn, wenn du vor einem Dachsbau stehst, der 5m horizontal auf halber Höhe im Deich steckt und du diesen Abschnitt verteidigen musst.

      Nur ein Beispiel.

    31. #32 Anhalter
      Mai 31, 2010

      Schade.

      Da offenbar keiner an ernsthafter Diskussion interessiert ist, war’s wohl doch zu sehr OT.