Ein nicht ganz vernachlässigbares Problem der verschiedenen klimaskeptischen Unternehmungen besteht ja darin, einen respektablen Eindruck zu hinterlassen, bei dem eine Gruppe von pensionierten Gymnasiallehrern, die sich einmal pro Monat zum Frühschoppen treffen, ungefähr den gleichen Rang belegt wie, sagen wir mal, das Max-Planck Institut für Meteorologie.
Bild: Fachbeiratssitzung bei SEPP, dem Science & Environmental Policy Project von Fred Singer.
Darum nennen sich diese Gruppen auch immer “Institut”, so als würde dieses Wort absolut nichts bedeuten und als ob die Bridge Gruppe in dem kleinen Dorf, in dem ich wohne, sich genauso gut “Institut für Bridge Studien” nennen könnte. Dieses Problem vorzutäuschender Respektabilität ist von globalen Ausmaszen. Potemkinsche Dörfer wo man auch hinschaut.
So nannte der verstorbene Theodor Landtscheid sein Ein-Mann Unternehmen zur Erforschung von Sonnen-Zyklen (fragt mich nicht) nur ganz leicht pompös “Schroeter Institute for Research in Cycles of Solar Activity“. Immerhin findet man in seinem Wiki EIntrag tatsächlich peer reviewte Paper in einigen drittrangigen Journals, das natürlichen neben seinem Standardwerk “Cosmic cybernetics: The foundations of a modern astrology“. Nicht schlecht für jemanden, der ansonsten als Astrologe tätig war und das Klimaskeptizieren eher als Hobby betrieb. In wiederum leicht idiosynkratischer Selbstherrlichkeit und Bescheidenheit benannte er ein 1989 vorhergesagtes solares Minimum “Landtscheid Minimum” und berechnete eine Abkühlung des globalen Klimas vorraus. Wir wissen wie die Geschichte ausging.
Einen ähnlichen Drang sich “institutsmäszig” respektabel zu geben, hatte Fred Singer, der die im wesentlichen von ihm alleine betriebene Webseite zu Klima und Umwelt forsch “SCIENCE & ENVIRONMENTAL POLICY PROJECT” nannte. Wie William Connolley heute berichtete, reichte SEPP der tolle Name alleine nicht aus, es muss auch einen “Wissenschaftlicher Beirat” zu seinem “Project” geben. Und hier ist er:
* Frederick Seitz, Ph.D. (Chairman) (1911 – 2008)
* Bruce N. Ames (* 1928)
* C.J.F. Böttcher (* 1915)
* Tor Ragnar Gerholm (1925-2007)
* Michael J. Higatsberger (1924-2004)
* Henry R. Linden (1922-2009)
* Sir William Mitchell (1925-2002)
* William A. Nierenberg (1919-2000)
* Michel Salomon (*1927)
* Chauncey Starr (1912-2007)
Ich habe die Geburts- und meistens Sterbedaten, wie William vorgeschlagen hat, mal rasch ergoogelt. Ein wahrlich gespenstischer Beirat, dessen Zusammensetzung aber auch belegt, dass Klimaskeptizismus ein gesegnetes Alter garantiert.
Und unsere Freunde von EIKE? Dem “Europäischen (!) Institut (!!) für Klima und Energie”? Nun, “Europäisch” stimmt schon. Vielleicht ist ja ein Österreicher dabei? Ausserdem klingt DIKE (Deutsches Institut für Klima und Energie) ein bisschen katastrophistisch. Wer will schon von Deichen sprechen.
Institut aber? Na, sie haben Präsidenten und Vize-präsidenten und ich wage kaum danach zu fragen, wie tief ihre Zehn-Mann-Veranstaltung noch organisatorisch gestaffelt ist. Jeder der dabei ist, bekommt auch einen Titel. Das ist fast wie im Honduranischen Generalkonsulat. Auch auf x-malige Nachfragen von Stefan Rahmstorf konnte der “Vize-Präsident” Michael Limburg (lässt sich ohne mit der Wimper zu zucken genau so vorstellen: Vize-Präsident eines Instituts) nicht sagen, wieviele “Mitarbeiter” sein Institut denn hätte.
Und wie sieht es mit dem obligatorischen Fachbeirat aus? Nun, mein erster (und fast einziger) Kommentar, den ich auf der EIKE Webseite Ende 2009 mal hinterlassen habe, war der, dass ihr Fachbeiratsmitglied, der französische Meteorologie Professor Marcel Leroux, seit ca. zwei Jahren verstorben sei. Ich nehme an, bei den jährlichen Sitzungen des Fachbeirats ist das keinem so richtig aufgefallen.
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