Wir hatten hier auf Science-Blogs eine muntere und alles in allem gar nicht mal schlechte Diskussion zum Thema Frau/Mann/Sprache. Jenseits der Aussagekraft eines kleinen linguistischen Experiment, das Martin Bäker hier vorführte, ging es auch um die Notwendigkeit einer Reform der deutschen und generell aller Sprachen.
Der Beitrag hier ist also nur ein Vademecum zum obigen Thema mit Zitaten und Links.
Bei Martin Bäker: Das Experiment und seine Auswertung.
Bei Jürgen Schönfeld Schönstein: Hier und hier und hier.
Bei Jörg Rings: Zur empirischen Sozialforschung.
Bei AIi Arbia: Zur politischen Korrektheit.
Im Forum Romanum wird ein korrekter Weg gesucht, die Revolution auf männliche und weibliche Schultern zu verteilen.
Die grüne Jugend sucht nach einer Sprache die allen Geschlechtern und sexuellen Orientierungen gerecht wird.
Einige Zitate:
Die Angst vor der Sexualität in der russischen Kultur von Michail Schischkin aus der NZZ.
Die Anreden «Herr» und «Frau» wurden abgeschafft und dafür das neutrale «Towarischtsch» (Genosse) eingeführt. Zum Symbol für die Geschlechtslosigkeit des «neuen Menschen» wurde die lederne Kommissarsjacke. Der Kommissar hatte die Aufgabe, alle Feinde der Revolution zu beseitigen und für die lichte Zukunft zu sorgen, nicht aber, irgendwelche primären oder sekundären Geschlechtsmerkmale zu haben.
Wiglaf Droste in der Taz
Es gibt böse oder doch wenigstens blöde Absichten – deren Protagonisten man daran erkennt, dass sie das Grundgute schlechthin und die Rettung mindestens der Menschheit für sich reklamieren. Emanzipation und Feminismus schienen einmal aufzuschimmern als Hoffnung für Frauen und Männer, die von wahrer, wahrhaftiger Liebe träumen und deshalb die Warenverhältnisse zwischen Mann und Frau nicht als unumstößlich ansehen. Was die Alice-Schwarzer-Fraktion davon übrig ließ, ist ein Konsum- und Arrivierungsfeminismus, der das Diktum ?Soldaten sind Mörder’ zu ?Soldaten sind MörderInnen’ erweitert und es als Fortschritt feiert, wenn der Beruf des Henkers und der des ihn segnenden Papstes in gleicher Qualität auch von Frauen ausgeübt wird. Sex/Gender-Debatten mögen einige Akademikerinnen ernähren; zu diesem einzigen Zweck wurden sie schließlich ersonnen. Sie fügen der Welt jedoch weder Wahrheit noch Schönheit zu.
Anatol Stefanowitsch auf den Wissenslogs
Als ich jung war, war es noch völlig normal, auch dann männliche Bezeichnungen (z.B. Berufsbezeichnungen) zu verwenden, wenn Frauen gemeint waren. Durch die vorbildliche Beharrlichkeit einer Generation von Feminist/innen ist das inzwischen glücklicherweise nicht mehr so: Wer heute noch durchgängig Maskulina verwendet, outet sich damit mindestens als jemand, der sich für einen Querdenker hält obwohl er (und es ist ja meistens ein „er”) eigentlich nur ein Reaktionär ist.
Dagmar Lorenz, Heft 3, Gesellschaft für deutsche Sprache:
Der Mann, so Luise Pusch, sei als das sekundäre Geschlecht, als eine Abweichung des weiblichen Bauplans zu betrachten und verdiene daher eine sprachliche Benachteiligung.(4) Die wahren Beweggründe für die geplante “Feminisierung” der Sprache indes, spiegelt das sogenannte “Gerechtigkeits-Argument” wider. Die Sprache, so die Autorin, solle dazu beitragen, eine Art von “kompensatorischer Gerechtigkeit” zu befördern: Es besteht kein Zweifel daran, daß die Frau sprachlich (natürlich auch in jeder anderen Hinsicht) extrem benachteiligt ist. Was ihr zusteht und was sie braucht, ist nicht Gleich- sondern Besserbehandlung, kompensatorische Gerechtigkeit, (…). Es wird ihm (erg.: “dem Mann”) guttun, es im eigenen Gemüt zu erleben, wie es sich anfühlt, mitgemeint zu sein, sprachlich dem anderen Geschlecht zugezählt zu werden, diesen ständigen Identitätsverlust hinzunehmen.(5)
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