Gestern war ja hier in Spanien Wahlabend. Ein paar Beobachtungen am Rande. Das Ergebnis war natürlich lange vorher klar. Sechs Jahre Krise und 20% Arbeitslosigkeit muss jede Regierung zu Fall bringen. Das ist demokratische Normalität. Die Sozialisten (PSOE) haben das schlechteste Ergebnis seit der Existenz demokratischer Wahlen in Spanien (1977) eingefahren und die Konservativen (PP) ihr bestes. Das spanische Wahlrecht ist tendenziell ein Mehrheitswahlrecht und so reichen dann auch die ca 44% der Stimmen für die PP zu einer satten absoluten Mehrheit im Parlament. Dieses Mehrheitswahlrecht ist natürlich auch ein Segen für die in Spanien reichlich vorhandenen Regionalparteien, die pro Abgeordneten deutlich weniger Stimmen einsammeln als etwa die national auftretenden Ex-Kommunisten der Izquierda Unida (IU). In zwei Regionen, nämlich im Baskenland und in Katalunien, sind die beiden groszen Nationalparteien PSOE und PP jetzt praktisch nur noch Splitterparteien und die jeweiligen Regionalparteien gehen auf die 70% Marken zu. Im Baskenland wurden etwa die ETA nahen linken Nationalisten AMAIUR stärkste Partei und die rechten Nationlisten der PNV zweitstärkste Partei. Abgeschlagen danach die beiden vermeintlich groszen Nationalparteien. Man stelle sich etwas Ähnliches in Deutschland vor.
Nächster Präsident Spaniens wird also Mariano Rajoy, der nach zwei verlorenen Wahlen nun endlich seinen Moment of Glory hatte. Und da primaklima immer unterwegs ist, den Triumphierenden dieser Erde ein liebevolles “Memento moriendum esse” hinterherzuflüstern, hier zwei Videos, an die der Sieger Rajoy sich immer erinnern sollte.
Das erste Video ist klimarelevant und war lange lange Zeit die Nummer eins auf Youtube, wenn man Rajoy aufrief. Darin erzählt er, warum er den Klimawandel für kein so wichtiges Problem hält, denn er hat mit seinem Vetter, Physiker an der Universität von Sevilla gesprochen. “Wenn doch die zehn bedeutendsten Wissneschaftler der Erde für morgen nicht das Wetter in Sevilla vorhersagen könne, wie können sie das dann in dreihundert Jahren?”. Man sieht, er hat sich lange mit dem Thema beschäftigt.
Video, das Rajoy mit offenen Mikro erwischt hat. Als Führer einer konservativen Partei verteidigt er natürlich immer die Fahne, die Ehre und die Nation und natürlich begeht er den spanischen Nationalfeiertag am 12. Oktober mit grosser Freude, erfüllt von Stolz und bei einer Militärparade. Tatsächlich? In Vorbereitung einer Pressekonferenz der PP am Vortag des Nationalfeiertags murmelt er hier zu seinen Assistenten: “Mañana tengo el coñazo del desfile, un plan apasionante.”. “Morgen habe ich diese verschissene Militärparade. Du weisst schon, ein super Programm morgen”.
Kommentare (27)