Rick Santorum hat sich aus dem Vorwahlkampf der Repubikaner verabschiedet und, was bleibt, ist der Eindruck, dass er Mitt Romney dazu gebracht, einiges krudes Zeug zu sagen, von dem man sowohl hoffen kann, als auch den Eindruck hat, dass er das so eigentlich nicht sagen wollte. Kurz, er ist wesentlich dafür verantwortlich, die Republikaner nach rechts und vor allem in einige wirklich verrückte Positionen gedrängt zu haben, aus der der relativ gemässigte Romney nun langsam wieder zurückrudern muss. Und so auch zum Thema Wissenschaft und Politik. Ich habe mal zum Abschied Santorums aus dem Wahlkampf einige der “Best of” Santorums zusammengestellt (unter besonderer Berücksichtigung des Klimawandels). Es ist dabei nicht so wichtig, ob er das jetzt wirklich so meinte, es ist eher wichtig, sich zu überlegen, dass er diese Aussagen für attraktiv gehalten hat, um in einem harten Wahlkampf zu punkten. Angesichts dieser Aussagen, fragt man sich schon, ob wir nicht einem vollständigen Bruch eines Teils der konservativen Wählerschaft mit den Aussagen der Wissenschaft beiwohnen.
Santorum mit detaillierten Aussagen zur Junk Science “Klimawissenschaften”, dem Beitrag von Spurengasen und zur Klimavariabilität.
Santorum sieht einen allgemeinen Moralverlust in der Wissenschaft und schlägt vor, dass dafür moralische Menschen keine Steuern mehr zu zahlen hätten.
Lasst uns alles Kohl, Öl und Gas raushohlen, was nur irgendwie geht. Es gibt keinerlei Problem mit der globalen Erwärmung.
Wie kann der kleine Mensch durch einen einzigen kleinen Faktor das Klima ändern?
Interessant finde ich folgende Elemente:
1) Santorum wird schon recht konkret. Er spricht nicht nur in der Metaebene (“einige Forscher sagen so, andere so”), sondern weisst konkret auf seiner Meinung wichtige Punkte hin, eben dass CO2 “nur” ein Spurengas sei oder dass die Klimavariabilität sehr hoch sei. Er ist klar vorbereitet.
2) Eine eigenartige Ambivalenz. Einerseits ist die Wissenschaft in der Mehrheit unmoralisch und gottlos (man könnte sagen, “unamerikanisch”), andererseits liegt ihm doch daran, sich nicht schlicht ausserhalb der Wissenschaft zu sehen. Es schimmert der Wunsch nach einer irgendwie anderen Art von Wissenschaft durch, eine irgendwie moralisch vorgeprägte oder kontrollierte. Vielleicht ist es aber noch zu früh eine Art neuen Lysenkoismus im religiös-konservativen Gewand zu sehen, aber ein gewisser Hauch von “wir wollen eine neue Wissenschaft” liegt schon in der Luft.
3) Ein amerikanischer Freund meinte zu dieser Tea Party-,Anti-Evolutionslehre-, Anti-
Wissenschaftsbewegung einmal, dass es ja nicht so schlimm sei, wie es ausschaut. Am Ende des Tages würden immer noch alle diese Eltern, die die Bibel etwas mehr im Biologie-Unterricht berücksichtigt sehen wollen, eine Hypothek aufnehmen, um ihre Kinder nur ja auf die besten Unis des Landes zu bekommen und dann sei bald Schluss mit lustig und den 3423 Jahre, die die Erde alt sei. Trotzdem finde ich, dass man im Wandel von etwa Bush junior zu diesem Republikaner Vorwahlkampf doch eine Verschärfung des Tones gegen die Wissenschaft feststellen kann.
Was also kann helfen? Natürlich habe ich auch keine Lösung, aber es wäre im Prinzip für die Ackzeptanz im konservativen Spektrum, etwa in Sachen Klimaforschung, deutlich besser, wenn es mehr konservative oder wirtschaftsliberale oder eben in den USA republikanische Wissenschaftler gäbe als es sie gibt. Es wird sicher irgendwo eine Statistik dazu geben. Mein Eindruck ist, dass eine absolut überwältigende Mehrheit der Forscher in den USA demokratisch (im Sinne der amerikanischen Parteien) ist.
Anyway, mit Romney hat es wahrscheinlich am Ende die aus Sicht der Wissenschaft weniger schreckliche Alternative geschafft (vielleicht von call-me-crazy-Huntsman abgesehen).
PS Jürgen hatte sich hier auch einige Gedanken zum Thema gemacht.
Kommentare (21)