Deutschland ist ja bekanntlich das Land, in dem ehemalige Waffen SS Mitglieder dem Staate Israel Lektionen in Menschenrechten meinen geben zu müssen und, schlimmer noch, das die meisten auch irgendwie normal finden. “Das wird man doch nochmal sagen dürfen!” Wahrscheinlich war das selbst dem Grass ein wenig forsch und so packte er das ganze in Pseudogedichtform: Kunst also! Die Kunst, den Juden in Versen zu erklären, wie man sich in einer Kriegssituation gegenüber Zivilisten korrekt zu benehmen hat: Wer, wenn nicht die Waffen-SS, weiss genau, was es da zu beachten gilt?
Die nimmermüde Begeisterung hierzulande sich des Palästina-Israel Konflikts anzunehmen, läßt sich eigentlich nur durch den ubiquitären Subtext erklären:”Na seht ihr, die Juden sind auch nicht besser als die Nazis”, d.h. eine auch in 60 Jahren nicht abklingende Sehnsucht nach Freispruch für die Väter- und Grossvätergeneration. Und so wird eins um andere die Gelegenheit verpasst, einfach mal die Klappe zu halten und sich stattdessen mit irgendeinem der anderen globalen Grosskonflikte zu beschäftigen, die meisten mit um Größenordnungen schlimmeren Opferzahlen, mit besseren Lösungsaussichten und mit einer weit größeren Chance, dass irgendjemand den Deutschen wenigstens halbinteressiert zuhören könnte, was selbstverständlich und völlig zu Recht bei den Israelis nicht der Fall ist.
Die Verteidigung der demokratischen und offenen Hamas-Gesellschaft im Gaza-Streifen gegen die israelischen Eingriffe war ja leider nicht wirklich von Erfolg gekrönt, aber Gottseidank gibt es ja noch die Beschneidung! Das Beschneidungsthema ist in Deutschland eine Art innerer Gazastreifen, gleicher Entschuldungsmechanismus (“die Juden sind die schlimmeren Barbaren”), gleiche Besessenheit mit einem Thema, das nach allen nur halbwegs objektiven Kriterien eher am Horizont des Horizonts der relevanten Themen auftauchen sollte, das alles vorgetragen von den Söhnen und Töchtern von denen, die Ausschwitz errichtet haben. Man merkt den um die “Genitalautonomie” ernsthaft Besorgten wie unserem Scienceblog-Autor Cornelius Courts in jeder Zeile die Entäuschung an, dass nach der Entscheidung des Bundestags es leider, leider nicht dazukommen wird, dass jüdische Eltern, die sich eventuell dem deutschen Humanismus Gedröhne nicht beugen würden, per internationalem Haftbefehl quer durch Europa gejagt werden. Schade, Cornelius, gell? Was eine vertane Gelegenheit! Hier was der Deutsche Courts den Juden ins Poesiealbum zu ihrem Glauben meint schreiben zu dürfen, nämlich ” dem absurden Glauben diesmal an einen angeblich durch Verstümmelung zu schließenden fiktiven Bund mit einem zur Bronzezeit von vermutlich dehydrierten Halbwilden ersonnenen”. Das hätte die ebenfalls vom Thema Beschneidung besessenen Alfred Rosenberg und Julius Streicher nicht schöner formulieren können.
Ein paar hundert Jahre schnibbeln also einige Religionen , insbesondere die Juden, ihren Jüngsten ein Stück Haut weg. Jetzt aber murmeln alle aufgebracht “Kinderschutz” und “Verstümmelung”, selbst wenn drei Stunden Fernsehen mit Teletubbies und Baumarktwerbung für die lieben Kleinen nicht ein um Größenordnungen besserer Anlass wäre über Kinderschutz nachzudenken. Woher also die grosze Sorge gerade der Deutschen um das Wohl der kleinen Juden, wo sie doch selbst so groszügig Gebrauch von einigen anderen Möglichkeiten machen, dem Nachwuchs den eigenen Lebensstil wahrlich und meist gesundheitsschädigend aufzuzwingen?
So wurde vor langem und ohne weiteres öffentliches Entrüsten höchstgerichtlich entschieden, dass dem deutschen Kinde pre- und postnatal beliebig der Zigarettenrauch der Erziehungsbevollmächtigten verabreicht werden könne. Ein Anlass darüber nachzudenken, den Eltern irgendwie strafrechtlich das Leben schwer zu machen? I wo. Aber die verglichen damit so irrelevante Beschneidung der Juden soll am besten gleich vom BKA verfolgt werden. Nachdem Papa und Grosspapa also erst die Juden massenhaft umgebracht haben, fällt dem Filius doch tatsächlich nichts anderes dazu ein, mit der strafrechtlichen Verfolgung eines Teils des kulturellen Lebens der überlebenden Juden unter der Flagge eines humanitären Kinderschutzes die Juden als Juden wenigstens unkenntlich zu machen.
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