Zeit für eine neue Klimawette. Die letzte Wette vor zwei Jahren hatte ja 200 Euro in die Kassen des centro d’estimulacion precox der hermandad de buen fin gespült, einem von freiwillig arbeitenden Ärzten und Krankenschwestern betriebenen Zentrum zur Hilfe von behinderten Kindern. Und so soll es auch dieses Mal sein.
Abbildung 1: Das globale Mittel des Zeitabschnitts Jan-Apr nach dem GISS Temperaturdatensatz.
Zuerst also die Wette. Ich wette, dass dieses Jahr 2014 in mindestens zwei der drei globalen Datensätze GISS, Hadcrut4 und Berkeley Earth das wärmste Jahr der jeweiligen Messreihe wird. Unsicherheitsmargen der Datensätze spielen keine Rolle. Es zählt der einfache Sieg, selbst wenn er statistisch insignifikant ist. Ich setze 100 Euro und jeder, der gegen mich wetten möchte, setzt mindestens 10 Euro, solange bis mindestens 100 Euro zusammenkommen. Gewinne ich, gehen meine 100 Euro + die N-mal 10 (oder mehr) Euro an das Behindertenzentrum. Verliere ich, überweise ich 200 Euro (also meine 100 plus die nächsten 100), wobei es natürlich jedem freigestellt ist, trotzdem etwas dazu zu tun. Soweit alles klar?
Wie stehen die Chancen dieser Wette? Bis jetzt liegen die Daten bis einschliesslich April vor. Wir können also den Jahresabschnitt Januar bis April (globale Jahreanomalien) vergleichen mit den vorhergehenden Jahren, um zu sehen, ob 2014 bislang schon gut am Start ist. Abbildung 1 zeigt, das bislang 2014 auf Platz 5 der wärmsten Jan-Apr Abschnitte liegt. 2010, 2007, 2002 und 1998 liegen alle und in dieser Reihenfolge vor 2014. Die T-Anomalien betragen 0.7625 , 0.7350, 0.7225, 0.6725, 0.6375. 2014 müsste also in den verbleibenden 8 Monaten mehr als 0.1C gutmachen, was ja nicht offensichtlich erscheint.
Abbildung 2: Die fünf wärmsten Jan-Apr Zeitabschnitte gemäß dem GISS Datensatz. 2014 liegt bislang also auf Rang 5.
Abbildung 2 zeigt das Jahr 2014 im Vergleich zu den anderen vier vor ihm liegenden Jahren. Einzig der April 2014 scheint einigermaszen kompetitiv als zweitwärmster April aller Messreihen. Bislang also wirklich nichts bemerkenswertes am Jahr 2014. Mache ich also eine Harakiri-Wette? Nicht nur. Seit letztem Monat stehen fast alle ENSO Vorhersagen (siehe Abbildung 3 aus dem monatlichen NCEP Report) auf positiv, soll heissen, sie sehen gemässigte bis kräftige Niño Bedingungen ab dem Sommer diesen Jahres vorher. El Niño Jahre aber sind global warme Jahre, bei denen die zusätzliche Wärme, die im Zentral- und Ostpazifik an die Oberfläche kommt zu einem globalen Erwärmungseffekt führt.
Abbildung 3: Der NCEP ENSO Forecast https://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/analysis_monitoring/enso_advisory/ensodisc.pdf von insgesamt 21 dynamischen und statistischen Modellen. Sie ergeben eine 65% Wahrscheinlichkeit für einen El Niño.
Tatsächlich waren alle vor 2014 liegenden Jahre von solchen ENSO Bedingungen begleitet (siehe hier). Schaut man sich diese Tabelle der ENSO Jahre an, stellt man fest, dass praktisch jedes dieser Jahre zum Ende des Jahres hin schon wieder von konträren Niña Bedingungen gestört wurde. Das gilt, selbst wenn man den Zeitverzug zwischen den Temperaturen im tropischen Pazifik und den globalen Temperaturen berücksichtigt. “Ideal” aus meiner Wettposition wäre es also, wenn der Niño früh im Jahr beginnt und bis zum Ende des Jahres anhält, etwa wie im Jahre 2002. Ob das aber reichen wird (selbst im Falle eines ENSO Ereignisses) wissen wir natürlich nicht. Darum wetten wir ja gerade.
Abbildung 4: In den letzten zwei Monaten ist der Wärmeinhalt des pazifischen subsurface Wassers beachtlich hochgegangen. Ein möglicher Hinweis, dass ein ENSO im Jahr 2014 anrollt.
Auch die im Pazifik knapp unter der Oberfläche gespeicherte Wärme ist Messungen zufolge kräftig angestiegen und deutet daraufhin, das seine recht beachtliche Menge an Wärme darauf wartet, nacho ben an die Oberfläche zu kommen.
PS Noch ein Nachtrag. Ich hatte schon mehrfach auf die Fortschritte in der dekadischen Vorhersage hingewiesen. Insbesonderes dieses Ergebnis einer Multi-Modellstudie berechnete mit den entsprechenden Klimainformationen bis 2012/2013 praktisch ab sofort ENSO Bedingungen und eine damit einhergehende globale Erwärmung voraus.
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