Heute ging ich also, ich habe vor 2 Jahren schon einmal einen Hort neugegründet, auf die Pirsch. Für den Antrag brauche ich einen Plan des Gebäudes und die Widmung. Falls die nämlich nicht stimmt – das ist die bürokratische Neuerung – muss die Widmung geändert werden. (Falls wir das machen müssen, fürchte ich mich als Fachfremde jetzt schon. ;)) In den letzten Wochen habe ich Anträge gewälzt, Vorschriften gelesen und mit wissenden Menschen gesprochen. Pilgere ich also, behördeninteressiertes Kind im Schlepptau, zur Baupolizei. Dort wird zuerst mal nachgesehen, ob es von dem Gebäude überhaupt einen Plan gibt. Muss nämlich nicht sein, das Gebäude stammt aus den 50ern, da kann es auch schon mal vorkommen, dass es keinen gibt. Es wird festgestellt, es gibt einen, ich freue mich. Aber nur kurz. Weil bekommen kann ich den Plan – Ausweis, Mietvertrag habe ich mit – nicht. Dafür brauche ich nämlich eine Vollmacht des Vermieters. Auch kann mir nicht gesagt werden was die Widmung ist. Das wäre nämlich schon hilfreich, damit ich mich gleich drauf einstellen kann was da noch auf mich zukommt. Aber auch das geht nur mit Vollmacht. Unser Vermieter ist, erraten, es ist kaum zu glauben, eigentlich die gleiche Organisation zu der auch die Behörde gehört. Die Schule ist in einem Gemeindebau, der gehört der Stadt Wien, die dazugehörige Unterorganisation heißt Wiener Wohnen.
Das hatte ich befürchtet. Wiener Wohnen ist eine Organisation bei der man als Mieterin zuständige Personen nicht direkt anrufen kann, sondern grundsätzlich und immer zurückgerufen wird. Teilweise muss man da etwas warten. Manchmal auch einige Wochen. Ich fange an mich etwas zu fürchten. Ich kenne und liebe Wien ja schon sehr lange. Smartphone sei Dank finde ich heraus, dass die zuständige Stelle von Wiener Wohnen heute noch 30 Minuten offen hat. Dann erst wieder donnerstags. Überhaupt hat diese Stelle 8 Stunden in der Woche Parteienverkehr. 8 ganze Stunden, ich bin beeindruckt. So hirschen wir also, zum Glück ist es nicht weit weg, in der schnellsten Geschwindigkeit die 35 Grad im Schatten zulassen zur nächsten Stelle und kommen 15 Minuten vor Schließung an. Nun befürchte ich, dass wir recht flott unverrichteter Dinge wieder abziehen werden. Im Eingangsbereich gibt es nämlich so ein Wartenummernziehgerät. Als gelernte Wienerin weiß ich: 15 Minuten vor Amtschluss da eine Nummer zu ziehen, ist sehr verwegen. Also gehe ich gleich zum Schalter. (Eine im Übrigen auch sehr wienerische Verhaltensweise. Vorschrift ist Vorschrift und wird gern ignoriert.) Und die dortige Dame, sehr freundlich, verweist mich in den ersten Stock, zum Herrn X.. Er könne mir weiterhelfen.
Der Herr X. sitzt mit den Kollegen, es ist ja schließlich schon Dreiviertel 12, schon beim Mittagessen – in Wiener Behörden und Ministerien ist übrigens von 10 bis 15 Uhr die offizielle Begrüßung „Mahlzeit“. Ich erkläre mein Anliegen, heute das dritte Mal, und sage, dass die Baupolizei meinte es gäbe die Pläne unter Umständen gleich hier. Daraufhin lacht Herr X.. „Ja die gäbe es schon“, zeigt auf einen riesigen Kasten an der Wand und meint: „Irgendwo do sicha.“ Er schickt mich dann weiter, zur Frau Y., die könne mir nämlich eine Vollmacht ausstellen, damit ich mir den Plan selber aushebe. Frau Y. säße 2 Zimmer weiter und ich solle dort weiterfragen. Zwei Zimmer weiter ist ein Zimmer, aber keine Frau Y.. Auch drei Zimmer weiter nicht. Aber es kommt mir jemand entgegen, der mir freundlich sagt, die Frau Y. wäre vier Zimmer weiter. Aber ich solle fragen, ob diese gerade Zeit hat. Inzwischen ist es 5 vor 12 und ich denke immer noch ich würde unverrichteter Dinge wieder abziehen. Aber, es kommt besser, Frau Y. ist sehr nett und ich kann mein Anliegen ein viertes Mal vortragen. Nun wird es spannend, ich lege wieder Mietvertrag und Ausweis vor und bin mir bewusst, dass mir der fehlende Vereinsregisterauszug u.U. das Kreuz brechen könnte. Der Server der Vereinsbehörde war heute nämlich down und es gab keine Onlineauszüge. Alles andere dauert Wochen, insofern war daran nicht zu denken. Ich hab mir das Downsein des Servers vom Innenministerium aber noch telefonisch bestätigen lassen, sicher ist sicher. Frau Y. ist aber mit etwas ganz anderem beschäftigt, sie sucht das Gebäude. Im Mietvertrag und im Annex dazu stehen nämlich zwei unterschiedliche Adressen, wie ich heute Morgen, etwas bestürzt, festgestellt habe. Zum Glück hat Frau Y. schon einmal etwas von der Schule gehört und sucht liebenswürdig weiter. Das liebe Kind und ich tragen freundlich zur Unterhaltung bei, immer in der Hoffnung, dass das Gebäude in der Datenbank auftaucht. Was es nach ca. 10 Minuten tut. Juchu! Und da Frau Y. von der Schule schon gehört hat und ich ihr die Geschichte vom hinichen Server der Vereinsbehörde erzähle, nimmt sie meinen Ausweis als Basis und ich bekomme die Vollmacht. Frau Y. ist auch Wienerin, sogar eine mit sehr viel Behördenerfahrung: „Lesen Sie sichs durch, damit ja alles richtig ist. Weil sonst müssens nochmal kommen. Schauns ob das eh so passt.“ Ich tue das, ich danke ihr vielmals, es passt und wir ziehen wieder ab.
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