In Österreich schlägt ein Projektbericht zu islamischen Kinderbetreuungseinrichtungen politische und mediale Wellen. Die Debatte verläuft – leider wie zu erwarten – hitzig und heftig. Besonders von (sogenannten) Islam“kritikern und –innen“ wird die Studie instrumentalisiert. Außen- und Integrationsminister Kurz hat sich dabei besonders hervorgetan und die Studie verwendet, um das Thema der islamischen Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien für politische Zwecke zu nutzen. Was aber steckt, von einem sozialwissenschaftlich Standpunkt betrachtet, in dieser Studie? Analysiert wird die methodische Qualität des Projektberichts, der ein gutes Beispiel für ein schlechtes Beispiel darstellt.
Bevor ich nun umfassender auf die methodischen und methodologischen Aspekte des Projektberichts eingehe, einige grundsätzliche Erklärungen. Wer das nicht lesen möchte, kann gleich zur methodischen Analyse springen. Eine Kurzfassung meiner Analyse findet sich hier.
Vorab: Die politischen und medialen Debatten in den letzten Tagen zu diesem Thema verlaufen polarisierend und teils hetzend. Diverse Seiten versuchen aus dem Projektbericht des IIS politisches Kleingeld zu schlagen. Diese Tendenzen und der unreflektierte Umgang mit den Studienergebnissen haben mich länger darüber nachdenken lassen, ob ich überhaupt etwas dazu schreiben soll und wenn, wie ich darüber schreiben soll. Mir liegt es fern in die politische und mediale Schwarzweißmalerei miteinzustimmen. Die Tatsache, dass es an meiner Universität ein Institut gibt, das Themen wie diese Evaluation bearbeitet, finde ich gut und wichtig. Die methodische Qualität der vorliegenden Vorstudie lässt zu wünschen übrig und eröffnet damit die Möglichkeit zur willkürlichen Verwendung und Interpretation der Ergebnisse, wie in der öffentlichen Debatte in den letzten Tagen beobachtbar. Arbeiten dieser Qualität werfen ein schlechtes Licht auf qualitative, sozialwissenschaftliche Forschungen im Allgemeinen, dem entgegen zu arbeiten, ist eine der grundsätzlichen Motivationen dieses Scienceblogs. Dieser Blogpost legt dem folgend einen Fokus auf die methodische Qualität des Projektes, um einen sachlichen Beitrag zur öffentlichen Debatte zu leisten.
Bezug zum Institut für islamische Studien: Im Rahmen meiner Tätigkeit unserer Firma sourceheads biete ich als Dienstleitung methodische Beratungen an. In diesem Rahmen hatte ich mit dem IIS im Sommer 2013 für kurze Zeit zu tun. Ich habe das Projekt Imame in Österreich methodisch beraten. In dem Projekt gab es einen personellen Wechsel, eine neue Mitarbeiterin sollte das Projekt zu Ende führen. Die Daten aus Leitfadeninterviews mit Imamen, mit denen im Rahmen des Projekts gearbeitet wurden, waren inkonsistent und bzgl. ihrer Qualität sehr unterschiedlich. Nach einem Vorgespräch fand mit zwei Projektmitarbeiterinnen des IIS ein methodischer Workshop zur Grounded Theory, um eine Auswertungsstrategie für die Interviewdaten zu finden, statt. Ende August 2013 wurde die Beratung beendet. Danach hatte ich mit keinem Projekt des IIS zu tun, mit einer der Mitarbeiterinnen war ich im Dezember 2013 auf einen Kaffee. Als Sozialwissenschafterin interessieren mich Felder in die ich selbst kaum Einblick habe sehr und Gespräche über muslimische Felder und Feldzugänge deshalb besonders. So viel zu meinem Bezug zum IIS, dem Institut für islamische Studien und nun zum eigentlichen Thema dieses Blogposts: Die methodische Analyse des Projektberichts „Evaluierung islamischer Kindergärten/-gruppen in Wien“.
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