Im MAK, dem Museum für angewandte Kunst, in Wien läuft seit Dezember eine Ausstellung bei der sich alles um Star Wars dreht. Für mich war das eine gute Gelegenheit um mit meiner SciFi-verrückten Familie plus lieben FreundInnen einen Nachmittag dort zu verbringen. Die Ausstellung hält überraschende Aspekte bezüglich sozialwissenschaftlicher Vermittlung bereit und kann junge und alte Star Wars Fans zufrieden stellen.
Bis 16.4.2016 läuft die Ausstellung noch. Dass sie für Star Wars Fans ein Muss ist, war zu erwarten. Viele originale Exponate aus den alten Filmen sind zu sehen: Von Chewbacca über R2D2, dem unvermeidlichen Yoda bis zu Anakin und einigen Raumschiffen befindet sich fast alles was in Star Wars Rang und Namen hat derzeit in Wien.
Nicht zu erwarten war, dass das Konzept auf Sozialwissenschaftliches abzielt und damit auch für andere Zielgruppen interessant wird. Die durch die Ausstellung leitende Idee ist das Erschaffen eines eigenen Star Wars Charakters – meiner findet sich in dem Bild rechts. Über 10 Stationen hinweg werden Planeten ausgewählt, Eigenschaften ausgesucht und vieles mehr. So entsteht eine personalisierte Figur, die am Ende der Ausstellung in Lebensgröße abgebildet wird und per Email verschickt werden kann. Alle Schritte werden von animierten Videos begleitet und erklären, quasi im Vorbeigehen, Konzepte rund um Identitätsbildung, -konzeption und –aspekte. Phänomene, die sonst im Alltag kaum beleuchtet oder vermittelt werden, werden so anhand von Star Wars Figuren greifbar. Beispielsweise wird Resilienz, d.h. das Phänomen an Krisen zu wachsen, anhand von Luke und Anakin Skywalker erklärt. Letzterer wird, wie hinlänglich bekannt, zu Darth Vader. Auch wenn bei Vater und Sohn ähnliche Voraussetzungen vorliegen, ist die persönliche Entwicklung unterschiedlich. Luke lernt aus der Krise, überwindet diese und wendet sich der hellen Seite zu.
Sozialisationsagenturen, wie Familie oder MentorInnen, werden thematisiert. Persönlichkeitsfaktoren und Werthaltungen reflektiert. Kulturelle Einflüsse diskutiert. Kurz: Eine gelungene didaktische Umsetzung ermöglicht die Vermittlung komplexer Identitätsprozesse anhand von Star Wars. Das war das erste Mal, dass ich meinen Kindern anhand etwas für sie so Tollem schnell und einfach erzählen konnte, womit ich mich in meiner Arbeit u.a. beschäftige. Diese Aspekte der Ausstellung richten sich an Kinder bzw. Menschen ohne sozial-analytischen Background. Inhaltlich war für mich, und auch meine beiden versierten Begleiterinnen, nicht viel Neues dabei. Doch durch die gelungene Aufbereitung hat der Besuch allen Spaß gemacht.
Für Schulklassen gibt es zur Verfügung gestelltes Material und Lernblätter zu unterschiedlichen Themenbereichen – das Passwort dazu kann bei den Ansprechpersonen nachgefragt werden. Die erklärenden Videos aus der Ausstellung wären auch für Vorlesungen eine abwechslungsreiche Bereicherung, sind aber leider nicht zugänglich – ich musste das nachfragen, die Vorstellung Star Wars Material in meine Vorlesung zu qualitativen Methoden einzubauen, ist zu verlockend. 🙂
Fazit: Wer Star Wars mag und sich Gedanken über Identitätsprozesse machen möchte, sollte die Ausstellung besuchen. Wer R2D2 und Co im Original sehen will, ebenso.
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