Fazit: Früher wurde über die Kronen Zeitung und ihre dummen LeserInnen lamentiert, heute äußern sich die LeserInnen via Social Media selbst und werden sichtbar. Heute wird über die rüpelnden Kommentare und deren Sichtbarkeit lamentiert. Die Skepsis vieler Milieus gegenüber bildungsaffinen Medien ist geblieben, wird aber jetzt – „Lügenpresse!!!1111einseinself“ – vielerorts greifbar. Neu ist damit die Wirkmächtigkeit des Boulevards in virtuellen Kanälen, ehemals getrennte Diskurse treffen via Social Media aufeinander.
Ist jetzt alles so viel furchtbarer und schlechter als ‚früher‘?
Nein. Die Phänomene sind nicht neu. Die Intensität ist neu und wir haben noch keine Wege des Umgangs und der Verarbeitung gefunden. Derzeit wird die Vernachlässigung des Bildungssystems geballt greifbar. Menschen müssen lernen mit technologischen Errungenschaften umzugehen, das passiert nicht von selbst. Jede neue Welle technologischer Entwicklung braucht eine Phase der gesellschaftlichen Adaption und des Dazulernens – etwas das Zeit und Aufwand braucht. Medienhistorisch betrachtet folgen auf Phasen einer Technologieeuphorie immer Phasen des Kulturpessimismus und der Schwarzmalerei. Wir werden unsere Schulen und Lehrpläne weiterentwickeln und Umgangsformen mit der Digitalisierung und virtueller Kommunikation entwickeln müssen. Unsere hierarchischen Bildungsinstitutionen werden sich über kurz oder lang so verändern müssen, dass die Entwicklung von individueller und kollektiver media literacy möglich wird.
P.S.: Übrigens gründe ich gerade mit anderen gemeinsam eine dementsprechende Schule: Die Innovationsschule LernArena. Seit kurzem gibts auch einen Beitrag von Okto zur Innovationsschule LernArena.
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