In Österreich wurden Universitäten und Schulen geschlossen. Lehre soll nun virtuell und online abgehalten werden. Medial vermittelte Lehre und Kommunikation funktioniert aber anders als direkte. Worauf sollten Lehrende achten, wenn Unterricht ins Virtuelle verlagert wird?
Kleine Einleitung – bitte diesen Absatz überspringen, wenn nicht interessant und direkt zu den Tipps gehen: Neben meinen methodischen Tätigkeiten, auf denen der Hauptfokus meines Scienceblogs Sociokommunikativ liegt, beschäftigen mich Medienforschung und -pädagogik schon lange. Ich halte seit mehreren Jahren die Einführung in die Medienpädagogik an der Universität Wien. In meinen Trainings- und Beratungstätigkeiten – die inzwischen finanziell fast wichtiger sind als Forschung oder Lehre – wurde der Themenkomplex Digitalisierung zunehmend wichtiger. Meine Vorlesungen finden seit vielen Jahren digital unterstützt statt und die Nutzung multimedialer Inhalte ist quasi Tagesgeschäft. Mediendidaktik ist dabei eines der Themenfelder, das mich schon recht lang beschäftigt – ich wollte das einfach immer anders machen als ich es an den Unis als Studentin kennengelernt habe. Einige meiner Überlegungen finden sich zum Beispiel auch in der Publikation “Lehrende arbeiten mit dem Netz“.
Tipps zur Gestaltung von Webinaren oder virtuellen Lehrveranstaltungen
Strukturiert vorbereiten: Den Ablauf des Webinars designen. Überlegen welche Elemente wann stattfinden sollen. Was muss anfangs gesagt werden? Welche Übergänge müssen gestaltet werden? Was muss auskommentiert werden, da virtuell nicht sofort sichtbar? Wie und wann sollen die Teilnehmer*innen eingebunden werden?
Ziele definieren und kommunizieren: Insbesondere in virtuellen Settings ist es wichtig den Teilnehmer*innen Orientierung zu geben. Worauf können sie sich einstellen? Welche Inhalte und interaktiven Teile wird es geben? Wie lange wird es dauern?
Klarheit schaffen und klar kommunizieren: Virtueller Kommunikation fehlen Aspekte, die face 2 face vorhanden sind. Umso wichtiger ist es sich dessen bewusst zu sein und aktiv gegenzusteuern. Explizites Ansprechen hilft, um den Teilnehmer*innen Klarheit zu geben. Auf Körpersprache, Aussprache und Rhetorik achten!
Mit Technik vertraut machen und üben: Ausprobieren des Settings und mit der Software vertraut machen! Wartezeiten für Teilnehmer*innen möglichst vermeiden, um die Aufmerksamkeit zu halten. Ton- und Videoqualität checken, für ausreichende Beleuchtung sorgen und einen passenden Hintergrund nutzen!
Analysieren der Zielgruppe: Was macht meine Teilnehmer*innen aus? Welche medialen Vorlieben haben diese? Wie sollte ein Webinar gestaltet sein, damit dies für die Teilnehmer*innen möglichst ideal abläuft?
Mehr als Powerpoint: Zum Beispiel interaktiv auf Folien zeichnen. Unterschiedliche bzw. andere Präsentationsformen nutzen. Passende Bewegung am Bildschirm hält wach.
Multimediale Materialien: Bilder, kurze Videos, Comics, u.ä. einbauen, um Vortragsteile abwechslungsreich zu gestalten.
Narrative Elemente einbauen: Die Teilnehmer*innen brauchen Zeit, um das Gehörte zu verarbeiten und zu verankern. Wissensvermittlung funktioniert umso besser, wenn (auch) erzählerische Anteile und Beispiele genutzt werden.
Interaktion aktiv gestalten: Möglichkeiten zu virtuellen Kleingruppen nutzen und diese zu vorbereiteten Fragenstellungen diskutieren lassen. Abstimmungen nutzen, um Teilnehmer*innen mitwirken zu lassen.
Q&As und virtuelle Diskussionen: Abhängig von der Anzahl der Teilnehmer*innen sind unterschiedliche Formate möglich. Grundregel ist, umso mehr Personen, umso stärker müssen diese Teile gesteuert und strukturiert sein.
Webinar aufzeichnen: Ein Webinar nochmals nachschauen zu können, kann hilfreich sein. Das Video sollte gleich im Anschluss an den Termin via Plattformen zugänglich gemacht werden.
Auf Nachbereitung achten: Unterlagen, weiterführende Links oder Literatur, interessante Videos zum Thema u.ä. können die Wirkung des Formats vervielfachen. Dies schon im Vorfeld vorzubereiten hilft, um direkt nach dem Ende Ressourcen bei der Hand zu haben.
Für längerfristiges virtuelles Lernen: Zwischen den virtuellen Terminen kann durch Übungen, das Bearbeiten von Fragestellungen oder kurzen Wissenstests vertieftes Lernen erreicht werden. Auch diese sollten schon im Vorfeld vorbereitet werden, um direkt im Anschluss die Möglichkeit zur Vertiefung zu geben. Am Ende des Webinars einen Call-To-Action zu integrieren, macht Sinn!
Flipped Classroom: Reine Wissensvermittlung muss nicht interaktiv stattfinden. Diese kann z.B. in Videos ausgelagert werden und das Webinar für Q&As und virtuelle Diskussionen genutzt werden. Hier hilft es schon vorab zu kommunizieren, dass das Nutzen der zur Verfügung gestellten Ressourcen vorab empfohlen wird oder aber sogar verpflichtend ist.
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