Zugegeben es ist wenig technisch, doch es gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen auf Messen: die Analyse der neusten Corporate-Design-Trends.
Unter Corporate Design versteht man üblicher Weise eine strategisch begründete Entscheidung für eine konsequente Gestaltung der eigenen Aussenwirkung, um bei jedem Kontakt der Share-und Stakeholder einen Wiedererkennungseffekt zu erreichen. Es scheint dem Laien daher nicht ganz logisch, warum jedes Jahr mehr oder minder große Revolutionen von Logo, Standdesign bis hin zur Mitarbeiter-Krawatte durchgeführt werden. Dafür selbst in „Zeiten der Krise” Unmengen von Geld und Mühe zu investieren verlangt eine amüsierte, aber anerkennende Erwähnung.
Die Studien zur Krawattenfarbe lassen sich vor allem bei großen Firmen gut durchführen, sind doch dort die anzutreffenden Mitarbeitergruppen mit einheitlicher Dienstuniform entsprechend groß.
So hat man sich bei Siemens dieses Jahr für breite Silberstreifen gepaart mit zurückhaltendem Dunkelblau entschieden und sich darüber scheinbar gänzlich vom typischen Siemenstürkis verabschiedet. Schade eigentlich, in einem Jahr, in dem die Herrenwelt Mut zum Gribbel-Hell-Grün in der Hemdenmoden zeigt, einer Farbe die bisher Avantgardisten wie Phoenix Contact vorbehalten blieb.
ABB dagegen hat nicht nur das Krawattendesign geändert, ABB hat viel Geld in eine komplette Überarbeitung der Außendarstellung gesteckt, was sich an einer bemerkenswerten Änderung des Standdesigns manifestiert: Dem aufmerksamen Beobachter fallen im Vergleich zum Vorjahr die schwarzen Innenseiten der Prospekt -Regale auf, eine Maßnahme die dem Stand sofort mehr Jugendlichkeit und Innovationsgeist verpasst ;-).
Mein absolutes Highlight ist aber Fraunhofer. Dort verabschiedete man sich anlässlich des 60. Geburtstags von den gewohnten Quadraten im Logo und hat nun junge, dynamische, Linien neben denen ein fetter Fraunhoferschriftzug prangt. Die Institute tauchen nur noch klein und in der Abkürzung darunter auf , sodass das der Zweck der einzelnen Institute zum Mysterium wird- dazu folgende Theorie: Uns, als Kommunikationslegasthenikern bekannten Naturwissenschaftlern und Ingenieuren, wird so die Möglichkeit zu einem leichten Gesprächseinstieg gegeben, indem wir uns erstmal erkundigen müssen, was unser Gegenüber vom IXY eigentlich so den ganzen Tag macht. Ein gelungenes Beispiel das Corporate Design nicht nur den Wiedererkennungswert steigert, sondern sogar als Therapie dienen kann.
Die Mühe der Marketingstrategischen Abteilungen hat sich also wieder einmal gelohnt und im nächsten Eintrag gibt’s dann auch mal was Technisches, versprochen.
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