Scheiße, scheiße, scheiße, ich komme so ganz und gar nicht mit dem schreiben hinterher, da ich zu viel die Städte wechsle, deswegen werde ich jetzt wohl einige Artikel in kürzerer Zeit raushauen (jedenfalls wenn ich es schaffe sie zu schreiben)…
Aus Geldgründen bin ich nur kurz in Zürich geblieben und dann schnell weiter nach Genua gefahren. Es ist glaub ich bezeichnend, dass der günstigste Ort den ich in der Schweiz gefunden habe, das Bordbistro im italienischen Zug war…Die Zugstrecke durch die Alpen ist extrem sehenswert und führt durch den Gotthardtunnel, dem mit 15.003 m längsten Tunnel der Welt. Im Tunnel ist es aber einfach nur dunkel, daher fand ich es weniger spektakulär als die Landschaft davor und danach…
Leider ist mein Handy gerade in Israel abhandengekommen (wahrscheinlich der selbe Typ der mein Kulturbeutel hat…). Daher sind meine Bilder für diesen und den nächsten Beitrag leider etwas begrenzt, aber ich glaube ich kann etwas improvisieren…
In Genau verbrachte ich ebenfalls nur einige Tage und besuchte Prof. Paolo Facci. Er ist dort Professor am Biophysikalischen Institut der Universität von Genua. Da ich in letzter Zeit meistens Gruppen besucht habe, die mit Nanopartikeln (also kleinen Nanoteilchen) arbeiten, war es sehr interessant mal ein komplett andere Sichtweise auf die Nanotechnologie zu bekommen. In der Biophysik werden physikalische Methoden zur Untersuchung biologischer System verwendet. Einfaches Beispiel ist die Alkoholkontrolle der Polizei (die vielleicht mehr Biophysiker einstellen sollte…). Dabei beschäftigen sich viele Biophysiker (wie z.B. Paolo Facci) mit Biomolekülen. Das sind sehr große Moleküle, die lebende Organismen darstellen können, oder auch Proteine, wie z.B. Antikörper oder kleine Moleküle die natürlich entstanden sind. Das interessante ist, das Biophysiker sich dadurch automatisch mit Nanotechnologie beschäftigen (siehe Bild unten). Denn diese Biomoleküle befinden sich in der Größenordnung einiger Nanometer.
Das erste was ich von Genua gesehen, nachdem ich den Bahnhof verlassen habe, war eine recht große Kolumbusstatur, die ich nicht so recht einordnen konnte. Später habe ich dann (auf Wikipedia) erfahren, dass Kolumbus in Genua geboren wurde, was mir meine Reise etwas versüßte: Von Einsteins Unistadt zu Kolumbus Geburtsstadt, könnte schlimmer sein…
Nachdem ich eine Laborführung bekomme habe und das Institut besichtigen durfte, habe ich mit verschiedenen Wissenschaftlern aus der Gruppe gesprochen. Dabei hat mir ein Forschungsfeld besonders gefallen. Die Gruppe um Paolo Facci benutzt Antikörper als Biosensoren. Antikörper können sich an bestimmte Antigene binden (Ich empfehle: Es war einmal das Leben Folge 3, Das Abwehrsystem auf Youtube). Die Antigene können z.B. auf Bakterien oder anderen Fremdkörpern sitzen. Antikörper deswegen als Sensoren zu benutzen um bestimmte Fremdkörper zu erkennen, ist also sehr naheliegend. Prof. Facci versucht dabei Antikörper mithilfe eines elektrischen Feldes auf bestimmten Oberflächen mit einer sehr hohen Genauigkeit gezielt zu platzieren sie dort festzukleben und zusätzlich zu beeinflussen um die Effizienz des Sensors zu erhöhen.
Antikörper besitzen auf ihrer Oberfläche selber elektrische Ladungen, das macht sie sensibel für elektrische Felder. Im unteren Bild sieht man wie Antikörper auf einer Goldoberfläche sitzen. Die Antikörper sehen wie kleine ‘y‘ aus. Die beiden Arme die nach oben zeigen können mit den Antigenen reagieren. Wie man auf dem Bild sieht kann man mit Hilfe des elektrischen Feldes (negativ oder positiv) beeinflussen wie weit die Arme nach oben ausgestreckt sind. Wenn die Arme weiter nach oben zeigen können die Antikörper besser mit den Antigenen interagieren. Die Arbeit von Prof. Facci ist sehr interessant um smarte Biooberflächen für die Nanomedizin herzustellen. Deswegen war ich sehr dankbar etwas über diese Gebiet lernen zu können.
Während ich in Genua war, war zufälligerweise gerade die Biophysikalische Woche. Bei diesem Event geht es darum die Kommunikation mit der Wissenschaftlich interessierten Öffentlichkeit zu verbessern. Deswegen werden jedes Jahr ein Woche lang bestimmte Veranstaltungen angeboten. Da ich selber an Science Slams teilnehme (und dieses Blog schreibe) interessiert mich das Thema sehr und ich wollte schauen wie das in Italien umgesetzt wird. Am selben Abend besuchte ich eine Vortragsreihe in einem kleinen Café. Der Besitzer war früher selber Wissenschaftler und hat deswegen seine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Die Vortrage waren zwar alle in Italienisch aber da die Folien sehr gut waren und ich den Tag über ja schon einiges gelernt hatte konnte ich gut folgen. Der Vortragende saß inmitten der anderen und die Vorträge wurden sehr informell bei Getränken und Snacks gehalten. Die Vortragenden waren allesamt erfahrene Wissenschaftler und die Vorträge waren recht seriös. Trotzdem hat mir das Format sehr gut gefallen und es hat mich erstaunt wie viele Leute sich dafür interessieren.
Allerdings bekommt man, wenn man durch die Straßen läuft den Eindruck, dass Italien sich noch nicht ganz von der Eurokrise erholt hat. Dieses Bild zeigt sich leider auch an der Universität. Die Forschungsförderungen sind stark zurückgegangen und die guten Studenten wandern an ausländische Universitäten ab um dort zu promovieren. Es wurde zwar versucht, dem etwas entgegen zu wirken in dem man z.B. in Genua ein neues sehr gut ausgestattetes Zentrum für Nanotechnologie errichtet hat. Allerdings sehen die restlichen Forschungsgruppen wenig von dem zusätzlichen Geld. Für ein Land, das wie Italien über eine große Wissenschaftsgeschichte verfügt und exzellente Wissenschaftler hervor gebracht hat ist dies sehr schade.
Abschließend wir mir auf jeden Fall ein Restaurantbesuch im Gedächtnis bleiben. Das Englischniveau ist in bekanntermaßen nicht so hoch, aber das wird mit der Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit wieder ausgeglichen. Während ich als einziger nicht Italiener in einem kleinen Restaurant irgendwo in Genua was essen wollte, standen der Koch und zwei bis drei Bedienungen um meinen Tisch und haben versucht mir die Speisekarte zu erklären…
Ich hoffe ich bekomme die nächsten Artikel schnell geschrieben. Freut euch auf Israel, Holland, Südkorea und Japan!
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