Fast 9000km sind verdammt weit. Das andere Ende der Welt ist 20.000km entfernt. Eine Rakete die das schafft, ist schon im Orbit! Und tatsächlich konnte die Semyorka ohne die Bombe den Orbit erreichen, auch dann noch, wenn sie eine Nutzlast von über einer Tonne mit nahm. Und das tat sie dann auch. Der erste Sputnik wog noch 84kg. Der zweite brachte die Hündin Laika in den Orbit und wog 500kg. Der dritte Sputnik war ein erster Forschungssatellit und wog über 1300kg. Eigentlich hätte das der erste Satellit sein sollen, aber die Rakete war fertig und man wollte mit dem Start nicht auf die Fertigstellung des Satelliten warten.
Nun möchte man sich als Kosmonaut nicht in eine 1,3t schwere Kapsel zwängen, wenn noch nie jemand so etwas für einen Menschen gebaut hat. Aber ein Mensch sollte mit der Rakete fliegen und die Raumkapsel war natürlich schwerer als das. Die Rakete brauchte mehr Nutzlast und wir alle wissen, wie das geht. Raketen sind stufenlos unglücklich.
Man entwickelte also noch ein kleineres Triebwerk und setzte eine kleinere, leichtere Raketenstufe an die Spitze der Rakete, zusammen mit dem ersten Raumschiff der Welt, dem Voskhod. Fortan wurde diese Rakete nach dem Raumschiff benannt und auch als Voskhod bekannt. Auf die gleiche Art und Weise kam die Rakete auch zu dem Namen unter dem sie bis heute fliegt: Soyuz.
Das Soyuz Raumschiff war das erste Raumschiff, das an eine Raumstation andocken sollte (die Almaz und ihre zivile Variante Salyut). Dieses Raumschiff war schwerer als das Voskhod. Aber auch dieses mal konnte man durch die Optimierung der obersten Stufe noch etwas mehr Leistung heraus quetschen und somit 6,4 Tonnen in den Orbit bringen.
Die Zukunft des Soyuz Raumschiffes sah am Anfang allerdings nicht sehr schön aus. Der erste bemannte Flug, Soyuz-1, endete für den Kosmonauten an Bord tödlich. Neben einigen anderen Fehlfunktionen wurde der Fallschirm im Vakuum durch Klebstoffdämpfe verklebt und öffnete sich nicht.
Der elfte Flug endete noch tragischer, als 3 Kosmonauten wegen eines geöffneten Ventils erstickten. Vor dem Wiedereintritt wird ein Teil des Raumschiffs durch Sprengbolzen abgesprengt. Damals zündeten mehrere gleichzeitig. Die starke Erschütterung führte wohl zum Öffnen des Ventils. Danach flogen nur noch zwei Kosmonauten in Druckanzügen mit der Soyuz, bis durch neue Anzüge und eine Überarbeitung des Raumschiffs wieder drei hinein passten. Seit dem sind über 130 Flüge des Raumschiffs ohne weitere Todesfälle verlaufen.
Auch die Rakete fliegt bis heute unter dem Namen Soyuz weiter, auch wenn das Raumschiff, die Steuerelektrik und die oberen Stufen immer weiter verbessert wurde. Aber die untere Stufe und die Booster sind noch immer fast die gleiche Technik wie in den ersten Tagen. Nur eine verbesserte Treibstoffeinspritzung wurde 2002 eingeführt, die zu einer etwas besseren Leistung führt.
Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre wurden jedes Jahr ungefähr 80 dieser Raketen gestartet. Eine nie wieder erreichte Startfrequenz. Insgesamt waren es schon über 1600 dieser Raketen. Und trotzdem ist das Ende absehbar, denn der Bau der Rakete lohnte sich vor allem wegen der vorhandenen Fabriken, der Werkzeuge und der großen Erfahrung. Mit der Verbesserung der Technologie, effizienteren Triebwerken und leichteren Raketenstufen ist die Soyuz immer weniger Konkurrenzfähig.
Die modulare Angara Rakete hatte letztes Jahr die ersten beiden Testflüge. Durchaus bemerkenswert für eine Rakete, über die wegen der wirtschaftlichen Katastrophe nach dem Fall der Sovietunion über Jahrzehnte hauptsächlich diskutiert wurde. Aber die Angara wird ein anderes mal zu reden sein.
Es wird schon ein trauriger Tag, wenn die alte Dame irgendwann zum letzten Mal fliegt.
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