Wenn die oberste Schicht der Lava erstarrt ist und immer weiter mit kaltem Wasser aus Schläuchen besprüht wird, kann man darauf laufen – oder besser gesagt klettern, denn es ist rauhes Gelände. Auf diesem rauhen Gelände wurden Rohrleitungen mit Löchern verlegt und auch bis in Bereiche nach vorn geschoben, die man wegen der Hitze noch nicht betreten konnte. Von Innen mit Wasser gekühlt, sind die Leitungen der Hitze durchaus gewachsen und die Löcher verteilen das Wasser großflächig über die Lava.
Die Wassermenge war am Anfang noch klein. Die ersten Versuche fanden mit 100 Liter pro Sekunde statt. Am Ende waren 32 Pumpen mit einer Kapazität von 1000 Litern pro Sekunde im Einsatz. Bei voller Leistung entspricht das fast der Wassermenge, die in Berlin im Durchschnitt die Spree entlang fließt. Ohne ein Meer oder einen mittelgroßen Fluss in der Nähe wird man kaum eine Chance haben.
Als der Ausbruch vorbei war, war die Hafenbucht gerettet. Aber auch ein Teil der Stadt unter Asche und Lava begraben. Sie wurde wieder aufgebaut. Ohne die riesigen Wassermengen kühlt die Lava des Ausbruchs so schnell nicht ab. Sie ist noch immer heiß und die Bewohner machen sich das auch heute noch zu nutze. Es wurde wieder Wasser in die Lava gepumpt, aber diesmal wurde der heiße Dampf aufgefangen und als Energiequelle für die Einwohner der Insel genutzt.
Diese Form der Energienutzung ist nicht nachhaltig. Aber die Lava ist da und kühlt auch von allein ab. Die Häuser sind da und müssen irgendwie geheizt werden. Warum also nicht? Im Lauf der Zeit wird man sich in immer tiefere Schichten der Lava des Ausbruchs vorarbeiten und irgendwann eine andere Lösung finden müssen. Bis dahin ist noch Zeit und es gibt keinen Grund diese äußerst angenehme Form der Energieversorgung vorzeitig aufzugeben.
Es zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht alles ist. Hätte man hier blind auf Nachhaltigkeit bestanden, wäre man blind für die Wärme des Lavastroms gewesen und ihn niemals auch nur angetastet. Denn so schnell wird auf der Insel kein Vulkan wieder ausbrechen und die heißen Lavaströme erneuern. Beim letzten Mal dauerte es Jahrtausende.
Details und Bilder über den Ausbruch, die Arbeiten zum Abkühlen des Lavastroms und die Nutzung der Wärme finden sich in “Man Against Volcano: The Eruption on Heimaey, Vestmannaeyjar, Iceland by Richard S. Williams, Jr., and James G. Moore“.
(Titelbild: Wikipedia, Diego Delso)
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